Kiek mal, der hat ja niemandem hier was geschenkt! Ja, ist der denn völlig wahnsinnig?Doch diesmal ist alles anders. Irgendjemand hat meiner Frau eingeredet, dass sie ihren Mann zum Fest der Liebe doch nicht so ganz allein in Deutschland zurücklassen darf. Und so entschloss sie sich, dieses Jahr die Kälte zu ertragen, um zusammen mit unserem Sohn und mir Weihnachten in Deutschland zu erleben. Im Prinzip hätte auch das mit etwas Geschick noch gutgehen können, schließlich bin ich es, der ihnen erzählen muss, was Weihnachten so abgeht. Und ich könnte ja ganz clever verschweigen, dass es hier immer um Weihnachtsmänner, Tannenbäume und Geschenke geht. Ich könnte ihnen vorlügen, es sei ein Fest der Besinnung, wo Vater, Mutter und Kind sich einfach zu Hause gemütlich aneinanderkuscheln und bei Kerzenschein Geschichten erzählen. Aber nein! Als meine Mutter erfährt, dass wir alle drei dieses Jahr zu Weihnachten in Deutschland weilen, belegt sie uns mit dem Fluch, auch noch ein Auto mieten zu müssen, um ein Teil des Staus auf der Autobahn nach Schwerin zu werden. Zu allem Übel kommt noch, dass meine Schwester uns auch gern bei sich gehabt hätte. Doch die wohnt im Harz. Und jetzt ist sie sauer auf meine Mutter, weil sie schneller war. Und sauer auf mich, weil ich zu faul bin, am 24. in den Harz und am 26. weiter nach Schwerin zu hetzen. Und dann der Heiligabend! Ich sehe es schon vor mir: "Ach, mein armer kleiner Enkel! Hat dein böser Vater dir gar nichts geschenkt? Kiek mal, der hat ja niemandem hier was geschenkt! Ja, ist der denn völlig wahnsinnig?“
Fest der Liebe
Bei meiner Frau zu Hause wird Weihnachten in sympathischer Weise ignoriert
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