S-Bahnfahren ist nervenaufreibend.
Mal abgesehen von verspäteten, außerplanmäßig gar nicht verkehrenden oder nur so halb funktionierenden Zügen sind es im öffentlichen Nahverkehr immer Menschen, die ich als belastend empfinde. Es wird gepoltert und gepöbelt, was das Zeug hält. Dazu spielt hier jemand schlecht Akkordeon, dort klingeln drei bis fünf Telefone im Kanon, in jeder Ecke wird hemmungslos gelabert, nicht selten weht von irgendwoher ein Furz herüber und bisweilen kreischen einem die Lokführeransagen lautstark ins Innenohr.
Der Mensch kann aber auch anders.
Das zeigt sich in der Sauna. Hier wird sich eher gemächlich und nahezu lautlos bewegt, und bis auf zaghaft gewisperte Begrüßungs- bzw. Verabschiedungsfloskeln der Mitsaunierenden ist akustischerseits höchstens noch ihr Atmen, vielleicht ab und zu ein sanftes Räuspern, das unregelmäßige Ächzen der Holzbank und Ofenzischen beim Aufguss wahrnehmbar. Kaum jemand erdreistet sich, in der Sauna zu furzen. Das Mitführen von Akkordeons ist eher unüblich, Telefone sind nicht gestattet und keine knarzenden Lautsprecherdurchsagen sorgen für Unbill. Offenbar ist es in der Sauna möglich, seinen Mitmenschen nicht über Gebühr auf die Nerven zu gehen. Es poltert und pöbelt sich anscheinend weniger gut, wenn man nackt ist. Deshalb aber nun Textilfreiheit in S-Bahnen fordern?
Ach naja, dann doch lieber den Nervenaufrieb. Und zum Ausgleich öfter mal in die Schwitzstube.
Wohlig-warme Grüße, Maulbeermeia
Titelgestaltung von
Mawil!