Wie ich mal fast Zeugin eines Wunders geworden wäre

+++ UPDATE +++ ENDE DES GEWINNSPIELS +++ DIE EISERNEN SIEGER WERDEN BENACHRICHTIGT +++ VIELEN DANK FÜR EURE TEILNAHME +++

Foto: Stefanie Fiebrig
Der 1.FC Union Berlin war sportlich lange mehr als genügsam. Mit Jens Keller hat der Verein seit 2016 einen Trainer, der mehr will, als den Klassenerhalt zu sichern. Das verlangt nicht nur der Mannschaft einiges ab.
Seitdem der 1. FC Union Berlin in der zweiten Liga spielt, formuliere ich zu Anfang einer jeden Saison für mich den Klassenerhalt als Ziel. Es gab Zeiten, da war Nichtabsteigen eine große Leistung, und nicht immer ist sie geglückt. Seit ein paar Jahren ist es nun schön still und friedlich in Köpenick. Ich lege im Januar mein Handtuch zwischen Platz sechs und zwölf, und da bleibe ich dann hocken bis zum Schluss und blinzele träge in die Sonne. Ich habe mich sogar daran gewöhnt, dass mein Team keine Pokaltrikots braucht. Ab Ende März betrachte ich das Gerangel am oberen und unteren Tabellenende und freue mich, dass ich nichts damit zu tun habe. Das Aufstiegsrennen bestreiten die zwei oder drei Erstligaabsteiger. Der TSV 1860 München bemüht sich regelmäßig um den Abstieg, verpasst ihn aber ähnlich wie St. Pauli mal mehr, mal weniger knapp. Im Mai weiß ich dann nicht einmal mehr, wer am DFB-Pokalfinale teilnimmt, weil es mich nicht betrifft. Wer nur ein Minimalziel hat, ist schneller da als die, die bis zum Schluss ganz nach vorne preschen wollen. Ich komme auch viel erholter an als jene Fans, für die es noch am 34. Spieltag, in den letzten Sekunden der Nachspielzeit, um alles geht. Einmal habe ich Unions letztes Heimspiel verpasst, weil ich schon im Urlaub war. Ich war im Frühjahr nur noch für Autogramme im Stadion, zum Spielerverabschieden oder wegen der neuen Trikots. Ein gemütlicher Trott war das. Und dann kam Jens Keller.
Während alle Teams für Union spielen, versäumt es Union, sich zu beteiligen.
Während wir schon seit einigen Spielzeiten in der Demut verharrten, die einmal Oberliga und zurück hinterlässt, stand da einer an der Seitenlinie, der ganz sicher wusste, dass er ein Erstliga-Trainer ist. Ein Mann, der aus Erfahrung berichten konnte, dass der DFB-Pokal mehr als eine Runde hat und die Champions League tatsächlich existiert, der etwas beweisen wollte, etwas gestalten und bewegen. Jens Keller war nicht gekommen, um Zwölfter zu werden. Jens Keller war nicht mal gekommen, um Sechster zu werden. Binnen verhältnismäßig kurzer Zeit stellte er eine Union-Mannschaft von beeindruckender Athletik auf den Rasen. Ein Team, das sich immer wieder fing, wenn es einmal aus dem Tritt geraten war. Eine Bank, die diesen Namen verdiente. Steven Skrzybski hatte gerade Dortmund ins Elfmeterschießen gezwungen. Das war das erste Mal, dass mich Jens Keller irgendwie überholte. „Dit is‘ nich mehr mein Union“, sagte ich danach häufig. Es klang stolz. Unübersehbar war hier etwas in Bewegung geraten. Der Fußball selbst wurde nicht nur erfolgreich, sondern zu allem Überfluss auch noch schön – wenigstens manchmal. Es gab dreckige Siege und Arbeitssiege und Heimsiege und Auswärtssiege. Jens Keller wusste ja nicht, dass auf Union ein Frankenfluch lag, ein Auswärtsfluch, ein Pokalfluch. Während alle Teams der Liga für Union spielen, versäumt es Union für gewöhnlich, sich zu beteiligen. In dieser Spielzeit war das anders. Im März sangen wir erschrocken „So ‘ne Scheiße, wir steigen auf“, und nach dem Sieg über Nürnberg grüßte Union am 25. Spieltag von ganz oben. Das war das zweite Mal, dass Jens Keller an mir vorüberzog. Mit Volldampf sogar. Danach gerieten die Dinge etwas aus den Fugen. Ein Radiomoderator fragte, wo er im Aufstiegsfall seinen Übertragungswagen hinstellen sollte. Das Fernsehen kam sogar zum Training und Dirk Zingler wurde gefragt, ob Union weiterhin Union sein kann. Das fragte ich mich auch – und mit mir viele andere. Ich war verunsichert und wusste nicht, was ich wollen sollte.
Und dann kam Jens Keller.
Just in dem Moment, als ich entschied, dass ich in- Gottes Namen auch aufsteige, wenn es denn unumgänglich ist, machte sich die Kraftanstrengung bemerkbar, die diese Spielzeit gekostet hatte. Union konnte sich in Hannover nicht durchsetzen, zu Hause nicht gegen Aue gewinnen und Düsseldorf nicht mehr als einen Punkt abringen. In Stuttgart rechnete ich mir nichts aus, das Spiel verlief meinen Erwartungen entsprechend. Die Spieler waren wesentlich enttäuschter als ich. Wir hatten verlernt, aus Niederlagen Energie zu ziehen. Trotzdem hätte es am vorletzten Spieltag beinahe noch für die Relegation gereicht, als wundersamer Weise Braunschweig gegen Bielefeld verlor - und nicht einfach verlor, sondern gefressen wurde. Wir fuhren sie also noch einmal, die Gefühlsachterbahn der Saison 2016/17. Wir konnten nicht mehr, wir waren erschöpft. Das eine Tor, das wir so dringend gebraucht hätten, schoss Heidenheim. Es regnete die ganze Zeit. Kein Wunder. Ich grollte eine Woche lang. Ich wollte die beste Zweitligasaison, die Union je gespielt hat, nicht auf diese Art beenden. Ein Spieltag blieb noch übrig, um etwas Schönes daraus zu machen. Wir fuhren auswärts nach Fürth. Dort gelang Michael Parensen ein hervorragendes Spiel, gekrönt von einem letzten Auswärtssieg. Das Wuhlesyndikat choreografierte, was das Zeug hielt, und erleuchtete den Block. Mit Liebe überhäuft, dafür ohne Trikots, stand die Mannschaft nach Abpfiff am Zaun - und ganz zum Schluss auch der in solchen Dingen sehr zurückhaltende Jens Keller. Was ihm in dieser Saison gelungen ist? Beinahe alles, und viel mehr als gedacht. Er hat uns aus dem Stillstand befreit. Wir konnten uns für einen kurzen Moment vorstellen, dass Aufstieg eine reale Option ist. Wir haben jetzt ein bißchen Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen. Oder wie mein Freund Martin das ausdrückt: „Dann eben nächstes Jahr. Oder in drei Jahren. Oder nie. Eisern bleiben.
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Wer war Kapitän der Saison 87/88?

(Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

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