Was hat eine Kolumne über Yoga in einem Magazin wie diesem verloren? Sollte so etwas nicht den gängigen esoterischen Stadtmagazinen vorbehalten bleiben? Sollten sie jetzt ihre Beine hinter die Ohren klemmen und „Om“ singen? Werden sie hier angehalten zu manipulativ anmutenden Sekten zu konvertieren?
Mitnichten. Wir leben in Zeiten, in denen Tchibo und Otto- Versand „Yogaartikel“ in ihre Produktpaletten aufnehmen, in denen Yoga als fester Bestandteil in Fitnessstudios zum Angebot gehört, und wo der Begriff „Wellness“ auch von nicht des Englischen mächtigen Menschen verstanden wird.
Tatsächlich scheint es so zu sein, dass das mittlerweile mindestens 5000 Jahre alte Wissen des Yoga gerade in unseren postmodernen Zeiten etwas für uns bereithalten könnte. Selbst Franz Beckenbauer, der sich jüngst selbst als „Hobby- Buddhisten“ geoutet hat, gibt an, dass er sich in seiner Freizeit mit der Weisheit des Ostens beschäftige und da schon so manchen „weisen Spruch“ entdeckt habe.
Doch auch um „weise Sprüche“ soll es hier nur am Rande gehen. Vielmehr will diese Kolumne zukünftig den Versuch wagen, eine Brücke zwischen dem tradierten Wissen des Yoga und dessen moderner Anwendbarkeit im täglichen Leben zu schlagen. Schließlich sitzen wir nicht auf einem Berg im Himalaya und haben die weltlichen Bande des Lebens hinter uns gelassen, wie dies in vielen Alten Yogatraditionen üblich war.
Hierzu gilt es zu verstehen, dass Yoga mehr ist, als den eigenen Körper zu verrenken: Yoga ist eine universelle Wissenschaft, die praktisch alle Bereiche des menschlichen Lebens berührt: Ernährung, Körperpflege, Sexualität, Erziehung, Psychohygiene, Lebenseinstellung und mehr.
In vielerlei Hinsicht hat Yoga mehr mit dem gesunden Menschenverstand zu tun, als mit abgehobener Spiritualität und mit dem „Wir-haben-uns-alle-lieb-Gestus“, wie er in manchen New Age Kreisen beobachtet werden kann. Bei genauerer Betrachtung sind die Vorschläge, die Yoga macht, uns viel näher, als wir gemeinhin denken.
In Yogakursen mache ich beispielsweise immer wieder die Beobachtung, dass viele Menschen sehr flach atmen und teilweise sogar beim Einatmen den Bauch einziehen. Warum?
Zum einen suggeriert uns unsere Kultur mit ihrem Körperkult und entsprechenden Rollenverständnissen: Bauch rein – Brust raus. Andererseits hat tiefes Atmen unweigerlich einen bestimmten Effekt. Es bringt uns nämlich in Kontakt mit uns selbst. Wir beginnen uns selbst zu spüren. Doch wer kann sich das im Angesicht unserer heutigen Stressgesellschaft noch leisten? Allenfalls bei Kindern und schlafenden Menschen können wir das regelmäßige Heben und Senken des Bauches noch beobachten. Die Ergebnisse eines flachen bzw. paradoxen Atmens jedoch sind vielfältig: Dazu gehören ein verspanntes Zwerchfell und ein Weniger an Sauerstoff für Gehirn und Körper. Außerdem schneiden wir uns selbst Lebenskraft ab, die dem Atmen innewohnt.
Wussten sie beispielsweise, dass das Wort „Atem“ auf den im Yoga gebräuchlichen Begriff“ „Atma“ zurückgeht und dieser „Seele“ bedeutet? Ein kleines Experiment zur Verdeutlichung: Sind sie sich gerade bewusst, wie sie atmen? Ein und Aus. Wann machen sie sich ihren Atem, so wie jetzt, bewusst? Wie wäre es, wenn sie sich für einen Moment, während sie ein- und ausatmen, erlauben, einmal anzunehmen, dass ihr Atem ihr bester Freund sein könnte? Niemand kommt ihnen jemals so nah.
Schließlich: Wenn er sie verlässt, ist ihr Leben schlicht zu Ende. Ein paar Millionen verpasster Chancen, etwas, das eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt, besser kennen zu lernen.
Wie wäre es, wenn jeder erwachsene Mensch nur ein Zehntel der Zeit, die wir damit verbringen, unsere Probleme zu wälzen, dazu nutzen würde, bewusst in die Tiefe unseres Bauchs zu atmen? Vielleicht würden wir dann in einer anderen, menschlicheren Welt leben. In diesem Sinne: Atmen sie tief ein.
Beant Singh Hergo ist Diplom-Psychologe und arbeitet als Kundalini Yogalehrer, Numerologe, Lebenscoach und Therapeut. Hergo leitet dass Turiya-Zentrum in Friedrichshagen. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Friedrichshagen. Sie haben Anregungen oder Kritiken zu unserer Rubrik „Lebens-Art“? Teilen Sie uns diese mittels der Kommentarfunktion mit.
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