Ein älfischer Donnerstag

Meine Freundin hat einen Job in Frankfurt und kommt abends wieder. Ich hab das Baby am Hals. Sohn hat Fußballspiel und muss 17:00 in Neukölln sein. Da ich Baby habe, soll er bei anderen Eltern mitfahren. Außerdem will eine befreundete Buchautorin mir heute feierlich ihr neues Werk überreichen, weil es Illustrationen von mir enthält. Da ich Baby habe, soll sie nach Friedrichshagen kommen. Freundin will gegen 18:30 wieder da sein, danach bin ich zum Grillen nach Köpenick eingeladen. Autorin weiß noch nicht, wann sie kann, wir wollen das operativ entscheiden. Sie kommt mit S-Bahn, wegen kein Auto. Wenn es erst Abends klappt, kann sie ja zur Grillparty kommen. Beim Frühstück fragt Freundin, ob ich sie nicht mit Auto und Baby vom Flughafen abholen könnte, weil SBahn- Chaos. Flugzeug landet 17:20 in Tegel. Ich denke: Dann könnte ich Sohn ja auch selbst zum Fußball bringen. Neukölln liegt auf dem Weg nach Tegel. Also sage ich den anderen Eltern wieder ab. Am Vormittag ruft Autorin an: Sie muss arbeiten und kann erst abends kommen. Ich gebe ihr die Adresse der Grillparty, und sie soll nur bis Köpenick fahren und den Rest des Weges im Netz nachschauen. 16:10: Sohn, Baby und ich fahren los. Freundin ruft vom Frankfurter Flughafen an. Sie wird zusammen mit einem Kollegen nach Berlin fliegen, und sie können sich ein Taxi teilen. Ich brauche also nicht extra zu kommen. Weil ich nun aber sowieso schon mit Sohn unterwegs bin, kann ich auch gleich bis nach Tegel fahren. Also sagt sie dem Kollegen ab. Ich bereue, es nicht früher gewusst zu haben. 16:30: Es ist Stau. Ich werde es wohl nicht rechtzeitig nach Neukölln schaffen und bereue, den anderen Eltern abgesagt zu haben. 17:10: Ankunft in Neukölln, Sohn steigt aus, Baby und ich fahren weiter. Es ist Stau. Ich bereue, die Gelegenheit mit dem Kollegen fallen gelassen zu haben und spiele mit dem Gedanken, Freundin eine SMS zu senden, dass ich doch nicht komme. Aber was ist, wenn sie ihr Handy erst wieder einschaltet, wenn ihr Kollege schon weg ist? Ich schreibe nur „Stau“ und kehre vorerst nicht um. 17:20: Baby weint. Ich bereue, nur eine Trinkflasche mitgenommen zu haben. 17:30: Autorin schickt SMS, dass sie jetzt losfährt. Warum so früh? Außerdem befinde ich mich gerade 2 Kilometer von ihrem Büro entfernt und bereue, nicht von Anfang an bedacht zu haben, dass ich mir das Buch auch auf dem Weg von ihr hätte abholen können. 17:40: Freundin ruft an und sagt, dass sie dann doch mit dem Kollegen fährt und fragt, warum ich nicht gleich umgekehrt bin, als der Stau begann. Ich bereue es und kehre um. 17:50: Rückweg ebenfalls Stau. Ich werde es wohl nicht vor der Autorin zur Grillparty schaffen, da ich vorher noch nach Hause muss, wegen Baby. Damit sie aber nicht auf einer fremden Grillparty auf mich warten muss, rufe ich sie an, sie möge doch lieber bis Friedrichshagen fahren. Sie aber hat wegen S-Bahn-Chaos eine ganz andere Linie genommen, die in Spindlersfeld endet. Ich bereue, sie nicht früher kontaktiert zu haben. 18:00: Baby weint. Ich halte an Tankstelle, um Flasche nachzufüllen. Mir fällt ein, dass ich auch über Spindlersfeld fahren könnte. Ich rufe Autorin an und hole sie wenig später von der S-Bahn ab. 18:10: Baby scheißt. Ich bereue, Autorin abgeholt zu haben. 18:30: Ankunft daheim zeitgleich mit Freundin, die sich wundert, wer da im Auto sitzt. Ich bereue, bisher nichts von Autorin erwähnt zu haben. Ich stelle die beiden einander vor, und während ich mit Autorin auf das neue Buch anstoße, darf Freundin – müde vom langen Arbeitstag – Windeln wechseln. 19:00: Ich bringe Autorin zur S-Bahn und fahre weiter in Richtung Grillparty. Telefon klingelt. Sohn hat das Spiel verloren und fragt, wann ich ihn endlich abhole.


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