Dichter.dran oder Ganz.weit.weg?

Kinder zieht (Euch) um! Lachte es mich vom Plakat aus an und prompt kamen Kindheitserinnerungen in mir auf. Der Umzug des Köpenicker Sommers gehörte in den 80er Jahren zu einem festen Bestandteil der jährlichen Höhepunkte. Jedes Jahr lief ich verkleidet mit meiner Schwester Hand in Hand im Umzug mit, warf Blumen und sammelte Bonbons. Die Erinnerungen daran haben sich bei mir so positiv eingeprägt, dass ich sofort begeistert war von der Idee eines Kinderumzuges bei dichter.dran.

Ich glaube, dass die Kinder etwas brauchen, um sich mit ihrem Heimatort zu identifizieren – welche tollen Workshops oder Projektwochen in Schulen und Kitas könnten den Umzug gestalten? Unsere Kita war Vorreiter und nahm am 1. Hasemann-Umzug mit ihrem Sommerprojekt „Die Raupe Nimmersatt“ teil. Aber ach, nur eine handvoll Teilnehmer standen am Startpunkt. Und während des Umzuges verlor man auch schon wieder einige Teilnehmende. Wieso waren nur so wenige da?!? Schulen, Kitas und Vereine sollten im nächsten Jahr auf alle Fälle frühzeitig und direkt angesprochen werden. Auch an Elterntreffpunkten wie Manita, Musikgarten, Helen Doron English Learning Center u.a. sollte man versuchen, private Leute zu inspirieren, den Umzug mitzugestalten. Hervorzuheben ist auch in diesem Jahr wieder einmal die Kinderfreundlichkeit der Dresdener Feinbäckerei. Das war eine tolle Idee, den Kindern kleine Kuchen als Wegzehrung mitzugeben. Die Strecke finde ich super: nicht zu kurz und nicht zu lang. Die Freilichtbühne bietet sich perfekt für eine Preisverleihung an und die lokalen Preise waren mit Bedacht ausgewählt – bitte weiter so! (ein Gutschein zum Eisessen, eine Portion Nudeln bei Manita, ein Kinogutschein für Kindervorstellung, eine Tüte Kekse vom Bäcker, ein Perlengutschein, eine Filzblüte) Leider war nicht nur die Zahl der Beteiligten sehr gering sondern auch die des Publikums – das mindert natürlich den Spaß am Umzug. Vielleicht findet der Umzug am Sonntag einen besseren Platz im Geschehen, dann ist auch die Straße gesperrt und mehr Publikum am Straßenrand!? Auch wäre eine Änderung der Uhrzeit denkbar, z.B. 14.00 – 15.00 Uhr oder 11.00 – 12.00 Uhr. Aus diesem Thema ist noch viel herauszuholen: Bleibt dichter.dran am Hasemann-Umzug – unsere Kinder werden es Euch danken. Hier noch ein paar kleine Eindrücke und Ideen vom Rest der Veranstaltung:

Straßensperrung gibt dem ganzen das richtige Flair. Doch wieso war „die Bölsche“ am Samstag nicht gesperrt? Das nimmt dem Fest seine gefühlte Freiheit des Flanierens und Genießens. Ist es zu teuer, die Bölschestraße zwei Tage zu sperren – und wenn ja, wäre es dann nicht angemessen, alle Aktivitäten von dichter.dran konsequent auf Sonntag zu beschränken?!?

Klaviermusik auf dem Marktplatz ist fantastisch. Da schlägt das Herz eines Lokalpatrioten gleich im musikalischen Takt mit und es flaniert sich beschwingter – bitte mehr davon. Auch die anderen Straßengruppen waren super, nur fehlte mir irgendwie RadioRegina. Ich denke, Zeit und Platz ist genug für noch mehr gute hausgemachte Musik auf der Bölschestraße.

Breitenkunst hat wie letztes Jahr eine super Performance beigesteuert. Viele waren begeistert von der Spreetunnel-Unterwasserwelt. Ganz besonders die Kinder. Ein bisschen fehlte der Breitenkunst-Burger-Stand mit den weltbesten Hamburgern vom letzten Jahr. Bitte unbedingt an diesen Künstlern dran bleiben!!!

Kinderbastelaktionen im Kurpark und am Spreetunnel waren sehr nett, aber wo bleibt dichter.dran am Kind?!? Friedrichshagen ist doch besiedelt von jungen Familien – hier sehe ich noch großen Handlungsbedarf. Wie wäre es mit einem großen Spielareal auf der Müggelpark-Wiese!? Riesenseifenblasen, Sackhüpfen, Ringe werfen, Wasserspielereien, Pyramiden umwerfen, Fische angeln. Ideen gäbe es sicherlich noch viele für einen alternativen Kinderspielspaß. Wo war am Sonntag das tolle Kettenkarussell vom Samstag – meine Kinder waren sehr traurig über dessen Fehlen.

Verpflegung des Publikums empfanden viele, mit denen ich gesprochen habe, als das größte Manko. Ich habe für mich und meine Familie am Sonntag 18.00 Uhr nichts mehr zu Essen gefunden! Also da müsste sich noch einiges tun. Ich denke hierbei nicht an Bratwurstbude und chinesische Reispfanne, aber der Quarkstand aus dem FEZ wäre schon toll oder der laufende Bauchladen mit Crépes/Laugenbrezeln. Vielleicht ist es ja möglich, einen Außer-Haus-Verkauf der lokalen Restaurants zu initiieren? Mauna Kea macht einen guten Anfang mit dem Kuchenbuffet, aber man kann doch nicht den ganzen Tag Kuchen und Eis essen. Pizza to go wäre super für eine Familie, die sich nicht ins Restaurant setzen möchte. Oder frische Sandwiches auf die Hand vom Café 50’s. Ein hungriger Magen mindert die Freude am Fest ungemein, denn Essen hält Leib und Seele zusammen! In diesem Sinne bleibt dran an dichter.dran!!!


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