Charmeoffensive

„Immer, wenn ich mein Heft bei Dir kaufe, gewinnt Union!“
Leni und Judith trifft man an Heimspieltagen des 1. FC Union Berlin lange vor Spielbeginn am ehemaligen Fanshop in der Hämmerlingstraße. Seit der Oberligasaison verkaufen die beiden die Programmhefte fürs Stadion. Sie sind Teil eines Teams aus insgesamt 14 Leuten von der Druckerei VierC und freiwilligen Helfern aus Fankreisen. Feierabend ist, wenn das letzte Heft weg ist oder der Anpfiff ertönt.

 

Wie kommt man zu so einem Job? Eigentlich, sagen die beiden Mädchen, sind sie da eher so reingerutscht. Als Vertretung nämlich, und es sollte auch nur mal für einen Spieltag sein. Improvisiertes hält am längsten. Leni ist wieder und wieder eingesprungen und hat Judith einfach mitgenommen. Wenn viel los ist, erklären sie, ist es alleine nicht zu schaffen. Und wenn wenig los ist, hat man jemanden, mit dem man reden kann. Zuverlässig müsse man sein, meint ihr Chef Jochen Lesching. Kein Mäuschen dürfe man sein, finden sie selbst. Und auch, dass eine große Klappe manchmal nützlich ist. Freche, nicht auf den Kopf gefallene Berliner Kinder.

Es sind Fans, die in Sachen Stadionheft Öffentlichkeitsarbeit übernommen haben. VierC heißt die Druckerei, die seit September 1997 die Stadionhefte herstellt. PROGRAMMierer nennt sich die Gruppe, die redaktionell verantwortlich ist.

Geschrieben, gedruckt und verkauft wird für den Verein im Lizenzauftrag. Das Kostenrisiko trägt die Druckerei. Der Gewinn aus dem Verkauf fließt dem 1. FC Union zu. Am Donnerstag vor dem Spiel werden die insgesamt 5000 Hefte gedruckt. Am Freitag werden sie geliefert. Noch nie, sagt Jochen Lesching, habe er ein Heft in der Grünanlage liegen sehen. Die Unioner schätzen ihre Stadionlektüre.

Während die Heftemacher gerne im Hintergrund bleiben, geben die Verkaufsmädchen dem Ganzen ein Gesicht. Ein hübsches zudem. Judith ist 19 und macht gerade ihr Abitur. Leni ist 21 und arbeitet in der Lohn- und Finanzbuchhaltung. Für sie ist der Verkauf der Stadionhefte vor allem Abwechslung vom Büroalltag, erzählt sie. Man trifft seine Freunde, lernt die unterschiedlichsten Arten von Unionfans kennen und kommt mit den Leuten ins Gespräch. Einer war dabei, erinnert sie sich, der meinte: „Immer, wenn ich mein Heft bei Dir kaufe, gewinnt Union.“ Es gibt so etwas wie Stammkundschaft, und die bedankt sich durchaus mal artig mit Sekt oder einem Osterpräsent.

„Stadionhefte verkaufen heißt, nach einem langen Abend früh aufstehen, die Hefte abholen, nicht die Hälfte verlieren und dann arbeiten, bis nichts mehr übrig ist.“ Leni und Judith müssen bis zu zweieinhalb Stunden vor dem Spiel vor Ort sein. Das Verkaufen selbst dauert unterschiedlich lange, ist vom Wetter abhängig, vom Gegner und davon, wie lange das Monatsende noch hin ist. Anschließend wird ausgezählt, und dann geht es für die beiden Mädchen ab in den Block. Waldseite. Hinters Zuckertor. Da stehen sie, ganz die Töchter ihrer Väter, seit sie laufen können.


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