Die Hörkolumne

geht hier nicht weiter, aber sicher demnächst …
Ich wollte eigentlich nur Flaschen wegbringen. Für jemanden wie mich eine alltägliche Angelegenheit. (Deutet das, wie ihr wollt!) Also begab ich mich in den nächstgelegenen EDEKA, in einem kleinen Kacknest, nur 23 Kilometer von dem Kacknest entfernt, in dem wir seit drei Tagen darauf warteten, dass die klimatischen Verhältnisse sich unserem Urlaubsbedürfnis anpassten. Ich hatte einen halbvollen Kasten Wasserflaschen und diverse Einzelflaschen dabei – und Hunger. Kein Wunder, wenn man ne Weltreise machen muss, um sich bisschen Käse fürs Brötchen zu kaufen.

Nachdem mich die biertrinkenden Dorfältesten vor dem EDEKA kritisch beäugt und schließlich wohlwollend nickend reingelassen hatten (in Vorpommern bestehen die Dörfer übrigens nur noch aus Dorfältesten), stand ich also vor dem erstaunlich modernen Flaschen-Automaten und begann die Flaschen einzeln einzuwerfen. – Dass mir die beiden Laden-Angestellten dabei interessiert zuschauten, brachte ich mit meinem Exoten-Status in Verbindung. Immerhin bin ich unter 50 und kann ohne Gehhilfe stehen.

Sie beobachteten also (eine auf einen Besen gestützt, die andere versunken Schmalzbrötchen hinter der Fleischtheke schmierend), wie ich mich entflaschte und warfen sich zwischendurch wissende Blicke zu, die ich einfach nicht zu deuten wusste, im Bemühen um Entspannung aber auch nicht überbewerten wollte. Als ich den halbvollen Kasten nun Flasche um Flasche in den Automaten entleerte, wurden sie nervöser, die Blicke wissender, die Schmalzbrötchen immer unsauberer geschmiert! Die letzte Flasche aus dem Kasten wurde beinahe ehrfürchtig betrachtet und die Besen-Angestellte trat sogar einen Schritt näher, um zu sehen, ob sie auch wirklich im Automaten verschwand.

„Im Übrigen gab es kein Salz, nur eine Sorte Butter und BIO ist hier offenbar noch nicht erfunden.“

Als ich den nun leeren Kasten in den Automaten gab, fingen beide wieder an sehr geschäftig zu tun, denn: Der Automat nahm den Kasten nicht an. Ich versuchte es zwei weitere Male: nix! Ich musste mich nun schon sehr bemühen, die wirklich schwer beschäftigten Angestellten auf mich aufmerksam zu machen, bis mir die Schmalz-Frau zu verstehen gab, dass der Automat eben keine leeren Kästen annehme – und im Übrigen sei es ihnen verboten, leere Kästen anzunehmen.

Ich biss mir auf die Lippen, um dem vorlauten Berliner nicht gerecht zu werden, atmete tief ein, nahm meinen Flaschen- Automaten-Bon und den leeren Kasten, um ihn erneut mit Sprudelwasser- Flaschen zu füllen. Ich wollte praktisch denken – und es mir nicht mit der einzigen Lebensmittelquelle in Vorpommern versauen.

Als ich fertig eingekauft hatte (im Übrigen gab es kein Salz, eine Sorte Butter und „BIO“ ist hier offenbar noch nicht erfunden), stand ich mit meinem aufs Neue gefüllten Kasten an der Kasse, während die Besen-Frau zu Kassiererin wurde und die Schmalzfrau ihr Schmalzbrettchen und die Brötchen neben der Kasse drapiert hatte, um mich besser beobachten zu können.

Fast rechnete ich damit, dass sie mich fragen würden, ob ich etwa den Kasten stehlen wollte, aber es kam anders. Ich wollte gerade meinen Einkaufskorb, ein blaues Monster mit Stützrädern und externem Haltegriff, neben das Warenlaufband stellen, um die bezahlten Waren dort wieder hineinzutun, als ein ohrenbetäubender Lärm losging. Ich zuckte zusammen und sah mich ängstlich um, die Besenfrau, die nun Kassiererin war, tauschte einen neuerlichen Blick mit der Schmalzfrau, bis sie schließlich ein unscheinbares Knöpfchen neben der Kasse drückte. Worauf der Lärm verstummte.

Alarm!“, sagte sie nur und zeigte auf den Einkaufskorb. „Diebstahlsicherung!“, fügte sie hinzu und die Schmalzfrau schüttelte den Kopf und meinte nur: „Das wusst ich!“ Zu perplex um zu reagieren, gab ich der Kassenfrau 3 Euro Trinkgeld und verließ EDEKA, wie ich sonst nur die Fußpflege verlasse: geduckt! Es hatte auch was Gutes. Wir sind die nächsten vierzehn Tage nur noch essen gegangen.
Davon schreibe ich demnächst mal.


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