Der Hauptmann von Köpenick und sein dreistes Gaunerstück: Fans von Wilhelm Voigt (1849–1922) wären wahrscheinlich begeisterte Schachspieler, wenn sie den Trick von Borislav I. (25) kennen würden. Vor einem Jahr noch war der ein überdurchschnittlicher Vereinsspieler, bei internationalen Wettbewerben jedoch zeigten ihm hochkarätige Gegner regelmäßig seine Grenzen. Was sich schlagartig änderte. Fortan fegte Borislav I. monatelang Großmeister und andere Schach-Profi s vom Brett, gab TV-Interviews und gewann Turniere mit Zügen, so genial, dass sie kein Mensch machen würde. „Betrug“, witterte die Schach- Gemeinde und die allermeisten Ideen von Borislav I. decken sich tatsächlich bis ins Detail mit Vorschlägen vom besten Schach-Programm der Welt. Nur wie kommt er an die Infos? Dieses Rätsel hat bisher niemand knacken können. Theoretisch müsste Borislav I. einen Komplizen haben, der am Computer sitzt, ihm Daten übermittelt. Möglich mit Mini-Sender oder Empfänger. Schiedsrichter durchsuchten ihn, fanden aber nichts. Danach stoppten sie Live-Übertragungen seiner Partien ins Internet, damit niemand außerhalb des Turniersaales sehen konnte, was vorging. Blieb auch ohne Wirkung. Borislav I. gewann und gewann, beteuert seine Unschuld: „Ich trainiere sehr hart, die anderen gönnen mir keinen Erfolg.“ Viele Spieler weigern sich jetzt, gegen ihn anzutreten. Übrigens: Nach dem Coup von Köpenick genehmigte sich Wilhelm Voigt im Bahnhofsrestaurant „ein Glas Helles“. Alte Schule eben und heute kaum anders. Sollte Borislav I. überführt werden, dürfte es reichlich „geistreiche“ Getränke geben ...
WEISS AM ZUG GEWINNT
BORISLAV I. - MARIO S., KROATIEN 2013
Geistreiche Gauner
Glosse
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Zeitreisen
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