Was macht die Kunst, Fern Liberty Kallenbach Campbell?

Türchen 4 des Maulbeerblatt-Sonderausgaben-Künstler-Weihnachtskalenders
Was können wir von Künstlern über uns und die Zeit erfahren, in der wir leben? Und: Was kommt 2024 wohl auf uns zu? Das wollten wir von ihnen selbst wissen und haben deshalb über die vergangenen Monate hinweg 24 bildende Künstler befragt, denen wir im Berliner Südosten begegnet sind. Hinter dem Türchen Nummer 4 steckt Fern Liberty Kallenbach Campbell, die im Herbst diesen Jahres ihre Arbeiten in der kommunalen Galerie in Johannisthal ausgestellt hat.
Die Textilkünstlerin Fern Liberty Kallenbach Campbell vo einem ihrer Werke.
Foto: Nils Heck

„Ich bin Amerikanerin und ich habe Grafikdesign an der Burg Giebichenstein in Halle studiert. Ich habe nun ein Diplom in Textiler Kunst und arbeite seit 2019 eigentlich nur noch im textilen Medium.

Ich suchte schon als Teenager eine Struktur für die verworrenen und verflochtenen Gedanken in meinem kreativen Kopf. Ich habe aber bald gemerkt, dass Grafikdesign nicht so ganz meine Passion ist, aber ich habe immer gerne Comics gezeichnet. Ich glaube, das erkennt man in meiner Kunst auch wieder: Da ist eine Geschichte, die ich in meinen Bildern erzähle. Durch die Einflüsse verschiedener Cartoons habe ich auch immer das Bedürfnis gehabt, eine ganze Geschichte in einem einzigen Frame abzubilden. Dadurch entsteht dann oft ein Wimmelbild, wo man sich dann in die kleinsten Details reinzoomen möchte.

 
Es ist auf jeden Fall auch ein mühseliges Jahr gewesen hinsichtlich Cash.
 

Natürlich hat man als Künstler eine Weltsicht und kommentiert das Geschehen. Und vielleicht fördert Kunst und Kultur auch die Weiterentwicklung einer Gesellschaft. Ich möchte als Künstler jedoch nichts versprechen müssen. Mein Ansatz ist eher ein persönlicher. Ich komme aus einer großen Familie, fühlte mich dort oft fremd. Ich musste mich erst freikämpfen, um meine Wahlverwandten zu finden, um mich wohlfühlen zu können. Das ist mein Thema und es ist mir sehr wichtig, dass ich ungelogene Kunst mache.

In meiner Diplomarbeit habe ich über Dionysus geschrieben. Er hatte keine göttlichen Superkräfte, aber er konnte die Leute in den Wahnsinn treiben, indem er ihnen die Wahrheit gesagt hat. Und die Wahrheit ist halt nicht immer schön. Auch meine Arbeiten sollen eine Realität darstellen, die vielleicht nicht schön ist, aber sie soll keineswegs täuschen.

 

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2023 war ein komisches Jahr, weil ich mich selbstständig gemacht habe. Auf einmal musste ich mir meinen Lebensunterhalt selbst erarbeiten. Das Leben ist teuer. Kunst zu schaffen, irgendwas aus meinem Kopf rauszusaugen und der Welt zu zeigen und dann auch noch Zuspruch dafür zu bekommen, das ist so unglaublich. Ich komme gar nicht drauf klar, dass ich überhaupt Ausstellungen habe. Letztes Jahr hat es angefangen, dass ich von einer Galerie vertreten werde und dann waren da ganz viele Ausstellungen hintereinander und ich habe richtig viel gelernt. Ich musste lernen, wie ich meine Zeit einteile. Es ist auf jeden Fall auch ein mühseliges Jahr gewesen hinsichtlich Cash.

Im letzten Jahr habe ich mich künstlerisch viel mit meiner eigenen Person und auseinandergesetzt. Manche meiner Arbeiten brauchen Monate bis zur Fertigstellung. In dieser Zeit kann ich auch kaum andere Arbeiten machen. Die Mieten, die Lebenshaltungskosten, Gas und Strom sind so teuer geworden und meine Materialien sind erst recht teuer. Künstler haben ja keinen geregelten Alltag. Man ist sein eigener Arbeitgeber bzw. auch sein eigener Betriebsarzt. Ich selbst bin die Person, die ihr Leben in die Hand nehmen muss. Und ich habe dieses Jahr eigentlich traurigerweise nur gearbeitet, wie so ein richtiger Erwachsener.

Ich bin kein großer Fan davon, weit in die Zukunft zu blicken. Mir würde schon reichen, zu wissen, wie die nächsten 4 Monate werden. Aber da bin ich voller Hoffnung.“


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