Ich krieg die Krise

Lasst uns gemeinsam „die Krise“ haben.
Na gut, „es läuft schlecht“. Zumindest wird uns das gesagt. Oder habt ihr es etwa noch nicht gehört? Es geht uns beschissen. So beschissen wie „seit dem zweiten Weltkrieg“ nicht mehr! Und alle, die es dann doch noch irgendwann mitbekommen haben, jammern plötzlich „besseren Zeiten“ nach und keiner wills gewesen sein. Besonders nicht „die, die es wirklich waren“.

Aber Moment mal, halt! Was ist eigentlich los? Worum geht es? Wovor haben wir denn nochmal Angst? – Davor, bald „kein Geld“ mehr zu besitzen? – Diesen schwammigen Zustand, den die meisten von uns sowieso schon immer kennen? Ich weiß nicht. Ich bin so mittel beunruhigt. Manchmal auch überhaupt nicht. – Zwischendurch bin ich sogar mal sauer. Auf „all die Banker, Zocker, Börsenfatzkes“, die uns „das“ eingebrockt haben. Naja und natürlich auf „die da oben“. Genau so schön schwammig, wie die Panik, die „ihr“ da gerne bei mir sehen würdet.

Ein Universum aus Anführungsstrichen, Kollegen, merkt ihr das?

Und wenn schon. „Ihr“ lasst euch doch von „dem“ nur allzu gern ablenken – mit Abwrackprämie und 1,25 Prozent mehr Lohn ab 2094 für alle Bohrinsel- Piloten, mit „Dschungelcamp“ und „ExplosivBrisantExklusivTaff“ und Senkung der Krankenkassen- Jahres-Beiträge um 36 Cent für jeden über 80, mit einer weiteren Mindest-Lebenserwartung von 40 Jahren. – Boah, das nervt doch! Weil es so durchschaubar blöd ist, dass ich davor Panik kriege und dann...

Manchmal verlier ich in letzter Zeit den Faden beim Schreiben oder Lesen und denke: Was war nochmal? – Ich glaube, das liegt an der Krise. Sie macht mich fertig. Ich komme einfach nicht mehr klar. Mein Rücken zum Beispiel – die Krise. Mein Raucherhusten – die Krise. Dass ich meinen Hund trete – die Krise. Dass ich momentan eigentlich jeden Tag ’ne Party feiern müsste – weil das Leben toll ist und lauter geile Sachen passieren – es aber nicht tue – die Krise!

Merkt ihr was? „Es“ hat uns bei den Eiern, dieses unbestimmte Etwas. Dieses Monster an der Kinderzimmerwand, das jede Nacht wieder auftaucht, sich aber vielleicht als Schatten des blühenden Apfelbaumes vor dem Fenster erweist. Wer weiß das schon?

Es läuft immer mal besser oder schlechter. Dabei ist „sich bei den Eiern haben lassen“ vollkommen bekloppt, wenn man den Sack einfach nur rausziehen müsste! – Und wie hat der kluge Herr Murphy mal gesagt? „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein erwünschtes Ereignis eintritt, steht in umgekehrtem Verhältnis zur Stärke des Wunschs.“ Genau anders herum verhält es sich mit den unerwünschten Ereignissen.

Also Leute - Ich bin dann mal weg und krieg die Krise, okay? Ich meine, ich muss mich ja nicht mein ganzes Leben dem Sog der Menge entziehen. Irgendwann ist auch mal gut. Ich klink mich ein, bin dabei, mach mit.

Lasst uns gemeinsam „die Krise“ haben.

Wir alle. Auch „du“!


Der Titel der Maiausgabe #103 Editorial

Do you wanna Wonnemonat?

Wenn man also schon Bauernregeln Glauben schenkt, kann man das getrost auch mit dem Volksmund so halten. Und dieser ordnet...

Alfs Allerlei

Tipps und Tricks, um zu werden wie Alf Ator

Auszug aus dem bald erscheinenden Handbuch Die Frisur: ALF ATOR selbst hat einen so genannten Mandschu-Zopf. Doch auch mit einer anderen...

Christian Arbeit im leeren Stadion an der Alten Försterei Turnbeutel

Ein Jahr ohne Stadion. Ein Jahr ohne Union?

Foto: Stefanie Fiebrig Bei Union haben sich unterdessen zwangsläufig Dinge verändert, und vielleicht ist manches davon sogar gut. Mit Christian Arbeit,...