Wie konstruiert man Kotztütenausgaberoboter?

Klimakatastrophe? Fällt aus. Bildungsmisere? Ist Quatsch. Mietpreisexplosion? Gänzlich unbekannt.
Wer sich auf die Zukunft freuen möchte, sollte sich unbedingt mal länger mit Achtjährigen unterhalten. Das funktioniert super, wenn man ihnen eine große Schale Knabberobst hinstellt - und ihnen verspricht, dass sie nach dem nervigen Ausgefragtwerden wieder im Kinderzimmer „Tussi-Videos“ drehen dürfen (dazu an anderer Stelle mehr).
niedlicher Roboter
Foto: Alex Knight
Also, die Zukunft wird super, ihr alten Leute über 25 da draußen! Und zwar so: „Alles wird viel moderner. Man muss nichts mehr selber machen. Wenn man eine Pizza möchte, muss man nur auf einen Knopf drücken und schon kommt sie angefahren. Und aufräumen muss man auch nicht mehr. Das übernehmen dann Roboter.“ Woher die wissen, dass sie aufräumen müssen und wohin genau sie die Bausteine, Puppen und Bücher (jahaaa, die gibt es dann noch!) räumen sollen? „Na mit Sprachsteuerung!“ Bin baff. Während meine Fantasie nur so weit reicht, mir eine Welt vorzustellen, in der alle Menschen friedlich, gleichberechtigt und sozial abgesichert mit- und nebeneinander leben, haben die Kinder mal ebenso völlig utopische aber irre praktische Dinge erfunden: eine Art „Internet“ als Pizzabestell- und Lieferplattform. Mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Wesen, die sich endlich mal wirklich im Alltag nützlich machen – anstatt sinnlos in Fabriken Autos zusammenzuschweißen. Chapeau! Muss morgen gleich das Patentamt anrufen und den Erfindergeist der Kinder rühmen.
„Wir bauen im Unterricht Roboter, die machen, was wir wollen.“
Merkwürdigerweise möchten die Mädels in der Zukunft immer noch zur Schule gehen, „weil es dort einfach lustiger ist als nur vor dem Computer zu sitzen.“ Hört, hört! Mit dem Flugtaxi sind sie ja auch in nullkommanix da. Und, oh Wunder, die moderne IT-Technik hat endlich auch die Schulen erreicht: „Alle arbeiten mit Tablets. Wir gucken darauf viele Tierfilme, machen Mathespiele und bestellen damit auch unser Mittagessen. Das wird uns dann nach oben an den Platz gebracht.“ Falls es mal nicht schmecken sollte, gibt es ganz niedliche Kotztütenausgaberoboter. Schön, schön. Das ist natürlich noch nicht alles: „Wir bauen im Unterricht Roboter, die machen, was wir wollen. Und Raketenantriebe. Und dann lernen wir damit zu fliegen.“ Krass! Wer nicht so flugbegeistert ist, dem stehen dank „smart building“ andere Sportarten offen: „In der Sporthalle gibt es einen eingelassenen Pool. Am Rand ist ein Beamfeld und da geht man rein, sagt, welche Badesachen man anhaben möchte – zum Beispiel einen Blumenbikini – und beamt sich in seine Badesachen. Man kann sich aber auch in seinen Skianzug beamen und dann Eislaufen. Der Pool lässt ich nämlich in eine Eisbahn verwandeln.“ Ich bin begeistert. Und überaus hoffnungsvoll gestimmt. Es wird doch noch alles gut! Die Digitalisierungsstrategie für Schule und Gesellschaft wird ein durchschlagender Erfolg. Alle Erfindungen der Jugend von heute werden ausschließlich zum Wohl der Umwelt und der Menschheit genutzt. Im Seniorenheim werden mir dereinst all diese Technologien zu einem Leben voller Annehmlichkeiten verhelfen. Na, dann lohnt sich der ganze Erziehungsaufwand ja! Ich freue mich. Ganz ehrlich. Und hoffe, dass ich als Mutter gut genug gewesen sein werde und mir die jungen Pflegekräfte beim Blick in meine eAkte nicht den Zugang zum Holodeck sperren…

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