Meine Kröten, deine Kröten

„Mama, du musst mir Geld geben!“
Also, irgendwie hatte ich gehofft, dass solche Forderungen erst auf mich zukommen, wenn das Kind in die Pubertät kommt. Oder frühestens, wenn die erste Klassenfahrt ansteht. Aber dass die Rotzgören einen mit nicht mal drei Jahren abziehen, fand ich dann doch erstaunlich.
„Wofür brauchst du denn das Geld“, wollte ich wissen. „Na um einzukaufen!“ Tja, wer blöd fragt... Schuld sind die Erzieherinnen in der Kita unserer Tochter. Da wird in stundenlangen Rollenspielen am Kaufmannsladen hemmungslos der Kapitalismus eingeübt. Wer Holzbrote oder Plastik- Bananen kaufen will, muss zahlen. Und wer kein Geld hat, kriegt nix. Oder wird mit fragwürdigen Tauschgeschäften über den Leisten gezogen. Der Wert des Geldes wird in diesem Alter chronisch über- oder unterschätzt. Wenn ich meiner Tochter ihre eigenen Süßigkeiten abkaufe, dann kostet das stets „zwei Cent“. Den Einkaufswagen- Euro dagegen steckt sie sich jedes Mal selbst in die Tasche und findet, ich bräuchte die Münze ohnehin nicht mehr. Ich habe beschlossen, diese Masche demnächst bei meiner Bank auszuprobieren. Mal ernsthaft: Was wollen die mit all dem Geld in ihren Tresoren? Das kann ich doch viel besser gebrauchen! Und wenn nicht ich, dann ein paar Millionen Spanier, Griechen oder Zyprioten.... Apropos Zypern. Schon kommt Unruhe auf, weil die Einwohner Zyperns über eine Art Zypern-Soli an den Kosten ihrer Rettung beteiligt werden sollen. Mehr als um die Einlagen der Kleinsparer sorgen sich Politiker und Analysten aber um das auf der Mittelmeerinsel geparkte Kapital der Millionäre und Milliardäre. So ein scheues Reh kann gut schwimmen. Dabei wissen wir aus zahllosen anderen Krisen, dass Geld selten ganz verschwindet. Es wechselt nur seinen Besitzer. Bei uns im Haushalt weiß ich, wer das ist und auch wofür es gebraucht wird: Der Osterhase, fand die Tochter, soll dieses Jahr auch mal Schokolade bekommen. Um sie zu kaufen, bräuchte sie jetzt dringend eigenes Geld..

maulbeerblatt ausgabe 70 Editorial

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