Und während die kleinen Kortes im Bergwerk der Kanzlei unermüdlich dem Recht auf Bildung zu ihrem Sieg verhalfen, engagiert sich Senior Korte in der Politik. Als Jugendlicher hatte er die Drogen-, Sex- und Schlechte-Laune-Phase übersprungen und war gleich mit dem ersten Bartwuchs in die CDU eingetreten. Schiesslich wollte er etwas bewegen. Er ging zur Armee, tat seinen Dienst, blieb dort und lernte wie man die Dinge strategisch angeht. Das Ziel im Blick, den Feind im Augenwinkel.
Aufgrund seiner Zielstrebigkeit wurde er schon bald ins Landesparlamanet gewählt, saß Ausschüssen vor, entwickelte Arbeitskonzepte, sammelte Unterschriften, übergab die Unterschriftenlisten an die richtigen Leute, denn er hatte Verbindungen. Ohne die richtigen Verbindungen erreicht man nur wenig. Beim Bölsche-Fest bissen die Leute in ihre Bratwurst und sagten: „Ja, er ist sehr engagiert!“ Und er stand vor ihnen auf der Redner-Bühne und dachte bei sich: „Es ist schön im Landesparlament, aber ich habe bei Friedrich Merz ein Praktikum gemacht und stehe immer sehr früh auf. Ich will wohl sehen, ob ich nicht in den Bundestag gelange“.
Und so ging er zum Müggelsee und rief „Mantje Mantje“ und es erschien im Gewässer der hässlichste Fisch von Berlin, welcher der Geist des Müggelsees war, und er fragte, was der Senior-Korte denn wolle. Und dieser antwortete: „Ich habe soviel für den Bezirk getan, ich würde gerne in den Bundestag einziehen.“ Und der gute Geist des Müggelsees sagte: „Du bist es schon. Geh nur hin und mache Wahlkampf.“ Und er ging hin und machte Wahlkampf mit all seinem persönlichen Engagement und militärischer Zielstrebigkeit. Und wurde Zweiter.
„Ach, war die Wahl schon?“ fragte der Fischgeist „da habe ich wohl vergessen den Überweisungsauftrag zu ändern“
Da ging er wieder zum See und rief „Mantje Mantje“ Und der Geist kam und er fragte, wie es denn so ginge. Ganz hervorragend, antworte Korte, aber warum er denn nun nicht im Bundestag sei. „Aber das sind sie doch, Herr Gysi!“ Er wäre nicht der Gysi gab der enttäuschte Korte zurück. Der wäre ja wohl viel kleiner und hätte eine Brille. Ihm wurde klar, dass der Geist vom Müggelsee nicht sehr gut sehen und hören konnte. Aber geschehen, war geschehen. Der Geist notierte sich seinen Namen und versprach bei der nächsten Wahl würde dann aber gerechterweise alles glatt gehen. Korte glaubte ihm und machte weitere vier Jahre Kommunalpolitik, engagierte sich für alternative Flugrouten und entwickelte Konzepte für Arbeit und Familie.
Bei der nächsten Bundestagswahl gewann wieder der Gysi. Wütend zeriss Korte seine vorbereitete Dankesrede und ging beim stürmischem Wetter zum Müggelsee. „Ach, war die Wahl schon?“ fragte der Fischgeist „da habe ich wohl vergessen den Überweisungsauftrag zu ändern“ Da begriff Korte, dass der Geist vom Müggelsee nicht nur blind und taub, sondern vermutlich auch senil war. Kurzerhand erlegte er ihn mit einer Kurzstreckenrakete, welche ihm die Kameraden zum Abschied geschenkt hatten, verarbeitete den Müggelfisch zu Fischmehl und spendete den ganzen Sack dem örtlichen Gänsezüchterverein.
Nach Fischmehl riechend ging er nach Hause und bei der nächsten Wahl trat er nicht mehr an, sondern saß daheim und ließ sich die Brust- und Kopfhaare wachsen. Sollte es das gewesen sein? Endstation Landespolitik? Wollte er nicht mal ein Friedrich Merz mit menschlichem Antlitz werden? Wenn nur dieser Gysi nicht wäre. Der ist doch nur nach Köpenick gekommen, weil in seinem alten Wahlbezirk auf einmal alle Nazis und keine Kommunisten mehr sind. (Aber war das nicht eh dasselbe?) Wie oft ist der denn in seinem Büro in der Brückenstraße, he?!
Korte straffte sich. Aufgeben? Er? Ein Reserveoffizier?! Langsam ging Korte in seine Garage, sattelte sein Pferd und ritt auf die Straße. Diesmal würde es klappen. Und falls nicht, ist in vier Jahren ja die nächste Wahl und dann noch eine. Er kicherte. Durch die Bäume glaubte er den Geist vom Müggelsee lachen zu hören.