Feiertage waren bisher für mich immer etwas Beständiges. Tage, an denen in aller Regel vor vielen vielen Jahren etwas Besonderes passiert ist und die deshalb frei bleiben sollen, damit man sich an das Vergangene erinnert. Die meisten dieser Feiertage haben einen religiösen Hintergrund, den ich – wie viele meiner Altersgenossen – in den meisten Fällen gar nicht richtig betiteln kann. In unserer postreligiösen Gesellschaft ist es demnach durchaus angebracht, moderne Feiertage zu etablieren.
Innovation Made in Berlin (weil wo auch sonst)
Berlin geht mit gutem Beispiel voran und erschafft einen neuen, modernen Feiertag. Der „Frauenkampftag“, der in diesem Jahr das erste Mal als gesetzlicher Feiertag gefeiert wird, ist dabei im Grunde sogar eine Erfindung der Berliner. Das erste Mal fand der Frauenkampftag vor ziemlich genau 108 Jahren statt. Er wurde beim zweiten Treffen des Weltbundes für Frauenwahlrecht in Kopenhagen beschlossen.
Gegründet wurde die Organisation, die an bahnbrechenden Strukturveränderungen in der Europäischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts beteiligt war, aber ein Jahr zuvor in Berlin. Von daher kann man die Wurzeln dieses Tages durchaus hierzulande verorten.
Feiertag im Schnellverfahren
Es ist das erste Mal, dass ich die Einführung eines Feiertags miterlebe und ich frage mich, ob das immer so schnell geht: Noch im Januar wurde darüber diskutiert, im Februar wurden entsprechende Papiere unterschrieben und im März steht nun der Tag an.
Da soll nochmal jemand über die Berliner Politik meckern.
Aber natürlich kann man auch unabhängig der Geschwindigkeit dieses Feiertagsvorhabens die Abgeordneten hier kritisieren. Es wäre ja sonst auch irgendwie nicht Berlin.
Das große Eierschaukeln
Offenbar scheint im Senat nämlich die Überlegung zu herrschen, dass das Frauenwahlrecht ja bereits besteht und man deshalb am Weltfrauentag genüsslich die Eier schaukeln kann. Denn führende Politiker - unter anderem der regierende Bürgermeister Herr Müller - nehmen sich augenscheinlich selbst mal eine Auszeit von ihrem harten Job. Dabei gäbe es doch so vieles, worüber man an diesem Tag sprechen könnte!
Man könnte einen Aktionstag gegen häusliche Gewalt planen, sich endlich mal ernsthaft mit der Gender Pay Gap befassen oder einfach nur über Geschlechterrollen aufklären. Angesichts aktueller Fettnäpfchen, in die selbst auf bundespolitischer Spitzenebene derzeit unverhohlen reingesprungen wird, hätte die Berliner Politik hier die Chance gehabt, einen runden Tisch zu besetzen und mit Symbolkraft zu zeigen, wofür Berlin steht.
Stattdessen freut man sich einfach nur über den freien Tag und verpasst es, hier eine moderne Tradition einzuführen, die im Wesentlichen sehr viel zeitgemäßer wäre, als das Gedenken an biblische Geschichten.
Natürlich braucht man keinen Feiertag, um an bestimmte Dinge zu denken, sich zu erinnern oder zu mahnen. Aber wenn wir ihn schon haben, dann können wir ihn doch eigentlich auch entsprechend nutzen - schaden würde es sicher nicht.
Hätte, hätte Fahrradkette...Vielleicht wäre England ein 2. mal Weltmeister geworden, hätte man auf Talente wie Stephen Percival Harris setzen können....
16. Juni 2014VonHolger ClaaßenKommentare deaktiviert für Up the Irons