Drachenfest im Mellowpark

Hier können Familien Drachen bauen „Guck mal, Mama, habe ich gemacht, heute in der Schule.“ Strahlend präsentierte mein Sohn, einen kleinen bunten Drachen. Dass dieser nie würde fliegen können, wunderte nur mich, denn er wusste bereits Bescheid: Diese kleinen Handdrachen waren liebevoll vorbereitete „Einladungskarten“ , die an die Grundschulen und Kitas des Bezirkes verteilt wurden. Denn der Mellowpark in der Friedrichshagener Straße öffnete seine Tore für Familien mit Kindern und veranstaltete am 13. Oktober ein Drachenfest. Wegen der fröhlichen Einladung luden wir noch Freunde ein und zogen gemeinsam los, Samstagnachmittag zum Mellowpark. Vorsichtshalber hatte ich das große Portemonnaie eingesteckt, 2€ Eintritt, aber nur für Erwachsene, waren angekündigt. Mein Leben als Mutter hat mich gelehrt, dass gerade Veranstaltungen für Kinder in der Regel finanziell aufwändigere Ereignisse sind. Meist weinen am Ende Eltern und Kinder: die letzteren, weil sie noch kein Eis, sondern nur Kuchen hatten, noch einmal Bagger fahren möchten, geschminkt werden wollen und die Aufsichtspersonen bekommen einen innerlichen Weinkrampf, wenn sie die harmlosen Kleinbeträge der jeweiligen Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe des Nachwuchses zusammenzählen. Im Mellowpark aber war es anders. Als wir mit unseren Freunden und einer fröhlichen Kinderschar den Eingangsbereich passiert hatten, ein kurzer Moment des Zweifelns: alte Brache, ehemaliges Werksgelände, angrenzende Industriebauten im Zerfallsprozess und die Ausstrahlung jugendlicher Subkultur. Aber dann eröffnete sich uns eine freundliche Spielwiese im Sonnenschein, mit Spielplatz, viel Wiese zum Toben und Spreeblick, eine unerwartete Oase für die Familienfreizeitgestaltung. Viele hatten die Einladung angenommen. Auf der Festwiese waren mehrere Bastel- und Spielstände aufgebaut. Es gab Luftballons. Drachen, Laternen und Papierflieger konnten gebastelt werden. Gerade die Eltern jüngerer Kinder konnten die Gelegenheit nutzen, ihre eigenen Kenntnisse im Drachen- und Laternenbau aufzufrischen. Es war ein farbenfrohes, großzügiges Werken, fast umsonst und draußen, der Kleinen wie der Großen und dabei schien es den Veranstaltenden ebensolche Freude zu bereiten wie den Besuchern. Meine Kinder entschieden sich für die Papierflieger. Letztlich saß ich selbst und schnitt den Bastelbogen aus, achtete auf die korrekte Verklebung usw. Irgendwie war meine Bastellust erwacht, während mein Nachwuchs fröhlich herumstrolchte. Besonders beliebt war die Laubkiste, in der die Kinder nach Schätzen wühlen konnten. In Filmdosen waren Süßigkeiten, und diese schwarzen Büchsen steckten tief im Laub verborgen. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass neun Filmbüchsen in die Hosentasche eines Sechsjährigen passen. Für unser leibliches Wohl gab es zum wirklich kleinen Preis Getränke, Waffeln und Würstchen. Beim Feuer trafen wir uns alle wieder und auch alte und neue Bekannte. Für uns gab es den ersten Glühwein des Herbstes, für die Kleinen Kinderpunsch und Stockbrot. Beim abschließenden Laternenumzug sind wir zwar nicht mehr mitgelaufen. Dennoch haben wir den Festplatz alle zusammen froh und heiter verlassen, sogar mit einem flugfähigen Objekt, einem Luftballon. Zur nächsten Familienveranstaltung möchten wir gerne wieder eingeladen werden. Der Gemeinnützige Verein alleins e.V. betreibt mit viel Engagement in der Friedrichshagener Straße den Jugendclub „All“ und die großzügige Freizeitsportanlage Mellowpark. Er gehört zu den bedeutendsten Skate- und Bikeplätzen Deutschlands und ist mittlerweile Austragungsort regelmäßiger nationaler und internationaler Wettkämpfe. Er ist täglich für Kinder und Jugendliche geöffnet und bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine sinnvolle, sportliche und friedliche Freizeitgestaltung, die zunehmend auch von Schulklassen genutzt werden. Leider ist dieses herausragende Projekt in Gefahr. Wenn die derzeitig im Senat diskutierte Änderung des Flächennutzungsplanes durchgesetzt wird, stehen auf diesem Gelände bald attraktive Wohnungen mit Spreeblick. Aber der Mellowpark und unsere Kids: Wo gehen die dann hin?

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