Was hast du mir mitgebracht?

Kinder sind zauberhaft. Kinder sind eine Zumutung. Je älter sie werden, umso mutiger bieten sie ihren Eltern die Stirn. Es gibt Tage, da beginnt das Kind jeden Satz mit „Nein“. „Nein, das will ich nicht anziehen.“ „Nein, so was mag ich nicht essen.“ „Nein, ich will aber lieber Biene Maja gucken.“ Früher oder später geht einem diese Verweigerungshaltung auf die Nerven. Hauen geht nicht, also habe ich es mit Bestechung versucht. Das ist moralisch zwar zweifelhaft, aber wirkungsvoll. Wenn ich dem Kind ein Leckerli versprochen habe, ging es brav auf die Toilette. Das führte dazu, dass das freche Gör fürs Pipimachen bezahlt werden wollte. Ja wo sind wir denn hier? Auf Vortragsreise im Bundestagswahlkampf? Gott sei Dank steht uns seit kurzem eine neue pädagogische Fachkraft zur Seite. Sie (oder vielmehr er) ist zwar physisch nicht anwesend, aber unglaublich wirksam: der Weihnachtsmann. Er sieht alles, weiß alles und das Wichtigste: Er bringt die Geschenke. Oder eben nicht. Der Nachwuchs will sich morgens nicht anziehen? Tja, das sieht nicht gut aus unterm Weihnachtsbaum. Das Kind mag sich nicht die Zähne putzen? Nun ja, dann bringt er die Murmelbahn eben dem kleinen Jonas. Aber darf man Geschenke überhaupt als Argumentationshilfe einsetzen? Manch einer hat sich um diese Weise um sein Amt gewulfft … falls Sie sich noch erinnern. Es ist sicher kein Zufall, dass der aktuelle Bundespräsident gerade erst vor der Gier gewarnt hat. Vor einem entfesselten Raubtierkapitalismus. Ja, ein Pastor kann das leicht fordern: Einkehr statt Geschenke! Ich gebe zu, Besitz kann überaus belastend sein. Vor allem, wenn er sich einem beim Wohnungsputz in den Weg stellt. Aber erklären Sie mal einem zweieinhalbjährigen Mädchen, dass innere Werte mehr zählen als eine Tüte Gummibärchen. Für ein Kleinkind sind Gummibärchen nämlich die einzig wichtigen inneren Werte. Je mehr es davon intus hat, umso wertvoller erscheint ihm die Eltern-Kind-Beziehung. Mit der Finanzkrise oder gesunder Ernährung brauche ich da nun wirklich nicht kommen. Die dürften ohnehin bei kaum jemandem am Heiligen Abend eine nennenswerte Rolle spielen. Auch nicht beim Bundespräsidenten. Der ist schließlich mehrfacher Opa. Also her mit den Süßigkeiten!

Die Künstlerin Beate Seelig vor einem ihrer Werke im Helga-Hahnemann-Haus in Schöneiche Interview

Was macht die Kunst, Beate Seelig?

Was können wir von Künstlern über uns und die Zeit erfahren, in der wir leben? Und: Was kommt 2024 wohl...

Glosse

Die Kunst des Vergessens

„Früher war alles besser“, heißt es unter älteren Erwachsenen oft, wenn wieder ein neues Gesetz kontrovers diskutiert oder auf irgendeine andere...

Die Köpenicker Synagoge in der Freiheit Maulbeertipp

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