450 Jahre Treptow (Teil III)

Wo Fritze Bollmann mit Karpfenjule schwofen jeht
Erstveröffentlichung am 08.06.2018

Das alte Eierhäuschen

Der Berliner Magistrat als Gutsherr in Treptow verfügt im Jahr 1817 die Errichtung eines städtischen Gasthauses „in elegantem Style“. Am 11. Juni 1822 eröffnet das „Gasthaus an der Spree“, gilt fortan als schönstes Wirtshaus in der städtischen Umgebung Berlins und wird später unter Gastwirt Zenner legendär. Die Berliner ziehen mit Gondeln aus Moabit, mit Pferd und mit Wagen und schließlich mit der Fähre von Stralau über die Spree nach Treptow.

Eine Dampferverbindung von der Jannowitzbrücke zu den zur Mitte des 19. Jahrhunderts wie Pilze aus dem märkischen Boden schießenden Gasthäusern an der Oberspree wird 1864 eingerichtet. Die elektrische Straßenbahn, auch Knüppelbahn genannt, fährt ab 1899 vom Schlesischen Bahnhof (dem heutigen Ostbahnhof) nach Stralau und von dort durch einen 454 Meter langen Tunnel in gut zwei Minuten nach Treptow.

„Treptow ist, kann man sagen, ein großer Vergnügungsgarten, Restauration reiht sich an Restauration, alle mit breiten Gärten bis zur Spree hinunter und alle, wenn das Wetter irgend leidlich ist, überfüllt mit fröhlichen Gästen“.

Paradiesgarten und Eierhäuschen, der Treptower Lustgarten und das Restaurant am Spreetunnel und insgesamt mehr als 100 Ausflugslokale säumen die Treptower Bucht am Spreeufer, den Treptower Park und die Straßen des Ortes.


Mit Kind und Kegel zieht es die Berliner jottwede zu Mutter Jrün.

Im Grand-Restaurant zum Karpfenteich, in der Räuberschänke oder im Kaiserbadgarten mit Restaurant: Bei schönem Wetter pilgern um das Jahr 1900 an Wochentagen bis zu 50.000 Berliner nach Treptow. Fontanes Reisende im Stechlin-Roman schippern im „Dampfer an Treptow vorüber zwischen den kleinen Inseln“.

Und wenn es ganz dicke kommt, dann zieht es an Sonntagen bis zu Einhunderttausend vergnügungslustige Berliner mit ihren Gästen nach Treptow an die Spree. Kegelbahnen und Billardplätze und Konzertbühnen warten auf die Besucher. Und weil das Baden an „wilden Stellen“ im 19. Jahrhundert noch streng untersagt ist, laden das Deutsche Bad und das Kaiserbad die Sommerfrischler ein. Der Bierdurst kann allein im Paradiesgarten auf 6000 Sitzplätzen gestillt werden.

Um Attraktionen ist Treptow wahrlich nicht verlegen. Es ballert und leuchtet am Himmel über Cöllnischer Heide und Stralauer Bucht seit 1825 bei großen Feuerwerken, begründet die Volksfesttradition, die später „Treptow in Flammen“ heißt. Und Fritze Bollmann schwingt das Tanzbein und schwoft mit der Karpfenjule aus Treptow. Und wenn es ihm ganz warm im Jemüte wird, dann grölt Bolle vor Vergnügen:

„Ich weiß ein kleines Paradies, es liegt am Rand der Spree … dort rauschen die Bäume und rufen mir zu: Das schönste auf Erden, mein Treptow, bist du!“

 


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