Hielt man sich im Januar ab und zu innerhalb des S-Bahnrings auf, traf man noch häufiger als sonst auf mindestens seltsam, zum Teil aber auch wirklich unsagbar aberwitzig gekleidete Gestalten; die Modeszene dieses Planeten versammelt sich seit einiger Zeit zweimal jährlich höchstbrimboriös in der Hauptstadt, um sich anlässlich der Fashion Week selbst zu feiern, und man kommt kaum umhin, dies zu bemerken.
Das kann man jetzt gut finden und wichtig und weltoffen, oder eben auch albern oder sogar dämlich. Bitte gern.
Nun findet mit der "Bread & Butter" ein elementares Event dieser Modewoche bekanntlich am ehemaligen Flughafen Tempelhof statt. Dort, wo unlängst der triebwerksbedingte Lärm nachgelassen hat, herrscht also regelmäßig Trubel anderer Art. Trubel, auf den einige fashionferne Anwohner sicherlich gern verzichten würden. Der ehemalige Flughafen aber vielleicht auch. Es hat ihn nie jemand gefragt, was er davon hält.
Mal angenommen aber, dem Tempelhofer Ruheständler sind die Negativschlagzeilen über den im Bau bzw. Dochnichtsorichtigbau befindlichen Kollegen in spe am südöstlichen Stadtrand bekannt, ist er wahrscheinlich doch erleichtert darüber, seinerseits mit seinem Minijob in der Modebranche immerhin für schillerndere Nachrichten sorgen zu können.
Den Neuen indes trifft der Zorn und die Häme komplett unverschuldet. Auch ihn hat ja niemand je nach seinen Karriereplänen gefragt. Möglicherweise wollte er gar kein Flughafen werden, sondern ist modeverrückt und blickt nun zweimal im Jahr neidisch in Richtung Innenstadt.
Es bleibt ihm jedoch nichts übrig, als das alles ganz tapfer durchzustehen und den Lebensmut zu bewahren.
Und ab und zu von einer glamourösen Nachnutzung zu träumen.
Freut Euch auf die Februarausgabe!
Brot, Butter und Träume
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