Schlacht um die Torte

Neues Tourismuskonzept für den Acht-Sterne-Bezirk, Teil 2
Mathis Richter, von Hause aus Werbe- und Markting- Fachmann, hat sich dem touristischen Wohl von Treptow-Köpenick verschrieben.
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Seit vergangenem Mai ist er Geschäftsführer des bezirklichen Tourismusvereins und löste damit die langjährige Chefin Katrin Reiche-Kurz ab. Ende Februar nun hat Richter eine neue Tourismuskonzeption und Marketing- Kampagne für Treptow-Köpenick vorgestellt und zum 1. Tourismusforum in die Eisern Lounge an der Alten Försterei eingeladen. 130 Besucher sind zu dem Termin gekommen, neben Tourismus- Fachleuten, Wirtschaftsvertretern und der Presse waren Mathis Richter sowie Oliver Igel dabei, Bürgermeister von Treptow-Köpenick, und – nicht zu vergessen – Burkhard Kieker, Geschäftsführer von visitBerlin, dem Tourismusportal der Hauptstadt. Es ist ja nichts Neues: Aber die drei Personen und auch der Wirtschaftsjournalist Gerald Meyer vom rbb, der den Auftritt moderierte – das soll Kompetenz vermitteln. Ähnlich die später herausgegebene Presseerklärung, in der gleich eingangs klargestellt wird:
„Der Berliner Südosten wird seine touristischen Entwicklungspotenziale künftig noch konsequenter und professioneller ausschöpfen.“
Das klingt zupackend, forsch und nach einem Plan. Dahinter steht denn auch die Tourismusstrategie 2015–2025, damit sind Entwicklungsprojekte gemeint, die sich in den kommenden zehn Jahren entfalten sollen. Tatsache ist: In Sachen Tourismus prangt in Berlin eine fette Torte auf dem Tisch, von der jeder ein Stück abhaben möchte. Denn ohne Zweifel sind die Touristen in der Stadt, allerorten hört man babylonisches Sprachgemisch: englisch, spanisch, italienisch, japanisch usw. Zwölf Millionen haben allein im vergangenen Jahr den Rollkoffer über das Berliner Pflaster gewuchtet. Jeder Einzelne von ihnen, so hat es die auf die Tourismusbranche spezialisierte Beraterfirma dwifconsulting errechnet, jeder Einzelne gibt pro Tag 200 Euro aus. Die Umsätze, so die Berater, haben 2014 erstmals die Zehn-Milliarden-Marke geknackt. Diese Summe teilen sich vor allem das Gastgewerbe, das knapp die Hälfte vom Kuchen abbekommt, mehr als ein Drittel verleibt sich der Einzelhandel ein, den Rest von immerhin noch 1,8 Milliarden Euro klauben weitere Dienstleister zusammen. Das hört sich alles sehr großartig an, der Senat schmückt sich mit der Beliebtheit der deutschen Hauptstadt und auf den Wirtschaftsseiten werden die Zahlenkolonnen besonders dick gedruckt. Durchaus zu Recht. Von ihren täglichen 200 Euro verprassen die Berlin-Touristen in Treptow-Köpenick nur 35 Euro!

Das Köpenicker Tortenstückchen ist zu klein

Bedauernswert an dieser Tortenschlacht ist aus Sicht von Oliver Igel und Mathis Richter jedoch, dass die Reisenden ihre Euro, Yen und Dollar in der City lassen und sich nur wenige samt ihrem dicken Portemonnaie nach Treptow-Köpenick verirren. Sicher, es gibt welche, die gezielt in die Altstadt kommen, das Schloss besichtigen und auf den Spuren des Hauptmanns unterwegs sind. Sicher springt im Sommer auch einmal der eine oder andere in den Müggelsee. Aufs Jahr gesehen sind das bloß rund 250.000 Gäste, und von den täglichen 200 Euro verprassen sie in Treptow-Köpenick auch nur 35 Euro. Dass dieses Tortenstückchen zu klein ist, sieht jeder ein. Da braucht man kein Tourismus-Experte zu sein. Und dass ein Werbe- und Marketing-Spezialist wie Mathis Richter, der die Tourismuszahlen im Bezirk auf Vordermann bringen soll, daran etwas ändern möchte, ist auch mehr als verständlich. Also machte er sich im Herbst auf Wunsch der bezirklichen Wirtschaftsförderung daran, eine Marke zu entwerfen. So entstand ein neues Logo mit touristischem Wiedererkennungswert: Vor rotem Hintergrund und einem stilisierten Brandenburger Tor ist der weiße Schriftzug zu lesen: dein Treptow- Köpenick. Das soll Aufmerksamkeit und Interesse wecken. „Touristische Zentren wie Tirol und der Spreewald kamen auch einmal mit ihrem Logo neu heraus“, sagt Richter. „Aus einem unbekannten Schriftzug wurde eine allseits geschätzte Marke. Heute ziehen sie von überall Besucher an. Das ist auch unser Ziel.“ Natürlich will solch eine Marke mit Inhalt gefüllt sein. Leitthemen mussten her, in diesem Fall acht Stück, die aus „deinem Treptow-Köpenick“ in Form eines kleinen Werbegags eine „Acht-Sterne- Region“ machen. „Wasser genießen“, „Natur erkunden“, „Freizeit gestalten“, „Kultur verstehen“, „Stadtviertel besuchen“, „Szene entdecken“, „Events erleben“ und „Business im Grünen“ nennen sie sich im Einzelnen. Der Internetauftritt hat in diesem Zuge auch gleich einen Relaunch erhalten.

Es ähnliches Image wie Venedig

Die drei Sterne, die in der Marketing- Kampagne am hellsten leuchten, sind, wie Richter meint, die Bereiche Wasser, Natur und Kultur. „Berlin wird als Weltmetropole am Wasser wahrgenommen. Es liegt zwar nicht am Meer, hat aber ein ähnliches Image wie Venedig.“ Die zweite Attraktion des Bezirks seien die Wälder am Stadtrand: naturbelassen und unberührt.
„Warum soll Treptow-Köpenick als wasser- und waldreichster Bezirk der Stadt damit nicht in die Offensive gehen?“
Die Wälder, sagt er, würden sich zum Wandern ebenso wie zum Radfahren eignen. Gerade bei Touren mit dem Drahtesel sieht Richter ein riesiges Potenzial. „Touristen kennen keine Grenzen, Radtouren ins Brandenburgische Dahme-Seen- Land sind vom Wegenetz her kein Problem mehr.“ Eine Kooperation zwischen Treptow-Köpenick und der Nachbarregion ist in der Lounge des Union-Stadions vereinbart worden.
Hier gehts weiter zum zweiten Teil.

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