Leuchte sagt streng: „Ich habe eine Scheißzeichnung von dir gesehen.“ „Scheißzeichnung?“, frage ich erschrocken. „Ja“, sagt er lachend, „Scheiße, dass ich sie nicht gemacht habe.“
Anerkennung wird doppelt süß, wenn sich der berufene Kritiker zum eigenen Neid bekennt. Ich erinnere mich, dass ich versuchte auf gleichem Niveau zurückzuloben. Es ist mir damals nicht gelungen.
Diese Episode ist typisch für den Satiriker Frank Leuchte, der alles andere war als ein Spaßmacher. Frank Leuchte war ein zeichnender Philosoph, der 1942 in Graupa zur Welt kam. Er absolvierte ein technisches Studium in Dresden und arbeitete sich mit sächsischer Energie sukzessive an den erträumten Künstlerberuf heran.
Manche Namen verführen zu billigen Wortspielen. In Leuchtes Fall ist die Analogie zutreffend. Er war nicht nur ein großartiger Zeichner, der zielsicher zu einer gültigen Form fand. Er war auch ein Philosoph, bei dem Heiterkeit und Melancholie so ideal verflochten waren, wie nur bei den Großen seines Fachs.
Auf die Zeit der Wiedervereinigung war er – so schien es – gut vorbereitet. Die feinsinnig-hintergründigen Kommentare zu diesem gigantischen Unternehmen sprudelten mit großer Leichtigkeit aus ihm heraus. Das schönste Blatt zum Mauerfall – kennt es jemand? – zeigt zwei trojanische Pferde beiderseits der Mauer. Das hat nur er gekonnt.
1992, Frank Leuchte war gerade 50 Jahre alt geworden, ist er gestorben. Dass ihm so wenig Zeit blieb, hatte niemand geahnt.