Die Kümmerin

Mit der SPD Direktkandidatin für den Wahlkreis 59, Simona Koß im Gespräch
Wenn Simona Koß entspannen möchte, dann backt sie gerne. Und so, wie sie backt, könnte man eigentlich auch das Leben nehmen: „Wenn mir so ist, mache ich den Schrank auf und gucke, was ich da hab. Und danach wird dann gebacken“, sagt die SPD-Kandidatin für den Bundestagswahlkreis 59.

Wir haben im Interview mit der ehrenamtlichen Bürgermeisterin von Prötzel über die Wahlkreisprognosen der SPD, die strukturellen Probleme im Landkreis, Mindestlohn, Abtreibung, Gendern und den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan gesprochen.


Thema Mindestlohn: Die Hälfte des Berges liegt hinter uns

Der Mindestlohn wurde bereits angehoben, doch Koß will einen Schritt weiter gehen. Mit der Erhöhung auf 13,80 € (bzw. 11,40€ für ungelernte Kräfte) ab Mai 2021 habe man den richtigen Weg eingeschlagen, möchte jetzt aber noch einmal alle Kräfte mobilisieren, so Koß. Alle Menschen sollen so viel verdienen, dass sie ihr Gehalt nicht noch aufstocken müssen. Im Einklang mit der Wirtschaft soll der Mindestlohn weiter angehoben werden.

 

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Da die AFD mit 21,5% in den Wahlkreisprognosen vor der SPD landet, ist es gerade hier wichtig, mit einem überzeugenden Programm zu punkten. Für Simona Koß bedeutet das vor allem, die ländlichen Regionen nicht abzuhängen, sondern mit einer tragfähigen Infrastruktur - Schulen, Ärzte und Wohnraum eingeschlossen - auszustatten. Man müsse gut zuhören, so Koß. In Straußberg fehle vor allem das Wasser im Straußsee, im Oderbruch die Ärzte.


Gendern und Frauen in der Politik: Bitte nicht darauf reduzieren

Was kann man tun, um Frauen in der Politik sichtbarer zu machen? Und ist Gendern das richtige Mittel dafür? Sie sei schon für mehr Frauen in der Politik, sagt Koß. Und ist auch enttäuscht, dass das im Brandenburger Landtag schon mal nicht geklappt hat. Aber auf das Frau-Sein reduziert zu werden, lehnt sie ab. Stattdessen solle man sie danach bewerten, was sie leiste. Gleiches gilt auch für das Thema Gendern: Es sei eine Möglichkeit, um Frauen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, aber sicher nicht die einzige. Wenn man sich die Frauen in den Frauenhäusern anschaut, so gibt es ganz andere Thematiken, die man voranbringen muss. Da sie diese unterstützt, kennt sie die dringenden Bedürfnisse: Zum Beispiel Netzwerke und gute Unterkünfte zu bieten, die finanziell gut ausgestattet sind und ihnen die Angst nehmen und den Wiedereinstieg in Arbeit und Leben ermöglichen.

„Wir müssen Frauen
den Rücken stärken,
auch in Polen.“

Angesichts der sich zunehmend verschärfenden Situation in Polen, haben wir auch nach dem Thema Abtreibung gefragt. Was genau macht es denn so schwierig, Frauen die Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung selbst zu überlassen? Koß: “Es is immer noch nicht klar, dass Frauen allein über ihren Körper entscheiden können. Und das wird dann mit dem Glauben verbunden. Wenn wir weiterhin zur Emanzipation der Frauen beitragen wollen - nicht nur auf dem Papier - dann müssen wir uns weiterentwickeln und auch offen damit umgehen können.”

“Wir müssen den Frauen den Rücken stärken, auch in Polen”, so Koß weiter. “Und gleiche Bedingungen für alle schaffen - durch gleiches Geld für gleiche Arbeit, Entlastung der Familien durch Kinderbetreuung und die Betreuung der Älteren.” Mit Polen müssen weiterhin Gespräche geführt und deutsch-polnische Austauschprojekte stattfinden, denn so könne man auch andere Lebenseinstellungen wahrnehmen und die eigene Einstellung zu diesem Thema anpassen.


Demokratie muss jeden Tag auf’s Neue verteidigt werden

Apropos Nachbarn im Osten: “Die Nachrichten aus Belarus und der Ukraine stimmen mich nachdenklich und machen mir teilweise auch Angst. Mit den Handlungen wird Demokratie mit Füßen getreten”, so Koß. Demokratie müsse jeden Tag auf’s Neue verteidigt werden, vor allem durch eine gute demokratische Bildung für alle und die Stärkung der individuellen Persönlichkeit.

Den Einsatz in Afghanistan findet Simona Koß jedoch nicht richtig. Statt des militärischen Einsatzes könne man das Geld als Hilfe zur Selbsthilfe verwenden und die Entwicklung der Wirtschaft, sowie die Stärkung der Personen und der Demokratie vorantreiben. Auch wenn sich das einfach anhört, als es ist.


Hartz IV abschaffen und durch Bürgergeld ersetzen

Zur Stärkung der Persönlichkeit könnte auch finanziell ein Umdenken stattfinden. Die leidenschaftliche Verfechterin des Sozialstaats glaubt, dass Hartz IV damals die richtige Lösung war, heute aber nicht mehr angebracht ist. Stattdessen möchte Frau Koß im Bundestag für die Zulassung von Bürgergeld kämpfen.

Wer die Frau mit dem roten Koß-Mobil weiter unter die Lupe nehmen möchte, kann sich vor Ort, auf ihrer Website oder im Podcast „Simona im Gespräch“ informieren.


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