Stell Dir vor, wir schreiben das Jahr 2020. Die Welt, wie wir sie heute kennen, existiert nicht mehr. Der Bahnhof Friedrichshagen, wo wir jetzt noch unbeschwert unsere Fahrräder abstellen und zur Arbeit in die Großstadt reisen, ist jetzt wie die Bronx. Trostlose Gleislandschaft, zwielichtige Gestalten, brennende Mülltonnen. Stündlich ein Handtaschenraub und Fahrraddiebstähle als ob jedes Zweirad Volkseigentum wäre. Der Spreetunnel ist zur „No-Go- Area“ geworden. Keine idyllischen Ausfl üge ins Grüne mehr, ohne die Angst Portemonnaie, Telefon oder Jacke abgezogen zu bekommen. Verwahrloste Jugendliche, zur Gewalt jederzeit bereit und schon am Vormittag betrunken. Müll verschandelt die ehemals wundervolle Seenlandschaft. Scherben und Zerstörung allerorten.
Du fragst Dich, wie das geschehen konnte? Es fi ng so harmlos an: Der Bezirk hatte kein Geld. Selbstverständlich musste gespart werden. So schloss der Jugendclub, die Musikhochschule wurde kurzerhand abgeschafft und die Polizeiwache verlegt. Was aus unseren Kindern wurde, die einst in behüteten Verhältnissen aufgewachsenen und nun plötzlich sich selbst überlassenen waren, das hatte keiner bedacht. Und so schreiben wir das Jahr 2020 – das Ende unserer Vorstadtidylle und vielleicht ein Anfang, um den Blick auf das Wesentliche zu lenken.
Das Ende der Vorstadtidylle
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Kolumne
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