Am 23. November letzten Jahres ging ein Antrag der FDP mit dem Titel „Technologischen Fortschritt nicht aufhalten – Neue Verfahren in der Gentherapie einsetzen“ im Bundestag ein. Gemeint ist damit vor allem die CRISPR/Cas-Methode. CRISPR – was klingt wie eine Schokoladensorte mit Keksanteil, ist tatsächlich eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, um DNA zu verändern. In einem Genstrang lassen sich damit gezielt Bereiche hinzufügen, herausschneiden oder schlicht deaktivieren. Das Leben wird stark vereinfacht gesprochen zum abstrahierten Schaltkasten, bei dem je nach Bedarf einzelne oder gleich mehrere Sicherungen rein- und rausgeschraubt werden können.
Erinnerungen an Science-Fiction-Filme
Für die sogenannte Genom-Editierung zweifellos ein großer Schritt. Und die Anwendungsmöglichkeiten scheinen grenzenlos: Von der Pflanzenzucht über Schädlingsbekämpfung (Monsanto lässt freundlich grüßen) bis hin zur Behandlung von Krankheiten wie Hepatitis B beim Menschen. Hier setzt auch die Argumentation der FDP an. Man solle gar nicht so sehr an „maßgeschneiderte Designerbabys“ denken, wie sie von Kritikern der Keimbahnveränderung häufig angeführt werden, sondern zunächst einmal an die Chancen in der Therapie und Heilung diverser Erbguterkrankungen. Und überhaupt stelle sich ja auch die Frage: „Ist ein Organismus mit einem an einer einzigen Stelle durch CRISPR/Cas9 veränderten Gen überhaupt genetisch verändert? Oder hat er nicht vielmehr bloß eine neue Variante seiner natürlichen Genausstattung?“ Bei dieser ethischen Augenwischerei muss ich unweigerlich an eine Szene aus dem Film Gattaca denken, eine Dystopie des Regisseurs Andrew Niccol aus dem Jahr 1997.„Vergessen Sie nicht, dieses Kind ist immer noch von Ihnen – nur eben das Beste von Ihnen.“Mit diesen Worten überzeugt ein Genetiker schließlich ein Elternpaar davon, sich für einen gentechnisch optimierten Embryo aus In-vitro-Zeugung zu entscheiden. Natürlich gezeugte Personen wie Hauptdarsteller Ethan Hawke sind in dieser Welt benachteiligt, Genoismus (genbasierte Diskriminierung) ist an der Tagesordnung.