Psychedelische Muster und optische Täuschungen
Tape Art ist eine junge Kunstform, der „Pinsel“ ist hier das klassische Klebeband.Der Stil basiert auf vielen kleinen Klebeband-Schnipseln, die zusammen ein Bild ergeben. Je winziger die Klebeteile, desto dreidimensionaler lässt sich arbeiten und desto mehr entsteht ein Flow, der das Kunstwerk wie Malerei wirken lässt.
Psychedelische Muster und optische Täuschungen durch neonfarbene oder schwarz-weiße Tapes, dazu ein Mix aus künstlichem und natürlichem Licht, hinterleuchtete Bilder und Skulpturen verwandeln die alte Industriehalle in eine Spielwiese grenzenloser Phantasie.
Die größte Skulptur der Ausstellung ist aus dem herkömmlichsten aller Klebebänder entstanden: transparentem Paket-Klebeband.Tape Art gehört zu den visuellen Künsten. Was im digitalen Bereich Videomapping ist, ist auf analoger Ebene die Tape-Kunst.
Auf spröden Häuserwänden, Mauern oder Zäunen entstehen eigene Kunstwerke, die den Ort aufwerten. Was im Kleinen und auf Papier begann, ist mittlerweile zur Umweltkunst geworden, die allerdings auch indoor optische Zaubereien möglich macht. Initiiert wird das Ganze von „Tape That, einem Künstlerkollektiv von sechs jungen Künstlern.
Seit 2012 organisieren und platzieren sie ihre Tape Art weltweit, u.a. in Vietnam, Saudi Arabien, Namibia, Nordirland oder London. Auch an vielen deutschen Orten wie auf dem Reeperbahn-Festival oder dem Ibug-Festiva in Leipzig waren sie dabei und knüpfen mit ihren Klebetechniken ihr globales, echt sichtbares Netzwerk.
Tapes aller Coleur und Bandbreiten
Die erste eigene Ausstellung, die Tape Art Convention, fand 2016 in der Neurotitan Gallery in Berlin mit neun Künstlern statt. Seither ist das Fest gewachsen, in diesem Jahr sind mehr als 30 deutsche und internationale Künstler beteiligt, z.B. Buff Diss, der in den Neunzigern auf den Wänden und Straßen in Melbourne begann.
Das getapte Bild von Turnschuhen des Künstlers Slava Osinski (44) erinnert an ein Ölbild, dessen Dreidimensionalität wie eben bei den Klassikern erst durch Abstand wirksam wird. „Ich habe an einer Kinderkunstschule Malerei gelernt und später Architektur studiert.
In Deutschland habe ich eine Druckerlehre absolviert und dort verschiedene Techniken wie die Schablonentechnik, optische Halbton-Raster- oder Matt- und Glanzlack-Effekte kennengelernt“ erklärt der gebürtige Ukrainer seinen Werdegang.
Seit 2016 ist die Convention auch interaktiver und diverser geworden. Fast täglich finden Workshops statt, die mit einer Führung beginnen, um das technische Handwerk zu vermitteln, die Sprache der Künstler zu unterscheiden und zu eigenen Werken zu inspirieren. Danach kann man unter Anleitung der Tape That-Jungs selbst gestalten, Tapes aller Coleur und Bandbreiten lassen der Phantasie freien Lauf. Denn wer klebt, der lebt!
Ort: Napoleon-Komplex, Modersohnstraße 35 - 45
Infos: www.tapeartconvention.com