Angriff auf das Wohlbefinden

Eine blaue Linie alarmiert die Friedrichshagener
Für den nördlichen Müggelseeanwohner könnte das Leben herrlich sein. Wenn er nach einem langem Tag im Büro der schmutzigen Großstadt den Rücken kehrt und entlang der bunten Schaufenster über die Bölschestraße heimwärts schlendert, erwarten ihn Ruhe und Frieden im trauten Heim und im besten Falle ein leckeres Abendbrot auf dem Balkon – nicht selten gar im eigenen Garten. Sollte nichts besonderes im Fernsehen laufen, schnappt sich Vati gern die Mutti und entführt sie zu einem Abendspaziergang inklusive Gastronomiebesuch und romantischem Sonnenuntergang am Seeufer. Alles was folgt, ist Privatsache.
Fluglaerm
Illustration: Sebastian Köpcke
Andernorts weiß man natürlich auch das Leben zu genießen, allerdings wird es dort seit langem von imaginären Schatten bedroht, die dereinst Flugzeuge im Minutentakt lautstark und drohend über ihre Behausungen werfen werden. Seit Investoren und Flughafenbetreiber die Politik auf einen Ausbau des Flughafens Schönefeld verpflichtet haben, hat es sich für viele Anwohner mit der ungetrübten Lebensfreude erledigt. Entlang der geplanten Flugrouten organisieren sie seit Jahren erbitterten Widerstand gegen das Großprojekt. Zwischenzeitlich drohte es im Sumpf der Korruption zu versinken. Da jedoch niemand einen so fetten Fisch freiwillig vom Haken läßt, wurde emsig weiter geplant und in Beton gegossen. Wie bei allen Bauvorhaben dieser Art waren die Kritiker von Anfang an die Dummen. Sie würden im Gestern leben und dem Fortschritt im Wege stehen. Berlin müsse endlich mit London, Paris und New York auf gleicher Augenhöhe fliegen. Dass der hochmoderne High-End-Flughafen für die Berliner S-Bahn im Winter wohl unerreichbar ist, macht den besonderen Charme der Hauptstadt aus. Das Richtfest ist lange vorüber, in gigantischen Dimensionen steht das Hauptgebäude weithin sichtbar im märkischen Sand und urplötzlich gibt es neue berlegungen zu den Flugrouten. Natürlich aus Fragen der Flugsicherheit – versteht sich. Wer hätte das auch vorher wissen sollen? Auf einmal müssen viele Berliner und Brandenburger schmerzhaft erkennen, dass es ihnen ihre Volksvertreter wieder einmal ordentlich besorgt haben und dass Billigflüge nach Teneriffa künftig nicht nur ihr Vergnügen sondern auch ihr Fluch sein werden. In dieser Weise sorgt nun auch ein neuer Routenplan unter den Friedrichshagenern für Unruhe. Einer Karte mit den vertrauten Umrissen des Müggelsees zeigt eine blaue Flugroute, die diagonal das Naturschutz- und Erholungsgebiet durchschneidet. Als wäre dies nicht Provokation genug, teilt sich die Linie über dem Wasser. Während es zum Einen weiter geradeaus in Richtung Rahnsdorf geht, schlägt ein Ableger einen scharfen Haken und nimmt Friedrichshagen direkt ins Visier, um geradewegs darüber hinweg nach Norden zu entschwinden. Stadtrat Schneider (Die Linke) hat gegenüber der verantwortlichen Fluglärmkommission mit klaren Worten interveniert. Dennoch sollten die Betroffenen schleunigst selbst ihr Augenmerk auf diese Entwicklung richten. Andernfalls darf es sie nicht wundern, wenn ihnen künftig beim Frühstück im Freien regelmäßig die Butter vom Brot fliegt. Hier kann man aktiv werden! Update vom 04.04. Auf der Seite des Bürgervereins Friedrichshagen kann man sich einen berblick zu den Planungen und Terminen im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Anwohner verschaffen. Update vom 02.04. mit Kartenansicht der geplanten Flugrouten und Download für Unterschriftensammelbögen

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