Abstimmung zur Offenhaltung des Berliner Flughafen Tegel

Die Berliner CDU hatte endlich ihr Thema gefunden. Doch dann kam Mutti.
Alles hätte so schön sein können. Endlich Sommer in Berlin. Bunte Plakate an jeder Laterne und die christlichen Demokraten hatten ihr Thema gefunden. Für Tegel hatte die FDP bereits ordentlich Schaum geschlagen. Auf dieser Welle ließ es sich gut surfen. Aber nun: Ruhe im Karton!
Seit klar wurde, dass wir nunmehr weder Autos noch Eisenbahntunnel bauen können, rückt der Flugverkehr wieder in den Mittelpunkt der Betrachtung. Stimmt, auch Flughäfen und Fluggesellschaften können wir nicht, aber gerade deshalb wäre es doch dumm einen fertigen Flughafen platt zu machen und das alte Westberlin hatte ohnehin nie daran gedacht, auch nur einen Tag auf Tegel zu verzichten. Hatten SPD und CDU das Volksbegehren für ein Nachtflugverbot noch ignoriert und boykottiert, so sehen sich CDU und FDP nunmehr Eins mit dem Bürgerwillen und drängeln sich an der Spitze der Bewegung, um endlich Volkes Meinung zu ihrem Recht zu verhelfen, denn schließlich wollen doch alle nach Malle und jede Stadt von Welt hat wenigstens zwei Airports. Reisefreiheit, Wirtschaftsstandort, Weltniveau – aus diesen Komponenten wollte sich auch die CDU einen zündenden Wahlkampf basteln.
Die Berliner CDU ein trauriger Trupp von Bruchpiloten.
Sogar im schönen Köpenick erinnerte man sich an das Flug-dingens-thema. Flugplatz? Flugplatz? Da war doch was! Mit einer Bürgerveranstaltung zum BER »Alle Denkverbote brechen – Mut haben, Zukunft planen« wollte sich Professor Niels Korte als Held der Stunde und Mann von morgen präsentieren. Die schlichte Wahrheit, dass zwei Flughäfen am falschen Standort ganz grundsätzlich kein richtiges Konzept ergeben, spielt für die Berliner Politik keine Rolle. Eine ausführliche Abhandlung dazu, wie laut Fluglärm im Vergleich zu anderen Alltagsgeräuschen eigentlich ist, findet sich übrigens in diesem Dezibel – Vergleich. Schönefeld und Tegel – zwei Kinder der Teilung und des Kalten Krieges – der CDU gerade recht, denn die Vergangenheit scheint ja ohnehin ganz groß im Kommen. Und so hätte alles rund laufen können, ein Wahlkampf wie im Fluge, wenn nicht Angela Merkel, aus welcher Laune heraus auch immer, gerade heute ihr Profil als Basta-Kanzlerin schärfen musste. Tegel wird dicht gemacht. Ende der Durchsage. Ruhe im Karton. Thema abgestürzt, die Berliner CDU ein trauriger Trupp von Bruchpiloten. Aber noch ist nichts verloren. Noch bleiben vier Wochen Zeit, um nachzujustieren. Irgendetwas wird sich für die hart arbeitenden Menschen dieser Stadt doch auch von der CDU bewegen lassen. Mehr Ersatzbusse für die S-Bahn wären prima und auch die E-Mobilität ist gerade in aller Munde. Und eines kann auch Angela Merkel nicht verbieten – bald ist wieder Weihnachten – ja, innere Sicherheit hat immer Konjunktur.

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