Seefrauschaft rund Bornholm

Neun Seglerinnen aus Brandenburg und Berlin segelten eine der härtesten Ostsee-Regatten Deutschlands: Rund Bornholm Freitag, 10. Juli, 13 Uhr. 75 Stunden nach dem Start. Die Kurzinfo des Pressebüros der Warnemünder Woche zum Stand der Regatta Rund Bornholm 2009 verheißt nichts Gutes: „39 Yachten konnten bisher gezeitet werden. 26 haben aufgegeben. Auf die Rückmeldung einer Yacht wird noch gewartet“. Die im Rahmen der Warnemünder Woche jeweils Anfang Juli laufende Wettfahrt gilt unter Seglern als sehr anspruchsvoll. Trotzdem – oder gerade deshalb – nehmen viele die Herausforderung an und beteiligen sich in jedem Jahr bis zu 80 Yachten an der 270 Seemeilen (500 Kilometer) langen Regatta. Sonnabend, 23. Mai: Sechs Wochen vor dem Start. Dichte Wolken türmen sich über der kalten Ostsee vor Warnemünde auf, das salzige Nass hat eine tiefgraue Farbe angenommen, der Wind frischt stetig auf, dass es nur so pfeift in den Stagen und Wanten, und die Wellenformationen nehmen noch immer an Höhe zu, als fünf junge Frauen aus Brandenburg, Berlin und vom Bodensee mit einer Hanse 52 hart am Wind durchs Wasser pflügen. Es ist das erste Mal, dass sie für drei Tage und zwei Nächte ununterbrochen als Team auf der Ostsee unterwegs sind. Das gemeinsame Ziel der Damen im Alter von 28 bis 42 Jahren ist ambitioniert: Bei der längsten deutschen Strecken-Seeregatta Rund Bornholm wollen sie, dann zusammen mit zwei weiteren Seglerinnen, antreten. Sabine ist mit 42 Jahren nicht nur die Älteste an Bord, sie bringt die meiste Erfahrung mit und darf deshalb die Polaris beim Training durch die Wellenberge skippern. „Das wird kein Zuckerschlecken für die Mädels, aber dafür eine der besten Erfahrungen ihres Lebens“, verspricht Michael Haufe. Der Geschäftsführer der Firma Teamgeist GmbH aus Brandenburg formt Teams – mittels Wassersport. Montag, 6. Juli: Noch 14 Stunden bis zum Startschuss. Nicht nur, dass am Ende des letzten Trainingsschlages eine Leine in die Schraube der Übungsyacht geraten ist, die nun in der kalten Ostsee Stück für Stück tauchend wieder von der Welle geschnitten werden muss. Auch der Wetterbericht verheißt für die kommenden Tage nicht nur Gutes. „Noch befinden wir uns in einer Hochdruckzone“, klärt Anna Klinkmann vom Deutschen Wetterdienst auf. Doch es formiere sich bereits ein sogenanntes Dipol-Tief, warnt die junge Frau, „Mittwoch gibt’s ordentlich Wind“. Dienstag, 7. Juli, 9:30 Uhr: Regatta-Start. 5 Uhr morgens. Jeder ist jetzt mit sich selbst allein, sucht Ruhe und Konzentration so kurz vor dem Start. Mentales Training und Yoga stehen dabei ganz weit vorn. Duschen, und wer etwas hinunter bekommt, frühstückt. Ein Schluck Kaffee tut gut. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Boot klarmachen. Ablegen. Für die Frauen an Bord der Antares gehört das schon zur Routine. Leinen klarieren, Fender bergen, klar zum Segelsetzen. – Jetzt gilt es. Bornholm liegt mit 250 See-Kilometern vorm Bug der 14 Yachten, die gleich in der Gruppe Yardstick 1b beim dritten Start lossegeln werden. Insgesamt stellen sich 66 Crews der Herausforderung. Auszug aus dem Logbuch der Antares: „10.09 Uhr. Wir sind das erste Boot unserer Startergruppe!Donnerstag, 9. Juli. 3.Tag auf See. Auszug aus dem Logbuch der Antares: „Um 2 Uhr morgens sahen wir immer noch die Lichter von Bornholm. Sehr deprimierend. Den Mädels geht es immer schlechter. Koje, Kotzen und der Versuch, ein wenig zu schlafen…„Die schöne Zeit ist vorbei. Kämpfen uns seit 12 Stunden durch meterhohe Wellenberge. Zwei sind schon ausgeschaltet, der Rest schlägt sich tapfer". Zu diesem Zeitpunkt spricht der Wetterbericht bereits von „West bis Südwest 5 bis 6, Schauer- und Gewitterböen, See bis 1,5 Meter“. Donnerstag, 9. Juli, 60 Stunden nach Start. Auszug aus dem Logbuch: „Irgendwann sank die Stimmung bei allen auf Null. Die Wassertropfen schlugen wie kleine Steine ins Gesicht. Selbst Sabine kaute schon auf dem Zahnfleisch – schließlich hat sie in den vergangenen zwei Tagen nur zwei Stunden geschlafen… Dann die Entscheidung, irgendwo auf Rügen zu ankern. Allerdings hieß das auch: Aufgabe! „Aus seemännischer Sorgfaltspflicht hat die Skipperin nach Rücksprache mit ihrer Crew das Rennen vor Rügen abgebrochen. Die Männer haben nach Kenntnis dieser Tatsache sofort gleiches kurz vor Hiddensee entschieden. Diese Entscheidung wäre sehr wahrscheinlich wenige Stunden später von mir so oder so getroffen worden“, erklärt Michael Haufe nach dem Rennen. Sie seien gemeinsam gestartet und würden das Rennen auch gemeinsam beenden, habe für den Segellehrer und für Skipperin Sabine von vornherein festgestanden. Skipperin Sabine: „Ziele und Wünsche müssen den Naturgewalten untergeordnet werden. Nachgeben ist eben manchmal der bessere Weg, wenn es auch sehr schwergefallen ist.“ Trotzdem steht schon mit dem Einlaufen der Antares fest, dass die weibliche Segel-Crew mindestens genau so gut wie ihre männlichen Segel-Kollegen den Gebrauch von Tauwerk und das Bedienen der Segel beherrscht, elegant an- und ablegen kann, und sich korrekt verhält auch bei stärkerem Wind und Seegang. – Das jedenfalls beschreibt das Seglerlexikon als Gute Seemannschaft, pardon: Seefrauschaft. Und über den Satz „Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen segeln, hätten er das Wasser rosa gefärbt“, können die Seglerinnen nur milde lächeln. Denn ihre See-Taufe haben sie nun mit Bravour bestanden. Bei der „härtesten See-Regatta der Welt“, wie sich eine (Männer-) Crew auf ihre T-Shirts hat drucken lassen.

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