Die vormals vielfach bewunderte Weisheit des Führers konnte wohl kaum noch einen Volksgenossen erfreuen, der sich in diesen Tagen irgendwo zwischen Oder und Berlin befand. Mit infernalischer Gewalt rollten die sowjetischen Armeen heran.
Am 12. Januar 1945 begann die Winteroffensive der Roten Armee. Die zweieinhalb Millionen Rotarmisten der Westfront standen da noch hinter Königsberg. Innerhalb von zwei Wochen walzten sie über einen Raum von über 500 Kilometern ost-westlicher Ausdehnung – kämpfend. Am 31. Januar 1945 überschritt die Rote Armee die Oder.
Bis dahin hatten die Menschen in Berlin und Umland bereits viel Leid ertragen. Der erste Luftangriff auf Berlin war in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1940 durch die französische Armée de l’air geflogen worden. Mit einem Flugzeug …
Für Deserteure wurde die Todesstrafe und Sippenhaft angedroht.Am 26. Februar 1945 erreichten dann 1184 US-Bomber Berlin und warfen rund 3000 Tonnen Spreng- und Brandbomben über der Stadt ab. Oberschöneweide stand in seiner ganzen Ausdehnung in Flammen. Die Straßen vom Bahnhof Köpenick bis zur Altstadt brannten. Friedrichshagen, Müggelheim und Rahnsdorf wurden bombardiert.
Verteidigung bis zur letzten Patrone
Am 9. März erließ der Kampfkommandant von Berlin, Generalleutnant Hellmuth Reymann, den Befehl, Berlin „bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone“ zu verteidigen. Für Deserteure wurde die Todesstrafe und Sippenhaft angedroht. Überall in der Stadt und ihren Vororten wurden Panzergräben gezogen und Schützenlöcher gegraben, Straßensperren errichtet und Splittergräben ausgehoben – Schanzarbeiten aller Art von Bewohnern, Soldaten, Volkssturmmännern und Zwangsarbeitern durchgeführt. Die „Großbatterie- Friedrichshagen“ wurde mit achtzehn 88mm Flakgeschützen aufgestellt, am Windmühlenberg im Hirschgartendreieck ein Geschütz samt Suchscheinwerfer in Stellung gebracht. In Müggelheim standen zwölf Geschütze, in Wendenschloß derer vier. Unmittelbar westlich der heutigen B 1, der damaligen Reichstraße 1, verlief bei Waldesruh, entlang dem Neuenhagener Mühlenfließ, der Erpe, die äußere Sperrzone der HKL, der mit Feldstellungen und Panzersperren ausgebauten Hauptkampflinie.„Wer euch Befehl zum Rückzug gibt, ist sofort festzunehmen und nötigenfalls augenblicklich umzulegen, ganz gleich, welchen Rang er besitzt.“Nutzte nichts: Am 16. April begann die Rote Armee mit der Erstürmung der Seelower Höhen am Westufer der Oder. Bereits drei Tage später nahm die 8. Gardearmee Müncheberg ein, und am 20. April zogen russische Soldaten durch Grünheide und Woltersdorf. Adolf Hitler giftete noch einmal: „Wer euch Befehl zum Rückzug gibt, ist sofort festzunehmen und nötigenfalls augenblicklich umzulegen, ganz gleich, welchen Rang er besitzt. Wenn in diesen kommenden Tagen und Wochen jeder Soldat an der Ostfront seine Pflicht erfüllt, wird der letzte Ansturms Asiens zerbrechen … Berlin bleibt deutsch, Wien wird wieder deutsch und Europa wird niemals russisch.“ In Neu-Venedig versenkten Anwohner ihre Boote. „Kein Boot sollte in die Hände des Feindes fallen.“ Wer fliehen konnte, der floh. Die ersten sowjetischen Soldaten drangen an Führers letztem Geburtstag in den Berliner Stadtforst. Bei Erkner und Wilhelmshagen schritten sie vor. Über die Fürstenwalder Allee rollten die Panzerspitzen an.
Die Schlacht um Berlin begann in Rahnsdorf
Mit der Einnahme von Rahnsdorf hatte die Schlacht um Berlin das Territorium der (Noch-)Reichshauptstadt erreicht. Unterhalb der alten Rahnsdorfer Dorfkirche setzten am 21. April Rotarmisten über die Müggelspree. Am Tag darauf eroberten sie Müggelheim und Wendenschloß. Und Schmöckwitz und Rauchfangswerder und Karolinenhof wurden gleichentags besetzt.„Kein Boot sollte in die Hände des Feindes fallen.“In Friedrichshagen widersetzten sich versprengte Truppenteile der Einnahme. Es war ein Sonntag, dieser 22. April. „Da waren sie plötzlich da, diese Russen.“ Zur Mittagsstunde war es vorbei, „Hitler kaputt“. Seit Tagen waren Wehrmachtssoldaten durch den Ort geflutet. Zerrissen und verdreckt in einem Strom von Flüchtlingen. Am Müggelssedamm, Ecke Bruno-Wille-Straße, stand ein Panzer. Der hatte keinen Sprit mehr. Und am Fürstenwalderdamm, Höhe Wasserwerk, ruhte nun ein verwaistes Sturmgeschütz. Panzersperren starrten noch in den Einmündungen zur Bölschestraße. Tote lagen in den Straßengräben. Am Vortag war Artelleriebeschuss über Friedrichshagen niedergegangen und Schlachtflieger hatten noch am Morgen angegriffen, ein Angriff traf die Ahornallee, ein anderer die Werlseestraße.