Ein Tag wie jeder andere

Kulinarische Weltreise – mit den Großen der Welt zu Tisch
Angela Merkel ist früh auf den Beinen. Der Tag hat nur 24 Stunden und sie hat viel zu tun. Peter Altmeier reicht einen kleinen Teller mit Käsebrötchen. „Limburger, riecht streng, aber sehr lecker! Hab ich selbst geschmiert.“ „Das weiß ich doch, mein Bester. Ich würde wohl verhungern, wenn ich dich nicht hätte.“ Peter Altmeier freut sich.

Kim Jong un hat richtig Kohldampf. Er schaut auf Großvaters Uhr an seinem Handgelenk. Kein Wunder, schon Mittag. Den halben Tag musste er stillsitzen, damit sein Friseur das mit den Haaren ordentlich hinbekommt. Der Figaro hat ganze Arbeit geleistet. Kim ist zufrieden. Auf dem Weg zur Kantine, sagt er im Kontrollzentrum bescheid. „Ich muss erst mal was essen, hab richtig Kohldampf. Was gibt‘s denn heute?“ „Reis mit Sauce süß/sauer!“ „Lecker! Hat mir gestern schon geschmeckt. Könnte ich jeden Tag essen. Und falls der Ami provoziert – keine Atombombe bevor ich wieder da bin! Also bis gleich, Genossen!“ „Mahlzeit, Genosse Vorsitzender!“

Katrin Göring-Eckart mampft lustlos ihr 12-Korn-Brötchen zum Früchtetee.

Emine Erdogan rührt in ihrer Tasse und schaut zum anderen Ende der Tafel hinüber. „Kannst du mir mal verraten, Recep, warum du noch immer jeden Tag beim Frühstück die Zeitung lesen musst?“ Ihr Mann trifft sie mit einem verständnislosen Blick. „Na ich muss doch schließlich wissen, was unsere Journalisten schreiben!“ Ein langes Schweigen liegt wie ein tiefer Abgrund zwischen ihnen. Vorsichtig stellt Frau Erdogan ihre Tasse ab. Erst dann bricht endlich ein befreiendes Lachen aus beiden heraus.

Wladimir Putin sitzt konzentriert an seinem Schreibtisch. Sein Tag begann in aller Frühe mit 12 Spiegeleiern auf einem blutigen Steak. Nun blickt er auf die Schachfiguren, die vor ihm stehen und er fragt sich nicht zum ersten Mal, ob man gegen sich selbst verlieren kann, ohne sich klammheimlich gewinnen zu lassen.

Vor allem aber überlegt er, wen er wohl bei der Bundestagswahl in Deutschland zum Sieger machen sollte. Merkel ist ihm vertraut und in allem sehr vorhersehbar. Schulz sieht besser aus. Er muss es noch nicht heute entscheiden. Kurzentschlossen zieht Putin den weißen Läufer. Schach.

Martin Schulz schaut in den Spiegel. Er sieht Martin Schulz. „Hundert Prozent, mein Lieber, das musst du mir erst mal nachmachen!“ Der Mann im Spiegel sieht zufrieden aus. Er schließt das Sakko, macht eine ernste Miene und hebt die rechte Hand zum Schwur: „So wahr mir Gott helfe.“ Nein, das klingt zu beiläufig. „So wahr mir Gott helfe!!“ Um Himmelswillen, nur nicht übertreiben! „So wahr mir Gott helfe!“ Ja, so könnte es gehen.

Horst Seehofer ist nervös. Er hat den Münchner Merkur von vorn bis hinten durchgeblättert – nichts. Die Süddeutsche, Fehlanzeige. Der Appetit ist ihm vergangen. Eilig sucht er im Internet seinen Namen – Fassbieranstich in Augsburg, Schützenverein in Wunsiedel, Besuch der Grenzstation bei Passau – alles uralt, die Neuigkeiten der letzten Woche.

Entschlossen greift er zum Telefon. „Grüß Gott! Seehofer! Den Chefredakteuer, wenn ich bitten darf! Ja servus! Der Horst. Also, nur weil du danach fragst, mein Tag beginnt immer mit einer kräftigen Brotzeit, selbstverständlich mit leckerer Weißwurst, süßem Senf und einem großen Weißbier. Und dann rufe ich die Angela an und gebe ihr den Tagesbefehl aus München. Das bleibt aber unter uns. Davon möchte ich morgen nichts auf der ersten Seite lesen.“

Und dann rufe ich die Angela an und gebe ihr den Tagesbefehl aus München.

Donald Trump freut sich wie ein Kind. „Schokoladenkuchen zum Kaffee! Lecker! Ivanka, mein Schatz, das hast du großartig gemacht!“ „Darf ich mir von meinem Sugardaddy etwas wünschen?“ „Alles was du willst, mein Goldstück, alles was du willst!“ „Dann mach mal Bomben wegen der Babys!“ „Der Babys?“ „Im Iran. Oder in Irak? Na die Babys von dem Gas von dem Diktator.“

Der Präsident beißt in seinen Schokokuchen. Über die Wechselsprechanlage ruft er die Dame im Vorzimmer. „Macht mal Bomben, wegen der Babys und schickt mir den Kerl von der CIA rein!“ Im selben Augenblick klopft es an der Tür. „Sie haben gerufen?“ „Ja mein Freund, nun verraten sie mir doch mal Eines, was bekommt eigentlich der Putin zum Frühstück?“

Katrin Göring-Eckart mampft lustlos ihr 12-Korn-Brötchen zum Früchtetee. Die Prognosen sind im Keller. Draußen ist es grau statt grün und ein kalter Wind weht durch Berlin. Im Radio berichten sie gerade von US-Raketen auf Syrien. Ein Lächeln huscht durch ihr Gesicht. Vielleicht wird es ja doch noch ein schöner Tag.


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