Mit einem fundierten Nachnutzungskonzept für den Flughafen BER in Schönefeld erledigt ein Bürgerverein einmal mehr die Arbeit unserer hochbezahlten Volksvertreter.
Vor den Toren Berlins, in den Wäldern bei Sperenberg, verottet in nahezu unbewohntem Gelände der größte Flughafen Europas. Auf drei Startbahnen könnte hier ein leistungsfähiges Drehkreuz im 24-Stunden-Betrieb für nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung sorgen. Seit die russischen Streitkräfte den Militärflughafen aufgaben, gehört das Areal der Bundersrepublik Deutschland. Private Investoren standen bereit, hier das Geschäft ihres Lebens zu machen. Den Steuerzahler hätte dieser neue Hauptstadtflughafen keinen Cent gekostet. Dennoch kam die Politik mit sich selbst überein, dass der am schlechtesten bewertete Standort – Schönefeld – der beste sei. Für das Zustandekommen dieser Entscheidung gibt es keine ehrenhafte Erklärung. Schlimmer noch – es gibt überhaupt keine. Die Täter von damals schweigen und es fragt sie auch niemand danach. Manfred Stolpe selbst nannte den Standort unmenschlich. Weshalb er dennoch schließlich zustimmte, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.
Die eklatante Fehlentscheidung reifte in den 90er Jahren in der verbrauchten Luft filzlausverseuchter CDU-Hinterzimmer. Die SPD ließ sich nicht lange bitten und selbst die Grünen wollten lieber Zehntausende ihrer Mitbürger verlärmen, im selbstgerechten Stolz darauf, dass sich dank ihrer noblen Gesinnung in Sperenberg auch in Zukunft Fuchs und Hase in Ruhe gute Nacht sagen könnten. Allein die damalige PDS lehnte als einzige politische Kraft den Standort – dem gesunden Menschenverstand folgend – ab, allerdings nur bis zu dem Tag, an dem sich für sie eine reale Machtperspektive eröffnete. Mit dem Großflughafen Schönefeld zahlte sie ihren Preis für die Chance auf zehn Jahre opportunistisches Mitregieren.
Seit der Absage an die Grünen planen SPD und CDU derzeit wieder eine gemeinsame Filzwerkstatt in der Hauptstadt zu eröffnen. Das internationale Drehkreuz Schönefeld erscheint da gewiss als ein geeignetes Großprojekt, um an die gute alte Zeit von Diepgen & Co. anzuknüpfen.
Der Bürgerverein Brandenburg-Berlin e.V. (BVBB) hat ein eigenes wegweisendes Konzept für einen leistungsstarken, wirtschaftlichen und vor allem für die Menschen verträglichen Hauptstadtfughafen entwickelt. Mit „Zentralflughafen für Deutschland – Nachnutzung BER Schönefeld“ suchen die Autoren um Ferdi Breidbach nicht nach einem Kompromiss, um mit kosmetischen Trostpflästerchen die Ruhigstellung zehntausender Lärmopfer zu befördern. Die Initiatoren benennen vielmehr deutlich die absichtsvolle Fehlentscheidung für den aktuellen Standort als Wurzel allen Übels, die allein dann heilbar wäre, wenn die Standortfrage neu gestellt würde.
In ihrer historischen Herleitung belegen die Autoren, dass die Entscheidungsträger, die Schönefeld mit massivem politischen Druck durchsetzten, keinesfalls die Interessen der Region Berlin-Brandenburg im Blick gehabt haben können. In ihrer vergleichenden Studie wird selbst dem Laien deutlich, dass Schönefeld seiner Lage entsprechend als innerstädtischer Flughafen zu bezeichnen ist. Die massive Entwertung der gesamten Region ist zwangsläufig die Folge. Dass Schönefeld niemals auch nur anähernd das wirtschaftliche und logistische Potential des Standortes Sperenberg erreichen kann, ist augenfällig und mit Sicherheit auch den Verantwortlichen selbst klar. So werden all ihre Argumentationen pro Schönefeld – der Aufschwungsmotor, die Jobmaschine – als hohle Phrasen entzaubert.
Was ist zu tun? Die handelnden Politiker müssen ihre wissentliche Fehlleistung revidieren, Sperenberg als ernsthafte Alternative anerkennen und umgehend eine realistische Perspektive für den Zentralflughafen Deutschland eröffnen. Für dieses Projekt würden sich Investoren finden, denn ein internationales Drehkreuz mit diesen Entwicklungsmöglichkeiten läge klar im Interesse des internationalen Fracht- und Personenflugverkehrs. Im Gegensatz zu Schönefeld bekämen die Hauptstadt und die gesamte Region in Sperenberg einen Flugplatz, der nahezu jeder denkbaren künftigen Entwicklung Rechnung tragen könnte, bei dem Kapazitätsgrenzen keine Rolle spielen und weitere Ausbauoptionen jederzeit durchsetzbar wären, da die Zahl der Betroffenen so gering wäre, das man für jeden individuell eine adäquate Lebensalternative entwickeln könnte.
Nach den Plänen des BVBB wäre unser teures Steuergeld in Schönefeld jedoch nicht in den Sand gesetzt. Die Überzeugungskraft des Konzeptes liegt nicht allein in der Analyse des politischen Versagens, sondern in den sinnvollen Nachnutzungsvorschlägen für das missratene Großprojekt.
Die Südpiste bliebe als Sonderlandeplatz und Regierungsflughafen in Betrieb. Auch die Internationale Luft- und Raumfahrt Ausstellung (ILA) und das Deutsche Luftfahrt-Museum fänden hier ihren ständigen Wohnsitz. Der Check-in des Zentralflughafens könnte bereits in Schönefeld erfolgen. Durch einen permanenten Bahn-Shuttle wären beide Standorte miteinander verbunden. Die Berliner Messe könnte sich auf dem weitläufigen Areal ebenfalls restriktionsfrei entwickeln und völlig neue Impulse aus diesem Standort beziehen. Auch ein internationales Gesundheitszent-rum würde von der Erreichbarkeit über den Sonderlandeplatz profitieren und könnte sich als Zentrum der Hochleistungsmedizin etablieren. Öffentliche Parkanlagen und die Renaturierung versiegelter Flächen wären so wünschenswert wie die Neuerrichtung von lebenswerter und altersgerechter Wohnbebauung.
Der BVBB hat von Anfang an die Fehlentscheidung für den Standtort Schönefeld kraftvoll mit dem stumpfen Schwert des friedliebenden Bürgers bekämpft. Über jeden rationalen Einwand haben sich die Verantwortlichen hinweggesetzt und „Willy Brandt“ wie ein bösartiges Karzinom in die grüne Lunge der Hauptstadt implantiert. Es ist allein eine Frage des Anstandes und des politischen Willens, diesen Fehler zu korrigieren.
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