Gibt es einen, der sich ernsthaft wundert? Darüber, dass sich die Bürger von Treptow-Köpenick gegen die gebührenpflichtige Parkraumbewirtschaftung ausgesprochen haben? Mal ehrlich: Alles andere als eine Ablehnung des bezahlten Parkens wäre doch absurd gewesen. Zwar mag es plausible Argumente gegebenhaben, mit denen die Befürworter der Parkzonen Stellung bezogen. So haben Bezirkspolitiker von SPD, Grünen, CDU und Piraten uns die günstigen Preise schmackhaftmachen wollen. In der Altstadt Köpenick sollte die Stunde Auto abstellen einen Euro kosten. Gewerbetreibende hätten umsonst parken, Anwohner für die zwei Jahre gültige Vignette 20,40 Euro abdrücken dürfen. Im Monat gerademal 85 Cent, wie man uns vorgerechnet hat. Zweck des Ganzen: den so genannten Parksuchverkehr, also das mühsame Ergattern einer Parklücke, zu minimieren. Denn wer zahlen muss, so das Kalkül, lässt das Auto stehen, kommt mit Rad oder Öffentlichen. Das aber ist gezielte Desinformation: Warum sollte man das Auto zu Hause lassen, wenn der Parkplatz doch so günstig ist? Preiswertes Parken – derlei Sprüche lenken nur von der Abzocke ab. Außerdem lässtwegen einer Parkgebühr doch niemand sein Auto stehen. Er stellt die Karre einfach woanders ab – undverlagert damit gezwungenermaßen das Problem indie Nebenstraßen. Und ob sich ein Anwohner darüber freut, dass er 85 Cent im Monat zahlt, obwohl er keinen besseren Parkplatz findet als vorher?
Das ganze Schlamassel konnte man schon vor vierJahren in Prenzlauer Berg und Mitte beobachten. Angeblich fahren da jetzt auch mehr Leute mit dem Bus und dem Fahrrad. Doch selbst wenn sich die Lage entspannt, es führt mit Sicherheit nicht dazu, dass die Bezirke die Parkraumbewirtschaftung wieder aufheben.
Zurück in den Südosten. Hier gab es noch eine Besonderheit,die nicht unerwähnt bleiben sollte: Die Freunde des bezahlten Parkens hatten eine Geheimwaffe, die sie herausholten, wenn der Köcher der Agumente leer geschossen war. Sie prangerten das Bündnis ausFDP und Linken an. Gemeinsam hatten die beiden Parteienden Bürgerentscheid auf den Weg gebracht. Neoliberalismusund Kommunismus, das gehe ja gar nichtzusammen, hieß es gerne. Als ob es darum gegangen wäre! Ideologie statt Fakten – das funktioniert ja leider in vielen Fällen ganz gut.
Zum Glück sind die Treptow-Köpenicker auf die Taschenspielertricks nicht hereingefallen. Der Autofahrer tickt anders. Er ärgert sich jedenTag aufs Neue über die Kosten, Sprit, Steuern, Versicherungund was es nicht noch alles gibt. Da erscheint die Parkuhr automatisch als natürlicher Feind. Sie bedeutet die Gewissheit, dass nicht nur das Fahren, sondern auch das Stehen mit dem Auto Geld kostet. Und überhaupt die Altstadt Köpenick! Wer sich auskennt, macht schon lange einen Bogen um sie. Lediglich Ortsfremde verirren sich vielleicht mal ab und zu in die historische Puppenstube, deren Lebendigkeit einst mit einer labyrinthartigen Verkehrsführung zerstört wurde. Die verzweifelten Versuche, aus demStraßengeflecht herauszufinden, den Anwohnern vielleicht noch als Parksuchverkehr zu verkaufen – das wäre die richtige Posse gewesen.
Aber es sollte ja gar nicht bloß bei der Bewirtschaftungder Altstadt und erst recht nicht beim Euro proStunde bleiben. Schon Tage vor dem Bürgerentscheid wurde publik, dass Bölschestraße, Adlershof, Bahnhofstraße und Oberschöneweide bereits ebenfalls als Parkzonen im Gespräch waren. Das hatte dieLinke durch eine beantragte Akteneinsicht im Ordnungsamt herausgefunden. Nur in der Altstadt abzukassieren, das hätte dem Bezirk durch den hohen Aufwand Miese eingebracht, 100.000 Euro im Jahr.
Alles klar?
Der natürliche Feind des Autofahrers
Parkraumbewirtschaftung – das schnelle Geld für den Bezirk
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