Kindergeburtstagskillerkatze

Wenn Nachbars Katze die Kindergeburtstagsparty crasht
Schwarze Katze vor Hauswand mit grünem Gartenschlauch
Foto: iStock
Wenn du Gott zum Lachen bringen möchtest, dann mache einen Plan, heißt es. Wie schnell Pläne Makulatur werden können, lässt sich in Berlin allerorten beobachten: einen Flughafen zu errichten, kann schon mal ein paar Jahre länger dauern und die Kinderzahl in Berlin wächst schneller als die Stadtplaner Kitas und Schulen neu bauen können. Auch Kindergeburtstage nehmen regelmäßig einen völlig anderen als den wohl geplanten Verlauf.
Zum Beispiel so: Die jungen Gäste finden sich pünktlich an der liebevoll hergerichteten Kaffeetafel ein. Der Vater des Geburtstagskindes hatte eigens eine vier Kilo schwere Himbeertorte mit ganz viel Mascarpone und die Tante bis spät in die Nacht kindgerecht blaue Monster-Muffins (mit handgefertigten Fondant-Augen) produziert. Die Kommentare reichen von „Gibt es denn keinen Schokokuchen?“ über „Iiih, das schmeckt mir nicht!“ bis hin zu „Ich habe eben zuhause vier Salamibrote gegessen und gar keinen Hunger“… Tja. Aber die Melone ist ratzfatz aufgegessen. Na immerhin, was Gesundes… Plötzlich taucht die Nachbarskatze auf, nass-zerzaust, mit blutendem Maul, herzzerreißend mauzend, ein Bild des Jammers. Sackhüpfen und Co. sind sofort passé. Sieben Mädchen schauen mich mit großen Augen hilfesuchend an. „Wir müssen sofort den Tierarzt rufen!“ Ich schlucke. Es ist Pfingstsamstag, um 15.30 Uhr. „Ich fürchte, heute hat der Tierarzt nicht auf“, beginne ich vorsichtig… „Doooch, da gibt es einen Nottierarzt, den kannst du anrufen!“, beteuert eines der Mädchen und will sofort all ihr Taschengeld für die Behandlung spenden, als ich einwende, dass das sehr teuer werden kann. Die Katze streicht den Kindern miauend um die Beine. „Nicht anfassen“ sage ich und überlege fieberhaft, was wir tun können. Die Nachbarn sind nicht da. Der Katze geht es gar nicht gut. Wir locken sie in die Garage. „Damit sie sich ausruhen kann“, sage ich. „Und wo bleibt der Tierarzt?“, fragen die Kinder? Den ersten stehen die Tränen in den Augen.
"Wo bleibt der Tierarzt?"
Hilfesuchend blicke ich meine Schwester an. „Wir machen jetzt eine Schatzsuche“ ruft sie nun betont fröhlich und wedelt kräftig mit einem Stoß Papier die Gäste zu sich. „Wenn ihr alle Rätsel löst, dann findet ihr irgendwo hier in der Nähe einen alten Piratenschatz“, verspricht sie. Das mit den Piraten glauben die Kinder zwar nicht. Aber den Schatz will niemand verpassen, Katze hin oder her. Die Gesellschaft zieht los. Die Sonne scheint. Eigentlich wollten wir Eltern während die Kinder auf Schatzsuche sind jetzt die Beine hochlegen… Eigentlich… In den kommenden zwei Stunden telefoniere ich mit drei Tierschutzorganisationen (die wahlweise in 2 Stunden oder morgen kommen würden, wenn ich 70 Euro Anfahrtskosten übernehme), der Tierärztin (die eigentlich nicht im Dienst ist, aber an Ordnungsamt und Polizei verweist), dem Ordnungsamt (keiner da am Samstag, logisch), der Polizei („Da können wir nichts machen. Versuchen Sie es im Tierheim“), dem Tierheim (Das zwar offen hat, aber nur einen AB anbietet.) und nochmal der Tierärztin. „Sie können mir die Katze innerhalb der nächsten 30 Minuten in einem Korb bringen“, bietet sie an. „Danach muss ich los zu einem Pferd!“ Wir haben keinen Katzenkorb. Die Mutter eines unserer Geburtstagsgastkinder schon. Sie unterbricht ihren Besuch bei einem Freund im Nachbarort und kommt mit Katzenkorb und dem Rest der Familie zur Katzenrettung angebraust. Just in dem Moment, als die Kinder zurückkommen, wird das lädierte Tier aus der Garage getragen und zur Behandlung transportiert. Die Kinder jubeln vorsichtig, graben den Schatz aus und jubeln nochmal. Nur unser Kind guckt zerknautscht: „Den ganzen Tag dreht sich alles um die Katze, dabei ist das doch mein Geburtstag!“ Tja, wie man es auch macht... Happy Birthday an alle Kinder und alle Katzen da draußen!  

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