Karma ist Freundlichkeit

beant Kürzlich rief mich eine Yogaschülerin an, von der ich lange nichts mehr gehört hatte. Ihre Wohnung war mitsamt ihrer Habe vollkommen ausgebrannt. Einfach so. Brandursache unbekannt. Aller persönlicher Besitz verbrannt, schwarz, Asche. Ein Freund, berichtete sie mir, habe zu ihr gesagt: „Vielleicht ist das Ganze ja auch ein Hinweis des Schicksals, mal ganz neu zu gucken“ Irgendwie habe dies etwas in ihr zum Schwingen gebracht. Sie ließ sich von ihrem sicheren Job als Krankenschwester für ein Jahr beurlauben und tauschte ihre ausgebrannte Wohnung in Friedrichshagen gegen einen Bauwagen auf einer Wiese am Bodensee mit Blick auf die Alpen. Gerade sei sie aber an der holländischen Grenze, wo sie auf einem Straßenfest Luftballonskulpturen für Kinder mache. Sie lerne gerade mit Feuer zu jonglieren und am demnächst habe sie ihren ersten Auftritt als Clown im Straßentheater eines guten Freundes. Irgendwie sei das Leben ohne Besitz einfacher, irgendwie – leichter. Sie wolle jetzt die Zeit für sich nutzen und genau schauen, wo es für sie hingehe. Was hat diese Begebenheit mit Karma zu tun? Unser Karma ist das Produkt der Summe all unser Interpretationen und der daraus resultierenden Handlungen unserer bisherigen Leben. Das Gesetz von Ursache und Wirkung. Karma ist weder moralisch noch urteilend, vielmehr manifestiert es für uns genau die Umstände, mit denen wir in unserem Leben in Übereinstimmung kommen sollen. Paradoxerweise scheint gerade dann, wenn wir diese Umstände als solche annehmen können, Veränderung möglich zu werden und wir können uns jenseits dieser Umstände bewegen. Tatsächlich brauchen wir sogar diese Umstände. Wie sollten wir uns sonst jemals verändern? Bei meiner Bekannten hat mich beeindruckt, dass es ihr gelang, genau das zu tun: den Umstand einer persönlichen „Katastrophe“ so für sich anzunehmen, dass für sie etwas Neues daraus entstehen konnte. Türen gingen auf, als sie vor der Trümmern ihres bisherigen Lebens stand und sie hatte nicht nur das Bewusstsein, sie als solche wahrzunehmen, sondern auch den Mut hindurchzugehen. Letztendlich ist Karma nämlich nichts anderes als ein Schaf im Wolfspelz, das freundliche Angebot des Lebens, aus unseren Taten zu lernen und die Schlüsse zu ziehen, die uns im Sinne unserer Seele mit uns selbst und unserer menschlichen Bestimmung besser in Kontakt bringen. Karma ist ein wohlmeinender Hinweis auf das, was wir waren, mit dem Blick auf das, was wir in unserer Zukunft sein könnten. Karma will uns daran erinnern, dass wir selbst dem „Prinzip Leben“ nichts hinzuzufügen haben außer unserem Lächeln (auch oder gerade dann, wenn es uns am allerschwersten scheint) und dass dieses Lächeln oft den entscheidenden Unterschied macht. Vielleicht ist mit der Wohnung dieser Frau auch ihr Karma verbrannt. Die Perspektive ändert sich dann: Sie stünde dann nicht vor den Trümmern ihres Hauses als vielmehr auf dem Grund der Möglichkeiten eines neuen Lebens. Ob sie noch Yoga mache, habe ich meine ehemalige Yogaschülerin am Ende gefragt. „Ja, und die zwei Yogabücher sind so ziemlich das einzige, was nicht abgebrannt ist. Das eine hatte ich auf der Arbeit, das andere, das „Überlebenshandbuch“ (kein Scherz, das heißt wirklich so) hatte ich in meiner Tasche!“ Eine Meditation in diesem Buch lautet übrigens „Meditation wenn nichts anderes mehr hilft“. Wenn das kein Karma ist. Beant Singh Hergo ist Diplom-Psychologe und arbeitet als Kundalini-Yogalehrer, Numerologe, Lebenscoach und Therapeut im Turiya Zentrum in Berlin-Friedrichshagen.

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