Wie ich schon mal in diesem Blatt erwähnte, so ist der Urlaub die schönste Zeit im Leben eines Mannes oder einer Frau. Warum, das könnt ihr euch denken oder im letzten Heft nachlesen. Hier und jetzt fehlt mir die Zeit, darauf näher einzugehen – und die Lust. Wie ich schon erwähnt hatte, bin ich nicht der Urlaubsfan per se, aber hin und wieder gibt es Situationen im Leben eines Mannes/einer Frau, die Urlaub erforderlich machen.
Dieses Jahr führte eben kein Weg daran vorbei und so begann ich eben schon im letzten Jahr damit, mich darum zu kümmern, dass es dieses Jahr auch mal Urlaub für mich wird. Nun war es also soweit. Der Urlaub stand vor der Tür und sagte: Komm, Holja, is' Urlaub, pack' die Badehose ein, komm mit und freu dich. Is Urlaub. Los mach hinne! So sagte er, der da an die Tür geklopft hatte. Und ich freute mich. Und wie. Muss man ja auch. Ist schließlich Urlaub. Ich freu mich schon deshalb, weil mein Chef zahlen muss, auch wenn ich nicht arbeite. Er macht ja sonst nicht so viel für mich.
Doch wohin? Wer bis hierhin aufmerksam war, der denkt sich jetzt, hat er doch schon geplant im letzten Jahr. Hatt er auch. Und falls es jemanden interessiert, nach Portugal soll's gehen. Badeurlaub und Lissabon. Ganz weit weg, weil es in Deutschland immer regnet, wenn ich da verreisen will, weil im Islam und den Ländern seiner stärkeren Verbreitung zu viel mit ungeprüfter Pyrotechnik hantiert wird, an der Ostsee man ohnehin zu viel zahlen muss und die Garantie auf Sonnenschein nur ein leeres Versprechen ist. Ja, und weil Malle, Thailand und so weiter einfach nicht mein Ding sind. Deswegen oder deshalb eben Portugal, friedliches Land am stürmischen Atlantik, cool und relaxed, so wie ich gern wäre.
Mit dem Taxi geht's nach Tegel. Der etwas übermüdet wirkende Kollege schwärmt von Feierabend und kassiert 42.60 €. Ich schwärme vom Urlaub und zahle bereitwillig den geforderten Betrag plus Trinkgeld. Start bei Regen. Umsteigen in Brüssel, die Sonne brennt. Ankunft in Lissabon. Die Frisur hält. Wegen verschiedener Ungereimtheiten bei der Urlaubsplanung ist die Familie per Direktflug schon vor Ort. Wir telefonieren, Taxi zum Hotel kostet 25 €. Weil ich in Sachen Taxi ein Profi bin, fahre ich die 5,3 km vom Airport zum Hotel für 17 €. Taxifahren ist billig und empfehlenswert in Portugal, so sagt der Reiseführer. Aber was sollen die auch sonst schreiben in einem Reiseführer. Stadtrundfahrt gibt's natürlich dazu. Das kennt man ja aus Berlin und ich zitiere einen meiner erfahrenen deutschen Kollegen: „Aus jeder Fahrt lässt sich was machen.“
Lissabon sieht auf den ersten Blick aus wie Marzahn in den Alpen mit Palmen und Nadelwald. Das Hotel liegt am Rande der Baixa und hat zwei Sterne zu Unrecht. Die Klimaanlage funktioniert nicht, das Hotel beherbergt 500 Gäste. Frühstück ist im Preis. Der Preis war gut. Für das Geld bekommst du in Berlin einen Platz unter der Brücke und die Bildzeitung von Sonntag, dem 3. Mai. Der Frühstücksraum bietet kostenloses Wifi und Platz für ca. 8 Personen. Es kommt zum Eklat, aber die Lage eskaliert nicht. Die Portugiesen sind einfach natur-stoned. Die können eben nicht anders. Außerdem haben die alle diese Rehaugen. Man möchte gar nicht streiten. Man möchte helfen. Lissabon selbst ist ein Traum, die Menschen dort leben auf dem Präsentierteller. Noch zehn Jahre so intensiver Tourismus in Berlin und ich ziehe nach Brandenburg oder, besser noch, nach Wartenberg in die Ernst-Barlach-Straße.
Nach vier Tagen ziehen wir weiter an die Costa de Prata zum Surfen, Baden, Lustig-Sein, mit dem Mietwagen vom Airport. Vom Hotel zum Airport nehmen wir ein Taxi. Ich gebe mich dem Fahrer als sein Berliner Kollege zu erkennen und wir zahlen 10,70 €. Es ist auch die erste Fahrt mit Taxameter. Nicht alle sind Schlitzohren, freue ich mich über die Ehrlichkeit dieses guten Mannes, und wenn man schon beim dritten Versuch auf einen guten Menschen trifft, dann kann jeder, der in Mathe nur ein bisschen aufgepasst hat, sich ausrechnen, dass noch nicht aller Hopfen und Malz verloren ist in dieser Welt.
Ich habe diese Zeilen mit meinem Handy geschrieben, was auf Kosten des inhaltlichen Zusammenhangs geht. Aber so im Großen und Ganzen deckt sich der Bericht mit der Wahrheit.
Redaktionspost von Holger: