Ich bin jedenfalls des öfteren Mitglied einer Rockband mit Status, zu mehr hat es bisher nicht gereicht. In einer Rockband gibt es die verschiedensten Aufgaben. Einige sind begehrt, andere weniger. Am beliebtesten ist das Amt des Sängers, dann folgt Leadgitarrist, Rhythmusgitarre. Den Platz 4 teilen sich der Schlagzeuger und der Keyboarder. Beide spielen im Sitzen, werden selten gesehen und bei der Aftershowparty oft nicht wiedererkannt, weshalb ausgeschlafene Drummer immer mit ihren Trommelstöcken durch die Gegend spazieren oder diese in der Arschtasche ihrer Bermudashorts sichtbar verstauen.
Hey Mädels, ich bin Drummer inner Band. Cool.
Die Keyboarder suchen und finden auch immer irgendeinen Flügel, ein Piano oder etwas Artverwandtes mit Tasten und verzaubern gelangweilte Damen mit verträumten Melodien von Mozart, Haydn, Bach oder Bethoven. Während sich also das Gros der Band nach gelungenem Gastspiel amüsiert, fängt für das letzte Mitglied die Arbeit eigentlich erst an. Die Gage, die seit geraumer Zeit feststeht, muß beim Veranstalter behauptet werden, es wird geklärt, wer für die vom Rest der Band geleerten Alkoholvorräte aufkommen muss und dass die Instrumente, Verstärker und all das andere Equipment doch bis zum nächsten Tag nach dem Ausschlafen am Veranstaltungsort verbleiben können. Ich fahre den Bandbus und klar, die anderen nach gelungener Feier nach Haus.
Für alle, die bis jetzt noch nicht wissen, was meine Funktion in der Band ist: Ich bin der Bassist, der Verantwortliche für die tiefen Töne. Großes Aha, fragende Gesichter. Ich bin der mit der großen Gitarre, ja, die nur so wenige Saiten hat, der Gitarre für die schlechteren Gitarristen. Dann ist es ja kein Wunder, daß Du Dich um den Rest kümmern musst; geduldet und nicht wirklich vonnöten.
In vielen namhaften Bands war das Amt des Bassisten auch nicht besonders begehrt und wurde wirklich von weniger begabten Gitarristen bekleidet.
Paul Mc Cartney, z.B. Basser bei den Beatles, übernahm den Job, den Lennon nie gemacht hätte.
Die Rolling Stones waren lange auf der Suche nach Jemandem, der sich in dieses Amt fügen konnte. Die Liste zu vervollständigen ist so aufwendig, das kann nur Chuck Norris.Doch immer wieder finden wir die netten Jungens, die sich bedenkenlos in den Schatten der „Großen“ stellen. Was dabei herauskommt?
AC/DC Bassist Cliff Wiliams beschränkt sich beim Bass spielen auf das Untermalen der Gitarrenriffs mit fetten Tönen, was ihm zum Spitznamen „Achtel- König“ verhalf. Das macht die Musik nicht eben schlechter. Oft wird vom Basser noch weniger verlangt, eben nur einmal pro Takt die Saite anzuschlagen, das sogenannte „Eier Legen“.
Aber es geht auch besser. Dann haben wir noch solche Bassisten, die sich nicht unterdrücken ließen, gefeuert wurden oder sich nach langen Jahren von ihrem Joch befreiten und eigene Bands gründeten, damit berühmt wurden oder scheiterten. Lemmy von Motörhead ist einer, der es geschafft hat.
Mittlerweile ist der Bass jedoch etabliert und es gibt genügend Bands, die Wert auf coole Basslinien legen. Es gibt genügend Beispiele für Songs, die ohne ihre Basslinien keinen Wiedererkennungswert hätten.
Schon Johann Sebastian Bach versah viele seiner Stücke mit einer vollwertigen Bassstimme. Viele Walking Bass Linien, wie sie in Blues, Jazz und Rock´n´Roll und Beatmusik häufig verwendet werden und wurden, gehen auf ihn zurück. Bassisten sind eben nicht nur Statisten sondern oft vollwertige Musiker, die der Musik genau das geben, was sie braucht um tanzbar zu sein: Groove.
Um den Bassisten den fachfremden Hörern ein wenig näher zu bringen, werde ich in den nächsten Ausgaben einige meiner Helden vorstellen, von Erfolgsgeschichten oder Schicksalen berichten, die hinter diesem großartigsten aller Intrumente stehen – dem Bass.