Was gesagt werden muss

Redefreiheit ist etwas Großartiges. Jedenfalls die eigene. Ich mache tagtäglich ausgiebig von ihr Gebrauch. Schon Stunden bevor ich zur Arbeit gehe und erst recht danach. Das Kind wird begrüßt, ermahnt, gelobt, befragt, ermuntert, getröstet. Es bekommt etwas erklärt oder vorgelesen. Im Gegenzug teilt uns das Kind seine Meinung ganz unmittelbar und oft auch unaufgefordert mit. „Ich will nicht die graue Strumpfhose anziehen.“, „Das kann ich schon alleine.“, „Mama soll helfen.“, „Ich will lieber Kekse.“ oder ein in vielen Situationen gebräuchliches „Papa/ Mama nein!“ Der Umstand, dass das Kind von sich selbst mittlerweile anstatt in der dritten in der ersten Person spricht, verleiht dem Gesagten eine gewisse Seriösität. Als Erziehungsberechtiger kann man diese Meinungsäußerungen ernst nehmen (schadet nicht) oder aus – meist guten Gründen – ignorieren (schadet auch nicht). Mit dem Ignorieren ist das allerdings so eine Sache. Es führt nämlich keinesfalls dazu, dass das Kind seine Mitteilungen an die Umwelt einstellt. Oh nein, sie werden nur lauter und penetranter: „Neeeeeeeeein! Mama neeeeeein!“ Mit einem „Jetzt ist es aber genug!“ oder „Sei doch mal still!“ ist es selten getan. Es ist sehr schwierig, der freien und öfter auch mal sinnfreien Rede eines Kleinkindes Einhalt zu gebieten. Das Grundgesetz gesteht Meinungs- und Redefreiheit auch Menschen zu, die Pu Bär zu ihrem geistigen Führer erkoren haben. Bei Abgeordneten allerdings könnte man da schon bald eine Ausnahme machen. Das jedenfalls haben sich Union, SPD und FDP in den Kopf gesetzt. Beim Rederecht im Bundestag sind vielleicht bald einige Redner gleicher als andere. Abweichler sollen mit ihrer Sicht der Dinge nicht oder nur noch eingeschränkt zu Wort kommen. Das ist schon erstaunlich. Wer mit widerstreitenden Meinungen nicht klarkommt, ist nicht gerade eine Zierde der demokratischen Debattenkultur – und hat wahrscheinlich keine Kinder. Die aber braucht es hierzulande ja wohl dringender als Konsens in den Bundestagsfraktionen. Unsere Tochter ist sich darin mit Bevölkerungswissenschaftlern anscheinend einig. „Ich will eine Schwester“, forderte sie jüngst. Nun ja. Meine Meinung zählt in dieser Angelegenheit übrigens nicht.

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