Der Schauspieler Florian Lukas

Dimensionsjäger und Volkspolizist

Floran Lukas

Seine Filmografie ist beeindruckend: „Absolute Giganten“, „Good bye, Lenin“, „Kammerflimmern“, „Nordwand“, um nur ein paar Höhepunkte anzuführen. Dazu kommen ungefähr 70 weitere Kino und Fernsehfilme, Theateraufführungen sowie Hörbücher. Florian Lukas ist zweifellos ein viel beschäftigter Künstler. Für das Maulbeerblatt hat sich der sympathisch unaufgeregte Schauspieler die Zeit genommen, um über seine neuen Projekte und die Arbeit am Hörbuch „WUPP! Die Dimensions- Jäger“ von Kai Lypse, unserem Maulbeerblatt- Kolumnisten, zu sprechen.

Wie bist Du denn zur Schauspielerei gekommen?
Ich habe als Kind Hörspiele gemacht, in der Nalepastraße draußen. Ich glaube, da war ich zehn. Daraus hat sich eine Mitarbeit in Off-Theatergruppen ergeben, Ende der 80-er Jahre, und der erste Film. Ich habe mich dann entschieden, das ohne Schauspielausbildung weiter zu machen und bin dabei geblieben.

Nalepastraße? – Bist Du aus Köpenick?
Prenzlauer Berg. Bin kein Köpenicker. (Er lacht.)

Was reizt Dich denn an dem Beruf?
Gute Frage. (Überlegt.) Ich mag, dass man ein Teil von kreativen Leuten ist, die, wenn man es von außen betrachtet, eine ziemlich absurde Sache herstellen, so einen Film oder ein Hörspiel. Wenn man Projekte findet, in die man eintauchen kann, zum Beispiel bei „Nordwand“ mit der Bergsteigerei oder bei „Kammerflimmern“, einfach im Rettungswagen mitzufahren und den Leuten zuzugucken und zu sehen, wie die arbeiten, dadurch wird mein Leben bereichert. Es ist gar nicht so, dass ich gern im Mittelpunkt stehe oder in der Öffentlichkeit.

Wie gehst Du denn mit Deiner Prominenz um?
Ich bewege mich wie ein gesuchter Schwerverbrecher. (lacht) Nein, ich versuche mich eher zu verstecken. Wenn die Leute mich direkt ansprechen, weil sie wissen, dass sie mich aus einem bestimmten Film kennen, dann freue ich mich auch darüber. Es sind ja meistens nette Leute. Daraus ergibt sich ein kurzes Gespräch und das war’s dann.

Welches sind Deine größten Erfolgserlebnisse und was siehst Du als Deine größten Misserfolge an?
Ich weiß nicht – Misserfolge sehe ich irgendwie nicht. Es gibt natürlich Filme oder Projekte, die sind weniger erfolgreich als andere. Das kann man nicht vorhersehen, nicht vorherbestimmen und schon gar nicht beeinflussen. Es gibt einen kommerziellen Misserfolg, aber der betrifft mich nicht. Ich bin ja nicht der Produzent.

Gibt es irgendetwas, von dem Du denkst, das würdest Du heute anders machen?
Wenn ich mich für Projekte entscheide, habe ich immer einen guten Grund, das zu machen. Es gibt dann im Nachhinein keine Veranlassung zu sagen „Das hätte ich nicht machen sollen.“ Es gibt Projekte, bei denen hat man unerwartet positive oder aber auch negative Erfahrungen, das kann man vorher nicht wissen. Insofern sind die Sachen, in dem Moment, wo sie gedreht werden, an demselben Tag noch, für mich abgeschlossen. Ich denk darüber nicht mehr nach.

Ich könnte keinen arabischen Türsteher spielen.

Du hast in ungefähr 70 Produktionen mitgespielt, bist in viele verschiedene Rollen geschlüpft. Gibt es eine Rolle, von der Du denkst, dass Du sie nicht spielen könntest?
Ich könnte keinen arabischen Türsteher spielen. (lacht) Es gibt eine ganze Reihe, ich will es jetzt nicht übertreiben. Ich kann nicht alles spielen. Niemand kann alles spielen.

Woher nimmst Du die Energie, um so viel zu arbeiten?
Ich glaube, das wird überschätzt. Das ist ja auf 20 Jahre verteilt, wenn man das mal aufschlüsselt. Es gab eine Zeit, wo „Good bye, Lenin“ herauskam, wo ich mich sehr gestresst gefühlt habe und dann mein Körper auch gesagt hat, Du musst jetzt mal ein bisschen leiser treten. Seitdem lass ich mich nicht mehr stressen und versuche die Termine so weit wie möglich auseinander zu ziehen und die Sachen eher ruhiger angehen zu lassen.

Wie entspannt Florian Lukas?
Ich gehe laufen und klettern. Seit „Nordwand“ ist das Teil meines Lebens. Da bin ich dann einfach bei mir und denke an nichts anderes. Nur die nächste Bewegung ist entscheidend, das nächste kleine Ziel.

Gibt es jemanden, mit dem Du am liebsten zusammenarbeitest?
Ich würde mir wünschen, mehr mit Leuten zusammenzuarbeiten, mit denen ich mich gut verstanden habe. Da gehen teilweise zehn Jahre ins Land und es ist viel zu selten. Es gibt ein paar Regisseure, wo ich denke, mit denen würde ich auch noch mal gerne einen Film drehen. Ich finde Andreas Dresen halt toll. Ich weiß, dass ich diese Meinung nicht exklusiv habe. Aber sonst habe ich keine Vorlieben. Die Leute, mit denen man nicht klarkommt, sind ganz klar in der Minderheit.

Du hast ja gerade mit unserem Kolumnisten Kai Lypse eine Hörspielgeschichte gemacht. Was kannst Du uns zu dieser Geschichte erzählen?
Es geht um zwei Brüder, die sehr unterschiedlich sind. Der, den ich spiele, ist ein Theoretiker und Denker. Oliver Korittke spielt einen Grobmotoriker. Die sind auf der Reise durch die Zeit und treffen lauter historische Figuren aus Literatur und Geschichte, die sie so ein bisschen veralbern. Die Vergangenheit muss noch mal neu geschrieben werden. Wir haben das an einem Tag konsequent und schnell aufgenommen. Erst mal zwei Folgen. Es wird Fortsetzungen geben und vielleicht wird es eine längere Hörspielserie.

Sieht Kai Lypse in Wirklichkeit auch so aus wie auf dem Bild in seiner Kolumne?
Das Gesicht sieht genauso aus. Nur diese Schweißerbrille, die hat er nicht. Ansonsten ist er ein wahnsinnig kräftiger Typ. Er könnte rein optisch auch als Türsteher arbeiten. Aber er ist ein netter Kerl. Das merkt man schon, wenn man mit ihm einen Satz wechselt.

Dein aktuelles Projekt?
Da bin ich ein Volkspolizist in einem Sechsteiler für die ARD. Der spielt 1980 in Ostberlin und heißt im Moment noch „Weißensee“. Außerdem spiele ich in einer Theaterinszenierung im Prater, die von einer DDR-Baustelle handelt. „Der Bauch“ wurde 1974 kurz aufgeführt und seitdem nie wieder. Castorf hatte die Idee, weil es ein sehr schönes kleines Stück ist, das man das doch mal wieder auf die Bühne bringen müsste. Am 16.September ist Premiere und wir spielen dann bis Ende Oktober. Nach Abschluss der Dreharbeiten im Dezember mache ich auf jeden Fall eine Pause. Ich brauche dann wieder Zeit, um mich auf etwas Neues einzulassen.


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