Macht der Gewohnheit. Vor dem Haus steht der Bäckergeselle Detlef W., um eine zu stoßen. Er hat seit 2 Uhr in der heißen Backstube ohne Unterbrechung Brot und Brötchen geformt, den Ofen bestückt, die heißen Backwaren auf Blechen verteilt und in die Regale auf dem Hof geschoben, wo sie langsam abkühlen können.
Jetzt steht er auf der Straße, blickt mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Rathenauplatz, raucht und bohrt mit dem Zeigefinger der Linken in der Nase. Macht der Gewohnheit. Früher rauchten dort am Horizont auch noch die Schornsteine.
Von der Straße An der Wuhlheide und vom Rathenauplatz nähern sich Wagen des Sondereinsatz- kommandos der Berliner Polizei der Hausnummer 23, die in etwa in der Mitte der Straße liegt. Die Jalousien der Kneipe in Haus Nr. 23 sind geschlossen, das Tor der Hofeinfahrt nur angelehnt. Den Polizeifahrzeugen entspringen vermummte Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag.
F. hat eine typisch Oberschöneweider Biografie. Strenges Elternhaus mit festen Regeln und mit Grundsätzen wie in der Kaiserzeit, bei Verfehlungen hagelt es Schläge. Mit dem Stock, mit dem Gürtel, mit der flachen Hand oder der Faust. Seine Mutter ist oft Opfer häuslicher Gewalt. Zwischen ihm und seinen vier Geschwistern herrscht Misstrauen und Angst. In der Schule ist er kein Kirchenlicht, Versetzung in die höheren Klassen nur unter großer Anstrengung möglich. In der Pubertät hört sein Oberkörper mit dem Wachstum auf, nur die Beine erreichen Gardemaß. Nach der 8. Klasse beginnt F. eine Lehre als Zerspaner im KWO. Dort arbeitet er mit Unterbrechungen bis zur Wiedervereinigung. Aufgrund seiner körperlichen Defizite wird er oft gehänselt, doch er weiß sich seiner Haut zu wehren. Er tritt dem Boxverein Stahl bei und wird diesen ein Jahr später verlassen müssen. Er hat sich nicht unter Kontrolle, kämpft zu hart und ohne Regeln. Alkohol ist in seinem Elternhaus sowie in seinem sozialen Umfeld allgegenwärtig. Mit 12 hat er seinen ersten Vollrausch, mit 14 ist er aus den Schöneweider Kneipen nicht mehr wegzudenken. Von den Eltern gibt es kein Taschengeld, also arbeitet F. nach der Schule und an den Wochenenden in den Kneipen, spült Gläser, reinigt die Toiletten, macht sich unverzichtbar.
Schneide-Klaus rutscht das Herz in die Hose, ein wenig Pipi entweicht.Er hat kleine Mädchen gern, von denen er nachts feuchte Träume hat und er schenkt ihnen Süßigkeiten. Aber noch hat er keines richtig angefasst. Ich will es nie wieder tun, denkt er angstvoll und er denkt sonst nicht viel.
F. hat eine typisch Oberschöneweider Biografie. Strenges Elternhaus mit festen Regeln und mit Grundsätzen wie in der Kaiserzeit, bei Verfehlungen hagelt es Schläge. Mit dem Stock, mit dem Gürtel, mit der flachen Hand oder der Faust. Seine Mutter ist oft Opfer häuslicher Gewalt. Zwischen ihm und seinen vier Geschwistern herrscht Misstrauen und Angst. In der Schule ist er kein Kirchenlicht, Versetzung in die höheren Klassen nur unter großer Anstrengung möglich. In der Pubertät hört sein Oberkörper mit dem Wachstum auf, nur die Beine erreichen Gardemaß. Nach der 8. Klasse beginnt F. eine Lehre als Zerspaner im KWO. Dort arbeitet er mit Unterbrechungen bis zur Wiedervereinigung. Aufgrund seiner körperlichen Defizite wird er oft gehänselt, doch er weiß sich seiner Haut zu wehren. Er tritt dem Boxverein Stahl bei und wird diesen ein Jahr später verlassen müssen. Er hat sich nicht unter Kontrolle, kämpft zu hart und ohne Regeln. Alkohol ist in seinem Elternhaus sowie in seinem sozialen Umfeld allgegenwärtig. Mit 12 hat er seinen ersten Vollrausch, mit 14 ist er aus den Schöneweider Kneipen nicht mehr wegzudenken. Von den Eltern gibt es kein Taschengeld, also arbeitet F. nach der Schule und an den Wochenenden in den Kneipen, spült Gläser, reinigt die Toiletten, macht sich unverzichtbar.
Er muss oft Kotze aufwischen, Pisse, Scheiße, Sperma und auch Blut.Wenn er seinen kleinen Lohn versoffen oder auf der Trabrennbahn verzockt hat, dann macht er Knacks und verscherbelt Radios, Uhren oder Schmuck auf dem schwarzen Markt, der im Land der wirtschaftlichen Missstände hohe Konjunktur hat. Als der Vater verstirbt, wird F. dessen Makarow- Pistole erben. F. entwickelt ein Faible für Schusswaffen. Er ist von der komplexen Mechanik fasziniert und der Macht, die davon ausgeht. Von den auf dem schwarzen Markt erzielten Gewinnen kann er sich ein kleines Arsenal anlegen. Von einem Russen aus der nahegelegenen Kaserne in Karlshorst kauft er eine Kalaschnikow und Munition dazu.
Den Mauerfall erlebt F. im Knast.Als er rauskommt, ist alles anders. Viele seiner Kneipenfreunde sind nun im Westen, dort kann man auf Stütze saufen. Die Betriebe in Oberschöneweide schließen reihenweise und auch F. verliert seinen Job als Zerspaner, die Rationalisierung fördert das Einsparen von Personal mit den voraussehbaren Folgen für die Gesellschaft. Noch gibt es viele Kneipen in Oberschöneweide und F. wird Wirt. Eine kurze Zeit läuft es ganz gut für F. Er trinkt weniger, spart sein Geld und kann sich was leisten. Er profitiert von der Perspektivlosigkeit seines Heimatortes. Die Kneipen bekommen Konkurrenz. Aus den leerstehenden Ladenlokalen der Wilheminenhofstraße werden Döner-Imbissbuden. Die bieten Bier in Dosen an und Saufen auf Deckel. Auf den Straßen von Schöneweide regiert die Gewalt. Ausländerhass, geboren in der DDR, blüht auf dem von gesellschaftlichem Versagen gewachsenen Nährboden. F. geht zum Amt und verdient sich mit Schwarzarbeit auf dem Bau etwas dazu. Eine feste Freundin hatte er noch nie, mit Kollegen geht er nach Feierabend in den Puff. Dort findet er Gefallen am Milieu und am Konsum von Kokain. Schnell gerät er in Konflikt mit Justitia und landet in Tegel. Als er im März 98 entlassen wird, will er ein neues Leben beginnen. Ein halbes Jahr hält er sich an selbstauferlegte Regeln und Grundsätze. Er arbeitet zum ersten Mal in seinem Leben auf Steuerkarte und hält sich von den alten Freunden fern. Als im September die Mutter stirbt, fällt F. zurück in die alten Gewohnheiten von Nutten, Koks und Waffen. Er muss seine Wohnung aufgeben und zieht zu einem Freund in die Rathenaustraße 23. Der Freund wird eine Zeit sitzen müssen. In der Kneipe in seinem Haus hilft er gelegentlich aus. Der Inhaber will ihn schnell wieder loswerden. F. ist sein bester Kunde und wird schnell aggressiv gegenüber der Kundschaft. Die Laus selbst in den Pelz gesetzt.
Eines Tages stürmt F. in die Kneipe, eine Pumpgun im Anschlag. Er werde sie alle fertig machen.Die Aushilfe am Tresen kann ihn beruhigen und F. geht wieder nach Hause, ohne Schaden angerichtet zu haben. Niemand redet über diesen Vorfall oder zeigt ihn an. Am Morgen des 01. November verlässt F. schlecht gelaunt den Puff. Er hatte Streit mit dem Besitzer. Der Drogenkonsum hat ihm die Manneskraft geraubt und er will dafür die Nutte nicht zahlen. Am Kudamm steigt er ins Taxi von Bekir G. Der fährt ihn nach Oberschöneweide. F. schläft ein im Taxi. Vor der Rathenaustraße angekommen, bittet F. den Fahrer zu warten, er müsse erst das Geld aus der Wohnung holen. F. kommt mit der geladenen Makarow des Vaters zurück und feuert das ganze Magazin auf Bekir G. Er wirft den Sterbenden in den Kofferraum des Mercedes, setzt sich ans Steuer und fährt einige hundert Meter durch die Straßen. Er lässt den Wagen an einer Straßenecke stehen. Nicht mehr Herr seine Sinne lässt er seine Lederjacke im Wagen zurück und die Makarov. F. erwacht in dieser Nacht und beschämt erinnert er sich nur seines sexuellen Versagens, nicht aber der Bluttat. Er zieht sich die Unterhose bis zu den Knien herunter und beginnt zu wichsen.
Er stellt sich was Schönes vor mit einer drallen Brünetten und schläft wieder ein.Das SEK stürmt durch Toreinfahrt in den Hinterhof der Rathenaustraße 23. Die Tür der Wohnung im Parterre wird eingetreten, ein Zug sichert die Fenster zum Hof mit Maschinenpistole im Anschlag. Im einzigen Zimmer der Wohnung finden die Beamten des Sondereinsatzkommandos auf einer Matratze am Boden liegend einen Mann im Tiefschlaf, mit heruntergelassenen Hosen, die Rechte umfasst das Genital. Als die Person erwacht, blickt sie in den Lauf eines Beamten. F. leistet gegen die Verhaftung keinen Widerstand.