In Schöneiche an der Storchenschule hat sich Anfang November eine Elterninitiative gegründet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Sensibilität in der Öffentlichkeit für Fälle zu schaffen, in denen Kindern Gewalt von Pädagogen angetan wird. Hintergrund dieser Aktion sind Vorfälle an der Schule, die durch das Schulamt geprüft wurden. Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport bezieht dazu in einem Brief an eine Mutter der Elterninitiative Stellung: „Wie Ihnen bereits durch den Leiter des Staatlichen Schulamtes Frankfurt (Oder) mit Schreiben vom 26.09.2017 mitgeteilt wurde, sind durch ihn bereits dienstrechtliche Maßnahmen getroffen worden, um eine Wiederholung der von Ihnen geschilderten Vorgänge oder ein ähnliches Verhalten der genannten Lehrkraft zu verhindern.“
Auf die Idee, eine Elterninitiative zu gründen, kamen die betroffenen Eltern, als sie in Gesprächen bemerkten, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind. Für Eltern, deren Kinder Opfer von Fehlverhalten durch Lehrer werden, ist es wichtig, sich austauschen zu können. Die institutionellen Wege sind meist lang und oft werden Eltern auf diesem Weg von einem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit begleitet. Betroffene Familien wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen. Diese Lücke will die Initiative schließen.
Thematisierung der Einzelfälle
Auch wenn solche Vorfälle Ausnahmen sind und das Lehrerkollegium der Storchenschule sonst für seine großartige Arbeit bekannt ist, müssen diese Einzelfälle thematisiert werden. Die Elterninitiative RESPEKT (Recht, Eltern, Schüler, Perspektive, Ehrlichkeit, Kommunikation und Tatkraft) hat das Ziel, dass es keine physische oder psychische Gewalt gegen Kinder an Schulen geben darf. Sie bietet daher betroffenen Eltern Unterstützung bei der Meldung und Protokollierung von Vorfällen an, moralischen Beistand und auch Strategien bei der Bewältigung von Ängsten bei Eltern und Kindern. Die Mitglieder der Initiative stellen ihr Wissen zu Verfahrensweisen zur Verfügung, um Fälle auch nachträglich beim Schulamt zu melden. Fristen für Dienstaufsichtsbeschwerden gibt es nicht.
„Wir müssen unsere Kinder schützen“, sagt Ines Kaffee und wünscht sich, mit der Schulleitung dazu zukünftig Hand in Hand zusammen zu arbeiten. Es gab bereits Gespräche mit der Schulleitung, die offen und ergebnisorientiert verliefen. Die Direktion stellt sich schützend vor ihr professionelles Kollegium, aber hat die Ausnahmen im Blick. RESPEKT hat nun mit der Schulleitung geplant, die Eltern auf der nächsten Elternsprecherkonferenz über den Anlass und Zweck der Initiative zu informieren, Fragen zu beantworten und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Hilfe bei Lehrergewalt im Alltag
Wissenschaftlich wurde das Thema beispielsweise von Prof. Dr. Kurt Singer (em. Universitäts-Professor für Schulpädagogik und pädagogische Psychologie an der Universität München) in „Die Würde des Schülers ist antastbar“ beleuchtet. Lehrergewalt kommt demnach im Alltag mindestens so häufig vor wie Schülergewalt. Viele Erwachsene kennen verletzendes Lehrerverhalten, aber in aktuellen Situationen ihrer Kinder schweigen sie dazu. Das liegt daran, dass Eltern oft als „Helikoptereltern“, Unruhestifter oder überempfindlich verunglimpft werden und ihnen kein Glauben geschenkt wird. Aber es sind nicht die Opfer, die schuldig sind, sondern diejenigen, die Gewalt ausüben. Es ist wichtig, Kinder und Eltern ernst zu nehmen und das Tabu zu brechen, ein pädagogisches Fehlverhalten anzusprechen. Eltern müssen die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder verteidigen, da sie es selbst noch nicht können. Es geht darum genau hinzusehen, statt wegzuschauen. Bei Auffälligkeiten kann der Austausch mit der Elterninitiative helfen, zu reflektieren, ob das verbale und körperliche Verhalten, das Kinder von ihren Lehrern erleben, korrekt ist oder nicht. RESPEKT will zusammen mit der Schulleitung eine angstfreie Schule schaffen, in der die Kinder gern lernen und sich wohlfühlen.