Rückwärts in die Zukunft

beant Was sehen Sie, wenn Sie jetzt in Ihre Zukunft schauen? Sehen Sie sich glücklich mit Partner(-in) und Kinderschar beim Grillen im Garten am nächsten Wochenende oder eher genervt im Auto, im allmorgendlichen Stau? Fantasieren Sie eine relaxte Version von sich bar aller finanziellen Probleme beim Chillen am Strand in Thailand nächsten Winter? Oder eher gelangweilt vor der Glotze? Die Formen unserer Zukunftsvisionen sind zahlreich und deren Variationen schier unendlich. Doch genau genommen ist die Zukunft ein Buch mit sechs Siegeln für uns. Nicht umsonst ist jeder, der sich als Hobbyastrologe outet, auf der nächsten Party der Mittelpunkt des Interesses, verspricht uns doch (zumindest) die (Vulgär-) Astrologie eine Prognose des Morgen. Nicht umsonst lassen wir nicht unversucht, unsere Zukunft zu planen, zu strukturieren und abzusichern. Zukunft ist Gegenstand unserer Träume und Visionen, ist Gegenstand von Fantasie und Projektion, von frohem Erwarten und bangem Hoffen. Doch ist Zukunft vor allem, was wir ob unseres all zu Geschäftigen Tuns meist übersehen: unbekannt und damit nicht kontrollierbar. Gerade deshalb bietet sie eine wunderbare Projektionsfläche für all die bunten Bilder und Spezialeffekte, die unser Geist zu bieten hat. Eigentlich, so sollte man glauben, bewegen wir uns ja von der Vergangenheit vorwärts in der Zeit. Während diese hinter unserem Rücken zur Vergangenheit wird, befindet sich das, was wir gemeinhin als Zukunft bezeichnen, vor uns. Tatsächlich jedoch setzen wir uns nur selten der Ungewissheit der Zukunft aus. Vielmehr bewegen wir uns rückwärts gehend in die Zukunft. Denn wenn wir uns umdrehen und in unsere Vergangenheit schauen, können wir wenigstens etwas sehen. Hier finden wir scheinbare Sicherheit und Vorhersagbarkeit, die uns in vieler Hinsicht weniger beängstigend erscheint als die nagende Ungewissheit des Nichtwissens, mit dem uns der nächste Moment konfrontiert. So ist unser Morgen oft nicht mehr als eine in die Zukunft projizierte Version des Gestern. Ja, ich weiß, Sie glauben, Sie hätten ihre Zukunft im Griff. Sie glauben, Sie hätten die Kontrolle, Ihr Leben entsprechend Ihres Planes zu gestalten, ja zu erschaffen. Aber woher glauben Sie das zu wissen? Woher nehmen Sie die Sicherheit? Von der Lebensversicherung, die Sie vor drei Jahren abgeschlossen haben? Nein! Sie glauben dies, weil sich Ihr Leben bis zu diesem Punkt auf eine Art und Weise entfaltet hat, die Ihnen erlaubt mit vorauszusagen, dass auch morgen die Sonne im Osten auf und im Westen untergehen wird. Diese Sicherheit nehmen sie aus der bisherigen Erfahrung, dass dies auch die letzten, sagen wir, 12045 Tage ihrer bisherigen Existenz so war. Also aus der Vergangenheit. Zweifelsohne hat dies einen nicht zu unterschätzenden Gebrauchswert. Auf der anderen Seite ist die Vergangenheit niemals frisch. Die Vergangenheit ist tot und alle bisherigen Reanimationsversuche endeten seit Menschengedenken im Desaster. Denn mit den Toten bleibt uns gemeinhin nur Folgendes zu tun: Wir achten sie, geben ihnen einen Platz in unserem Herzen und lassen sie dann los. Gelänge uns dies mit unserer Vergangenheit, wie viel unserer gebundenen Energie würde frei für fortwährende Entfaltung der Möglichkeiten, die unsere Zukunft ist und die uns zur aktiven Anteilnahme einlädt? Wow! Diese Haltung kann zu einem Wind werden, der uns frisch und lebendig in die Zukunft befördert und uns jeden Moment als ein Geschenk umarmen lässt. Und das sind doch wahrhaft gute Neuigkeiten, oder? In diesem Sinne Ihr Beant Singh Hergo

Psychologin Gesine Hörsturz Glosse

Leben ohne Maulbeerblatt

Collage: Andreas Hartung Die Redaktionstelefone (es sind insgesamt eines) klingeln heiß. Das Maulbeerteam steht zu seiner Verantwortung und hat keine Krankenkassenkosten...

Aktuell, Kommentar

Kam ein Vogel geflogen

Es scheint zu den Grundqualitäten eines ordentlichen CDU-Politikers zu gehören, blühende Landschaften zu sehen. Allein der Glaube soll ja Berge...

trio Shorts

07.01. und 08.01. Gerhard Schöne in Treptow-Köpenick

Komm herein in das Haus – Sonderkonzert für einen Liedermacher, Orgel und Saxophon

Die Kirche ist ein offenes Haus...