Take it or leave it!Heute gibt's überall alles und dank des Internets auch alles frei Haus, wozu also die Burg verlassen. Selbst Amüsement stellt kein Problem dar, dank interaktiver Pornoseiten. Alexa, die Kleenex-Box ist schon wieder leer. Der einzig triftige Grund ist es, mal wieder unter echte Menschen zu gehen, sich einfach so auszutauschen, zum Tanzen, zum Singen, zum Lustigsein. Danach ist mein Verlangen, ich google mich durchs www und finde verhaltene Informationen zum Fest längst vergessener Kindertage, zum Köpenicker Sommer. "Programmdetails folgen", heißt es seit Wochen auf der Seite der Firma Jüttner Entertainment und heißt es wahrscheinlich auch wieder nächstes Jahr. So klar wie das Abendgebet türkischer Taxifahrer am TXL ist es wohl auch, dass das Überraschungsmoment Grenzen haben wird, wir erwarten mal das obligatorische Kinderkarussell, Nippes ausFernost, alte Gummibärchen, neue Socken und, und, und … Höhenfeuerwerk, oh man, wie innovativ. Und Umzug der Hauptmannsgarde! Das ist Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau! Bei Fragen wenden Sie sich bitte ans Infotelefon des Bürgermeisters. Also, wenn der da persönlich sitzt, dann frag ich mich, obder sonst nichts zu tun hat. Ok, wie das Wahlessen in Osterberliner Betriebskantinen steht dem Besucher auch hier frei: Take it or leave it. Meine Entscheidung fällt nicht schwer, I leave und gehe lieber zum Kietzer Sommer. Der ist zwar nur an einem Tag, aber dafür treffe ich dort alle meine Freunde und alle, die es werden und/oder bleiben wollen. Den Kietzer Sommer gibt es mittlerweile schon 25 Jahre, überraschend und innovativist auch hier nichts, aber doch anders. Ein richtiges Familienfest ist er und nicht ein Ramschladen mit dem selbsternannten Prädikat TÜV-geprüft kindgerecht. Auch hier wird, dem Schöpfer sei Dank, nicht auf Ausschank alkoholischer Getränke verzichtet und irgendwie läuft es doch am Ende auf das Gleiche hinaus wie bei anderen Volksfesten. Aber der Weg dorthin ist ein anderer. Das Programm wird von den Anwohnern gestaltet; sie bestimmen, was hier läuft und orientieren sich daran, was der Besucher will. Musikalisch bleibt man ortsverbunden. Das Line-up kann sich sehen lassen, namhafte Lokalgrößen wie Friedrich und Wiesenhütter, Ruperts Kitchen Orchestra, die Skaboys und nicht zuletzt die legendären Wallerts geben sich auf den zwei Bühnen die Klinke in die Hand. Zuckerwatte gibt’s natürlich, wahrscheinlich mit Zucker aus dem Dritte-Welt-Laden, aber schmecken tut die auch und eben mit gutem Gewissen, ebenso wie der abgeriebene Pflaumenkuchen aus dem eigenen Backofen der Standbetreiber. Herrjeh, ich komme ins Schwärmen und die Vorfreude zu diesem einmaligen Event ähnelt dervon Weihnachten 1975. Aber eine Frage habe ich noch: Handelt es sich beim Sommerloch um eineden großen Ferien geschuldete Flaute oder um eine Interimsfreundin für die heiße Jahreszeit? Wer die Antwort weiß, der kann's mir ja sagen. Ihr wisst ja, wo ihr mich findet. Hoffentlich vergehen die paar Tage möglichst schnell und wir sehen uns am 17.6. im alten Köpenicker Fischerkietz zum Kietzer Sommer 2017. Mehr Infos auf: www.kietzersommer.de Foto: Kietzer Sommer |
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