Kein Telefon. Start am Bräustübl, lecker Essen, toller Service, unterhaltsame Unterhaltung. Was mach ich? Laufen! Na toll, sollte lieber nen Rotkehlchen trinken. Mannmannmann, bin außer Atem. Muss wohl noch in Fahrt kommen? Die Meter schwinden unter meinen Füßen, sehe in der Ferne die Weiße Villa. Nehme alle Kraft zusammen, bloß schnell vorbei, keine Schwäche zeigen, nicht dass ich aus Versehen da lande. Glück gehabt, hab’s geschafft. Genieße den Müggelpark, versuche die traurige Ruine und den zerwürfelten Biergarten zu ignoriern. Sehe mir lieber die Ulmen an. Baustelle am Steg, was wird das denn? Wohl jemand gestrandet? Ab durch den Tunnel. Im Grünen, endlich.
Duftende Wiese. Voll mit Kindern und Erholung Suchenden. Jajaja, Kinderlachen ist gesund, nicht nur für die Kleinen, auch für unsere verklebten Gehörgänge, mal den Denkapparat frei blasen lassen von so einem süßen Gegluckse. Tag gerettet. Tanke Kraft, jetzt aber los. Spaziergänger überholen mich. Die kriege ich.
Na gut, hatte sie fast, haben sich gesetzt. Rübezahl. Also überholt. Biergarten, leer, riesen Zelt, lieblos. Stolpere beim Grübeln. So eine blöde Ente geht nicht aus dem Weg. Das ist Wegelagerei. Gebe ihr meinen Brotriegel, Ente lässt mich durch. Gut. Toller Blick über denn See, Mann – was für ein See. Urlaub. Ich brauche Urlaub. Ohne Riegel geht’s schneller, Ballast abwerfen und los. Stolpere wieder, Weg zerwachsen. Wurzeln. Hätte nicht zum Hotel rüber sehen sollen. Weiß eigentlich jemand, wie das heißt? Müggelseeperle, das kann ich mir merken auch nach hundert Namenstarnungen. Die Stille von der Seite drückt. Schau doch lieber aufs Wasser. Fühle Leben. See. Urlaub. Mannmannmann, was für ein See. Nu durchs Jrüne. Lauf, lauf, lauf. Kleine Sümpfe, Wasser plätschert, der Eichelhäher warnt. Bin voll in Natur. Bekomme Naturfläsch. Fühle mein Telefonohr. Schmerzen? Die konstante Strahlung fehlt. Wie Urlaub.
Wald, Wasser, Wind. Jungejunge. Nun muss es mir aber gut gehen. Fühle Kraft. Gut, meine Beine merken nichts davon, sind ja zum Arbeiten dabei, nicht zum Spaß. Neu Helgoland irgendwo links, tolles Programm, super Blick aufs Wasser, sonst nichts. Kleiner Müggelsee, Wald und Luft, Luft, Luft. Wundere mich. Ist so ruhig. Allseitig. Luft. Schnaufe Luft in vollen Zügen. Vor mir eine alte Dame. Springt vom Rad. Panisches Umdrehen. Luft! Kriege kaum Luft. Bin laut beim Atmen. Versuche ruhiger und leiser zu atmen. Ok, höre nun wieder das rauschende Beben des Waldes. Natur. Luft.
Nu aber schnell nach Hause. Muss wieder telefonieren. Rüber über die Russenbrücke. Rechts, links, rechts. Fürstenwalder Damm. Höre mein Energie-Getränk schon rufen. Noch ein paar Minuten. O.k. Viereinhalbdutzend Minuten.
Das schaffe ich! Straße, Kneipe, Schule, Tankstelle. Wasser! Ich brauche Wasser. Gehe rein, kaufe Wasser. Freundliches Mädel, erträgt meinen beißenden Schweiß mit wunderbarem Lächeln. Nur nicht so stolpernd vom Hof laufen. Wäre peinlich. Brust raus, Kopf hoch. Körper leicht gebeugt. Nach vorn. Laufen ist kontrolliertes Fallen. Verliere die Kontrolle.
Aufstehen, lächeln, weiter. Gerch. Wunderbar. Kuchen. Überlege, ob mein angefressenes siebtes Stück noch da ist. Vielleicht auf einem güldenen Teller. Als Mahnung. Zuckermahnung und Gedenken an Kuchenschlacht. Vorbei. Muss nach Hause. Mein Weib, die Wunderbare, wartet. Mit Kohlenhydraten. Habe gesagt, bin in zwei Stunden wieder da. Sie hat gesagt, es gibt Nudeln.
Unter zwei Stunden zum Essen, über zwei als Holz.
Am Strandbad ist der Hitzepegel auf Hypertonie. Überlege, ob ich zur Abkühlung nach Fh schwimme. Leider das Tor mal wieder verschlossen. Schade. Na gut, so komme ich wenigstens pünktlich.
Jugendcamp, Institut für Gewässerökologie, historisches Wasserwerk. Nun rein nach 1162. Das Alte Hotel. Habe Tränen in die Augen. Kleinodien als Stiefkinder, Köpenick als Weltmeister im Ignorieren. Zieleinlauf in mein Zentrum der Welt. Die Häuser, die Straße, Fh, wunderbar.
Sehe endlich das Bräu. Brauche mein Energiegetränk. Überlege. Berliner Weiße der Bürgerbräu oder das Schlanke Bier vom Ökowellness-Zentrum. Nehme diesmal die Weiße. Wunderbar erfrischend, wichtig: ohne Sirup. Genuss pur. Zum Mitnehmen. Endspurt. Nach Hause. Nudeln duften. Nehme meine Göttin am Küchenschrank in den Arm. Lege Nudelholz vorsichtig zur Seite. Telefon klingelt.
Lauf, Kalli, lauf
Maulbeertipp
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Normalerweise servieren wir die Rubrik Kintschers Köstlichkeiten ja exklusiv dem Leser des gedruckten Maulbeerblatts. Heute nachmittag allerdings stellt unsere maulbeerige...
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Illustration: HOLOB Stimmungsvolle Spaziergänge im bunten Blätterwald, den von Oma gestrickten Pulli aus dem Schrank kramen, gemütlich im Schlabberpyjama und in...
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