„Alles neu macht der Mai“ heißt es in einem bekannten Kinderlied. Vielleicht herrscht deshalb so emsiges Treiben auf dem Gelände an der Wuhlheide. An allen Ecken wird gehämmert, gesägt und gebohrt. Den scheinbaren Ruhepol dazu bildet Mellowpark-Urgestein und Mitbegründer Jens Werner, der nach außen hin entspannt auf einer Bank sitzt und mit wachem Blick das Treiben verfolgt.
Vor gut einem Jahr hat das Bezirksamt den Nutzungsvertrag für das 63.000 Quadratmeter große Areal in bester Spreelage bis mindestens 2035 verlängert. Ein neuerlicher Umzug nach 2010 ist damit abgewendet. Dass der 1. FC Union, direkter Nachbar vom Mellowpark, erst einmal nicht in die Bundesliga aufsteigt, dürfte ebenfalls so manche Sorgenfalten geglättet haben – obwohl man es hier sonst natürlich mit den Eisernen hält. Zu groß war dennoch die Gefahr, dem geplanten Nachwuchsleistungszentrum der Kicker weichen zu müssen. Mittlerweile steht der Bruno-Bürgel-Weg als Standort dafür fest.
Ausschlaggebend für die Vertragsverlängerung war die „Vision 2024“: Ein Fünf-Punkte-Plan für den Ausbau und die Modernisierung des Mellowparks mit dem Ziel, Berlin zur BMX-Hauptstadt Europas zu entwickeln. Der erste Meilenstein ist die Errichtung des „BMX Superparks“ im Sommer. Ein ambitioniertes Projekt: Vom Fahrgefühl und von der Bauweise her anspruchsvoll soll er sein. Niemand wird ausgeschlossen. Vielseitigkeit ist das Zauberwort. Ein 8-jähriger Amateur solle genauso Spaß haben wie ein alter Hase, glaubt Jens Werner.
Der alte Park auf dem Gelände des VEB Kabelwerks Köpenick ist über zehn Jahre organisch gewachsen. Dessen Herzstück war der ständig umgebaute Rampenpark. Dieser natürliche Entstehungsprozess fehlt. „Jetzt stellen wir da plötzlich zack, eine Bombe hin.“ Sieben Jahre hat es trotzdem bis zum baufertigen Entwurf gebraucht. Eine Budgetvorgabe gab es nicht, die einzige Bedingung lautete: Er muss aus Holz sein – so wie der alte Park.
Auf der Crowdfundingplattform Startnext will man demnächst für den „BMX Superpark“ innerhalb von fünf bis sechs Wochen 240.000 Euro sammeln – eine unüblich hohe Summe für Schwarmfinanzierung. Seit einem halben Jahr treffen sich die fünf ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder deshalb wöchentlich, um die Kampagne durchzuplanen.
Schließlich bildet das Projekt den Startschuss für eine Reihe an umwälzenden Veränderungen – und damit für ein neues Gesicht vom Mellowpark. Im Fokus des Vereins steht die Jugendarbeit. Wenn das Leistungszentrum steht, ist hier auch Deutschlands BMX-Elite dauerhaft zu finden. Die Disziplin BMXRacing ist seit 2008 olympisch, Freestyle kommt 2020 oder 2024 dazu.
Die Unterschiedlichkeit der beiden Disziplinen steht dabei sinnbildlich für die Herausforderung, der sich der Mellowpark stellen muss. BMX-Race war schon immer regulierter Sport. Gerade Freestyle stehe aber von Natur aus für das genaue Gegenteil von Leistungssport: keine Vereinsmeierei, keine Trikots, keine Trainer.
„Bisschen Punk Rock, bisschen Olympia, bisschen Jugendkultur“
beschreibt Jens Werner das künftige Bild des Parks.
Entscheidend für die Crowdfunding-Kampagne wird die richtige Kommunikation sein. Bislang sei der Mellowpark „keinem auf den Sack gegangen“. Als 2012 der Basketballplatz von Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks eingeweiht wurde, gab der Mellowpark nur eine kurze Meldung raus. Für eine erfolgreiche Finanzierung dürfte das nicht reichen. Immerhin sollte die Unterstützung durch die Aktiven gewiss sein. Bei den freedombmx-Awards, ein Leserpreis von „Deutschlands größtem BMX Magazin“, gewann der Mellowpark seit der erstmaligen Verleihung 2012 jedes Jahr in der Kategorie „Lieblingspark des Jahres“.
Die Musiker Modeselektor, Siriusmo, Romano und Kai Lüftner sind im Mellowpark groß geworden. „Da hoffen wir natürlich auch auf schöne Ideen für unsere Kampagne, sollten die dazu was machen“, so Jens Werner. Am Ende erfüllt sich hoffentlich ein altes Mellowpark-Credo: „Mit Freunden wat Fettes auf die Beine stellen.“
Crowdfunding auf startnext.com