Der Verein feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Unter seinem Dach haben sich touristische Unternehmen aus der Region zusammengefunden. Hoteliers und Gastronomen sind dabei, Reiseleiterinnen, Stadtführer, Rad- und Bootsvermietungen, Reedereien. Sie alle vereint ein wirtschaftliches Interesse daran, dass Besucherinnen und Besucher ebenso zahlreich wie gerne nach Treptow-Köpenick kommen.
Mehr als Hauptmann und Müggelsee
Ein großer Bezirk mit einem sperrigen Namen ist dieses Treptow-Köpenick. Zwei Teile, die nicht so richtig zueinander zu passen scheinen. „Köpenick hat ein höheres Gewicht aus der Historie heraus, es ist bekannter“, erklärt Mathis Richter. Aus touristischer Sicht wurde deshalb zunächst sogar eine getrennte Vermarktung erwogen. Heute wird der Bezirk im Verein anders wahrgenommen. Treptow gilt als Köpenicks Brücke in die Innenstadt.
Das sowjetische Ehrenmal steht auf der Liste der liebsten Ausflugsziele der Berlin-Besucher weit vorne, und der Spreepark wird voraussichtlich eine Wiederbelebung erfahren. Im Windschatten all dessen entwickelt sich in Schöneweide inmitten der alten Industriearchitektur ein junger Universitätsstandort. Den Müggelsee eingerechnet hat Treptow-Köpenick vier ganz unterschiedlich geprägte Gebiete, sagt Michael Diehl – und für die werden passende Angebote erarbeitet. Das kommt nicht nur den Touristen zugute, und es kann das Gesicht des Bezirkes verändern.
Beliebteste Fahrradregion Berlins
Ein Beispiel dafür ist der aktuelle Schwerpunkt, den Mathis Richter anlässlich des diesjährigen Tourismusforums vorgestellt hat. Treptow-Köpenick soll bis 2020 die beliebteste Radfahrregion der Bundeshauptstadt werden. Das ist ambitioniert, aber die Voraussetzungen sind denkbar günstig. Das Fahrrad als Verkehrsmittel liegt im Trend. Die Park- und Waldflächen des Bezirkes bieten sich für genau diese Art des Tourismus an. Der Europaradweg R1/D3, der von Frankreich bis nach Russland reicht, zieht sich ohnehin schon durch 20 km von Treptow-Köpenick. Schafft man den Anschluss an diesen Radweg, hat man ganz nebenbei auch die Radinfrastruktur des Bezirks verbessert.
Woran ein Volksentscheid in Berlin beinahe verzweifelt, kann einer Unternehmerlobby durchaus gelingen – wenngleich aus anderen Motiven. Dass sie das nicht allein stemmen kann, sondern nur gemeinsam mit Politik und Verwaltung, steht für Mathis Richter dabei außer Frage. „Wir werden niemals einen Weg ohne den Bezirk gehen. Das ist nicht unser Wunsch, und es geht auch nicht. Aber wir müssen inspirieren. Das ist unsere Aufgabe.“
Tourismus als Kulturbeleber
Diehl und Richter engagieren sich aber auch gezielt für Veranstaltungen und Projekte im Bezirk. Nicht nur Verwalter, sondern Gestalter müsse man sein, beschreibt Richter das Credo des Tourismusvereins in diesem Bereich. Mit Justus Frantz wurde deshalb ein international renommierter Künstler zum Jubiläumskonzert des Vereins auf der Schlossinsel eingeladen – auch, um „eine Leuchtkraft in das alte Westberlin auszusenden“. Musik im Park zählt ebenfalls zu den förderungswürdigen Veranstaltungen, welches mit Öffentlichkeitsarbeit seitens des Vereines unterstützt wird. Das Alt Köpenicker Kneipenfest organisiert der Tourismusverein selbst. Es ist ein kuratiertes Programm, das der Tourismusverein unterstützt. Schlank und qualitativ, so wünscht es sich Mathis Richter. „Wir sind keine Lifestyle-Region, wir sind Treptow-Köpenick.“
Gleichzeitig hält er eine Verjüngung der Kulturangebote für unumgänglich. „Wir waren in diesem Jahr der stärkste Zuzugsbezirk. Wir spüren, dass ein neues Publikum in den Bezirk kommt.“ Das betrifft auch und gerade so starke Kulturmarken wie den Hauptmann von Köpenick. Richter lobt in diesem Zusammenhang das Hauptmann-Musical von Heiko Stang, dem es gelungen war, ein jüngeres Publikum für die historische Hauptmannfigur zu interessieren.
Der Tourismusverein hat das Musical mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt, sagt er. Das Ticketing gehörte dazu, aber auch Werbeflächen, die gestellt wurden, Social Media Kampagnen oder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dass das Musical den Bezirk dennoch verlassen hat, bedauert er sehr. Es entstehen Lücken, die sich wohl so bald nicht schließen lassen: einerseits für das junge Publikum, andererseits aber auch für den Rathaushof. „Wir selber haben uns damit beschäftigt, ob es für uns ein Thema wäre, den Rathaushof zu bespielen und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen. Derzeit glauben wir, dass es sich nicht rechnet.“