Ein Name als Programm

Der schwangere Köpenicker Musiker Gordon Boerger
Erstveröffentlichung am 13.09.2011
Gordon Boerger ist einer dieser angenehmen Zeitgenossen, die auf Nachfrage viel erzählen können und denen man dennoch gerne zuhört, weil sie dabei keine großen Worte um sich selbst machen. Viel lieber spricht er über sein jüngstes Kind. Es war nicht geplant und hat seine Existenz allein dem Zufall zu verdanken, doch wenn von ihm die Rede ist, dann leuchten die Augen seines stolzen Vaters und man spürt, wie sehr es ihm bereits ans Herz gewachsen ist.

auTark heißt das Geschöpf, dass soeben – auf CD gebrannt – das Licht der Welt erblickte. Es ist das jüngste Projekt Gordon Boergers, eines beherzten Vollblutmusikers, der seit seinem siebten Lebensjahr am Schlagzeug sitzt. Seither hat er sich kreuz und quer durch die Köpenicker Szene getrommelt.

Zuletzt spielte er bei Malatesta, Combo Beat und Someone's After You. Derzeitig sorgt er bei fine für Wirbel. Bei Studioarbeiten mit seinen Bands entstanden Probeaufnahmen mit frei improvisierten Schlagzeugbeats – Gordon in der Aufwärmphase. Diese Demo-Bänder dokumentieren in bester Studioqualität den eigentlichen Zeugungsakt von au- Tark. Zuhause am Computer begannt er mit den Beats zu experimentieren, sie zu fragmentieren und in neue klangliche Zusammenhänge zu stellen.


Kreative Schwangerschaft

Boerger remixt Boerger. Ralf Brockmann, Freund und fine-Mitstreiter, hörte die ersten Tracks und war ebenfalls guter Hoffnung. Mit der Gitarre leistete er seinen Beitrag, um das Ganze musikalisch zu befruchten.

Mit dem Fender Rhodes waren auch fine-Pianist Robert Lehmann sowie Benno Koloska (Gitarre/Banjo) dabei.

fine- Sänger Matthias Schemiczek lieh einem Song seine Stimme, MC Ramon, Mason (Ex-ComboBeat) und Steffi Meyer ließen sich auch nicht lange bitten. So entwickelte sich das Ganze, nahm Formen an.

Gordon Boerger wuchs über sich hinaus. Der Schlagzeuger haute sich am Computer die Nächte um die Ohren, probierte, verwarf und lernte dazu. Er wandelte sich zum Arrangeur, Produzenten, Kontrolleur, der anderen Regieanweisungen gab, um den richtigen Ton in seinem Kopf zu treffen.

Eine völlig neue Erfahrung für den erfahrenen Mannschaftsspieler. Drummer stehen selten im Mittelpunkt des Bandgeschehens. Als es darauf ankam, fand Gordon Boerger dennoch viele Freunde und musikalische Wegbegleiter an seiner Seite. Ein passender Name für sein propperes Baby war schnell gefunden und dieser Name ist Programm: auTark.

auTark haut ordentlich auf die Pauke und präsentiert eine Sammlung von sieben Tracks, die in ihrer Verschiedenheit diametral auseinander streben. Das Schlagzeug bildet den Gravitationskern, der alles bündelt, alles zusammenhält.

Schubladen sind dabei kein Thema – erlaubt ist alles, was ihm gefällt, der Dieselmotor eines vietnamesischen Flussfischers ebenso wie ein musikalisches Grundthema seines hochverehrten, viel zu früh verstorbenen Schlagzeuglehrers Steven Garling.

Sich keine künstlichen Beschränkungen auferlegen, ist das höchste Maß an persönlicher Freiheit, dass sich ein Künstler erlauben kann. Zu Konzessionen an den Mainstream ist auTark nicht bereit.

So scheint Gordon Boerger ein zufriedener Mann zu sein. Mit seinen 32 Jahren lebt er für und von der Musik. Gemeinsam mit seinen Freunden von fine hat er ein eigenes Studio eingerichtet, in dem sie spielen und aufnehmen und in dem auch jeder an seinen eigenen Projekten tüfteln kann.

Eine Handvoll Schlagzeugschüler gehen hier ein und aus, und auch wenn man so nicht reich wird, ist der Vater von auTark offensichtlich glücklich. Allerdings zahlt er dafür auch einen hohen Preis, denn tatsächlich ein Kind in die Welt zu setzen, das könnte er sich nach eigenem Bekunden gar nicht leisten.

Mehr unter myspace.com/autark
Das Maulbeerblatt verlost zwei Exemplare der CD an die ersten Kommentierenden … und entschuldigt sich für die kleine Verzögerung.

 


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