Die sagenumwobene Highlanderblume

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In aktuellen wissenschaftlichen Publikationen sucht man sie vergebens. Doch alte Schriften sind voll mit Hinweisen auf die Filipendula Highlanderia, welche von Philosophen und Biologen als die schönste Blume der Welt bezeichnet wurde - und als Symbol für das ewige Leben. Weder wächst sie, noch vermehrt sie sich. Sie steht nur da und blüht. Seit Menschengedenken. Für immer. Die unsterbliche Schönheit. Es sei denn - und hier wird es richtig mysteriös - sie trifft auf ihresgleichen. Dann nämlich stirbt eine von beiden. Manche sagen, zu viel Vollkommenheit an einem Ort konzentriert sei eben physikalisch unmöglich. Andere meinen, die Highlanderblume sei so eitel, dass sie eine Schönere in ihrer Nähe nicht ertragen könne. In jedem Fall aber untermauert ihre Existenz die Schöpfungstheorie. Denn offensichtlich gab es zu Anfang ganz viele von ihnen, und erst im Laufe der Zeit löschten sie sich gegenseitig aus. Als wäre jede Einzelne durch die Hand Gottes erschaffen und liebevoll über die Erde verteilt worden. Konsequenter Weise war es denn auch der Homo Sapiens, der ihr Schicksal besiegelte. In freier Natur hatte jedes Individuum sein Revier und konnte dort Jahrtausendelang rumstehen, ohne von einem Artgenossen gestört zu werden. Doch als die Menschen begannen, sie in Blumentöpfen nach Hause zu holen, nahm das große Sterben seinen Lauf.

Schon im 17. Jahrhundert soll es keine frei lebenden Exemplare mehr gegeben haben. Eine Highlanderblume im Wohnzimmer galt als absolutes Statussymbol. Und trotz aller Warnungen gab es immer wieder verantwortungslose Egozentriker, die zwei davon besitzen wollten. Es war jedesmal ein teures und kurzlebiges Unterfangen. Irgendwann hatte sich ein wahnsinniger Snob in den Kopf gesetzt, die Schönste von allen zu besitzen. Heimlich drang er in die Anwesen mit Highlanderblumen ein, um dort sein Exemplar auszupacken. Innerhalb von Sekunden verwelkte eine der beiden Pflanzen beim Anblick der jeweils schöneren. Danach steckte er die Siegerin ein und reiste zum nächsten Tatort. Am Ende besaß er unangefochten die schönste Filipendula Highlanderia der Welt. Doch als er erkannte, dass jeder Superlativ ohne die Möglichkeit des Vergleichs bedeutungslos ist, wurde er noch wahnsinniger und schlug sich den Kopf ab. Sein Erbe - die einzig verbliebene Highlanderblume - wurde von religiösen Fanatikern an einen geheimen Ort gebracht. Inzwischen ist sie nur noch ein Mythos, doch hin und wieder behaupten Reiche oder Irre, den Standort zu kennen oder sie gar gesehen zu haben. Auch mich erreichten kürzlich vielversprechende Hinweise. Neugierig wie ich bin, machte ich mich auf den Weg, und siehe da: In einer unscheinbaren Mietwohnung auf Mallorca erblickte ich sie. Und sie mich.
Und starb.


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