Deutschland – Uber – Alles

So, nun ist es vollbracht. Alles hat ein Ende, nur Frau Merkel nicht.
Wieder 4 Jahre, in denen ein Rhombus auf dem Schoß die Lösung für alle Probleme sein wird. Anyway, alles wird genauso, besser oder schlechter, als es früher war. Wenigstens verschwinden jetzt wieder die überdimensionalen Fratzen von Straßen und Mittelstreifen, die einem beim Linksabbiegen erhöhte Risikobereitschaft abfordern.
Ein Problem, das mich in meinem Job vor neue Herausforderungen stellt, stammt noch aus der letzten Legislaturperiode. Weil es um den Berliner Personenbeförderungsmarkt so gut bestellt ist, da brauchen wir jetzt mehr Angebot. Prompt haben irgendwelche Verwaltungsbeamte, die Büttel der Regierenden, beschlossen, dass es Berlins Taxifahrern viel zu gut ginge und werden das Pbefg (Personenbeförderungsgesetz) lockern, damit mehr Anbieter auf diesem Markt spielen können. So Pi mal Daumen ist in diesem Staate wohl jeder, der nicht Kitt aus den Fenstern fressen muss, in der Lage, von dem, was er sein Eigen nennt, mindestens die Hälfte an noch ärmere Schweine abzugeben.
Es gibt Studien, die belegen das.
Glaube ich ungesehen und ich und meine ehrenwerten Kollegen fühlen das Ergebnis nur falsch. Der Lohnzettel, das nutzlose Stück Kackpapier ,gilt nicht als Beweismittel, das ist in etwa so wie gefühlte Temperatur auf dem Stimmungsthermometer des Kölner Karnevals und auch in Mainz. So oder so ähnlich. Was der ÖPNV und die Taxen nicht in der Lage sind zu bewältigen, das soll jetzt die moderne Technik kompensieren. Chauffeurdienste, bei denen man per Uber-App mit dem Smartphone ein Transportmittel ordern kann, schießen wie Pilze aus dem Boden. Jeder kann für Uber fahren: Werde Unternehmer und starte deine Uber-Karriere jetzt – so wirbt das kalifornische Start-Up, das für sein großes soziales Engagement bekannt ist. Wenn das man alles so einfach wär'. Für alle PKW im Gelegenheitsverkehr außer für Taxen gilt nach gelungener Beförderung die Rückkehrpflicht zum Betriebssitz. Heißt im Klartext, ich fahre Samstagnacht um 2 Uhr in Königs Wusterhausen vom Betriebshof meiner Firma los, um eine Schar partyhungriger Tanzmäuse nach dem Misserfolg an der Tür vom Berghain am Berliner Ostbahnhof zum Sisyphos in die Hauptstraße nach Rummelsburg kutschieren. Dort kassiere ich 8,10 €, überlasse die Herrschaften ihrem Schicksal und fahre schnurstracks wieder zurück zum Betrieb nach KW. Aha. Haha. Ok, die Effektivität dieser Verordnung sei mal in Frage gestellt, doch noch ist sie geltendes Recht. Und weil wir so brave Bürger sind, da halten wir uns doch alle immer an das geltende Recht. Wenn nicht, dann setzt es was von der Polizei, Buß- und Verwarngelder sind die Folge. Und meine lieben Freunde vom Ordnungsamt sollten in etwa wissen, wovon ich rede. Leider sind unsere OA-Mitarbeiter nur selten während der Öffnungszeiten von Berghain und Co. dienstlich unterwegs, können also gegen Regelverstöße wenig unternehmen. Die Polizei ist dank umfangreicher Sparprogramme hilflos unterbesetzt und hat auch andere Sorgen. Einzig und allein die Technik könnte Abhilfe schaffen; Bewegungsprofile mit Hilfe von GPS mit den Aufträgen abzugleichen, dürfte mit entsprechender Software kein Problem darstellen, Google beispielsweise weiß ja auch, wo und was ich gerade einkaufe und bewirbt mich entsprechend. Für uns Taxifahrer ist seit Juni technische Überwachung Vorschrift, mit Hilfe von Fiskal-Taxametern ist z.B. Schwarzarbeit praktisch unmöglich geworden. Auch das Fahren von Umwegen, unangepasstes Verhalten von schwarzen Schafen in der Branche könnte kontrollierbarer werden.
Handlungen haben Konsequenzen.
Das sei gesetzt. Das Fiskaltaxameter macht sich auf dem Taxenmarkt durchaus bemerkbar, die Umsätze steigen und ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Würde es so weiterlaufen, dann wäre ich am Ende noch in der Lage, die steigenden Lebenskosten mit meinem Gehalt zu kompensieren und der Gentrifizierung einigermaßen standzuhalten. Aber wieder mal die Rechnung ohne die Politik gemacht. Die hat nämlich beschlossen, dass jetzt jeder einen P-Schein machen kann, um Personenbeförderer zu werden. Auf solche den Markt begrenzenden Hürden wie die Ortskundeprüfung, bei der man vor einer unabhängigen Prüfungskommission darlegen muss, in welcher Stadt man fahren möchte und dass man sich dort auch noch auskennt, will man in absehbarer Zukunft verzichten. Dann ist es fast so einfach, einen P- Schein zu bekommen, wie einen Doktortitel im Internet zu erwerben und Politiker oder Oberarzt zu werden, so wie Postel, Guttenberg und Konsorten. Natürlich kenne ich auch nicht jede Straße in Berlin, aber wenn ein Fahrgast in F-Hagen zu mir in die Taxe steigt und will nach Steglitz, dann brauche ich kein Navi oder fahre erst mal zur B1 und dann in Richtung Warschau. Was mich an den gegebenen Umständen beruhigt, ist die Tatsache, dass es derzeit noch nicht genug Trottel gibt, die sich mit einer Uber-Karriere in den finanziellen Ruin treiben lassen wollen. Die Arbeitsbedingungen als Uberchauffeur sind nicht so optimal wie die im Taxi. Geschützt durch das Personenbeförderungsgesetz und durch eine gute Ausbildung in Ortskunde habe ich doch reichlich Vorteile. Ich kann auf eine ausgeprägte Infrastruktur in der Auftragsvermittlung zurückgreifen, Taxihalten, Taxisäulen und Busspuren benutzen und habe ein schönes leuchtendes Schild mit der Aufschrift TAXI auf dem Dach. Damit bin ich überall sichtbar, verfügbar und schneller im Stau als meine neuen „Kollegen“ von Chauffeurservice. Ich fahre alle, ob kurz oder lang, ob gut zu Fuß oder mit Rolli/Rollator unterwegs, ob blau oder nüchtern und auch solche wie meinen Freund Oli mit seiner charmanten Kurzhaarfrisur. Es haben schon viele versucht, das Taxigeschäft zu entern, alle kommen und gehen, so sagt mein Passmann, der schon 25 Jahre Taxi fährt. Und ich vertraue seiner Erfahrung. Wie dem auch sei. Unschuldig bin ich nicht am Strukturwandel, ich habe auch schon Bücher bei Amazon bestellt und Schrippen beim Discounter gekauft. Der letzte Einkaufsbummel auf der Wilhelminenhofstraße mag gut und gern 25 Jahre her sein. Dementsprechend sieht sie ja auch aus. Handlungen haben Konsequenzen, das sollte jedem klar werden beim Verzehr der frischen Sonntagsschrippe.

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