Schon auf dem Weg in das Café, in dem wir uns unterhalten wollen, bekomme ich einen Eindruck von Roman Geikes Persönlichkeit. Wir laufen die Bölschestraße entlang und reden über Berlin, über Köpenick, über den Kiez. Er gerät ins Schwärmen, wirkt beinahe aufgedreht. Nebenbei werden viele Leute gegrüßt, allerlei Hände geschüttelt. Menschen freuen sich, wenn sie ihn sehen.
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Bei einer befreundeten Schneiderin bestellt er eine blaue Hose mit roten Erdbeeren darauf – eine Frauenhose, wohlgemerkt. Während man bei jedem anderen Menschen sofort die Stirn runzeln würde, ertappt man sich bei MC Ramon dabei, wie man sich das sogar ziemlich gut vorstellen kann. Geike, ein Künstler, der seine musikalischen Identitäten wechselt wie andere ihre Unterwäsche, mag ja vielleicht schrill sein. Eins ist er aber mit Sicherheit nicht: aufgesetzt. Er ist der Cornerboy, der ein Auge auf seinen Bezirk hat. Der sich zu Hause fühlt. Der weiß, was ihm Spaß macht.
„Spaß spielt die größte Rolle in meinem Leben“, wird er später noch sagen.
Im Café bestellt er ein Stück Erdbeertorte, dazu einen Kaffee und ein Gläschen Sekt. Wir reden über seine Kindheit, seine Anfänge in der Musik. Darüber, dass er schon früh Freude an Rhythmen entwickelt hat. Für ihn ist Musik „eine unantastbare schöne Frau. Man sollte sie gut behandeln. Sie verliert all ihren Glanz, wenn die Sache unecht wird“. 1977 wird er im Krankenhaus Köpenick geboren. Als Knirps bekommt er mit, wie seine Mutter RIAS hört, insbesondere Rik De Lisle, den „alten Ami“. Das prägt ihn.
Im Elternhaus findet man ihn oft am Plattenspieler, mit dem Kopfhörer auf den Ohren und stundenlang im Takt wippend. In der Schulzeit stellt er passenderweise fest, wie viel Freude ihm der Musikunterricht macht. Doch auch Gedichtrezitationen baut er zu kleinen Performances aus. Der Entertainer in ihm ist da längst geboren. Die Wendezeit erlebt er als Schüler am Gymnasium Friedrichshagen mit.
Zu seinen größten Errungenschaften gehört damals ein Sony Walkman, auf dem allerhand neue Musik gespielt wird.
Als 15-Jähriger schreibt er erste Hip-Hop-Texte. Übernimmt er Anfangs noch Passagen aus amerikanischen Songs und übersetzt sie ins Deutsche, entwickelt der junge Cornerboy alsbald einen sehr eigenen Stil.
Im Winterurlaub in Tschechien lernt er zwei Jungs kennen, die in einer Rockband namens Maladment spielen. Kurz darauf ist er deren Sänger. Zum Videodreh für die Single „Babe“ geht’s nach Los Angeles, ein Plattenvertrag bei BMG macht's möglich. Die Vorstellungen des Labels unterscheiden sich in der Folge aber von denen der Band und man geht eigene Wege.
Geike widmet sich jetzt dem Drum & Bass, und tourt mit Freunden als „Hightekcrew“ durch Tschechien und Polen. In Berlin finden beispielsweise Partys im Magnet statt. 2003 lernt er Jan Driver, einen elektronischen DJ und Produzenten kennen. Die beiden werden gute Freunde und scheinen auch musikalisch auf einer Wellenlänge. Der Song „Ladies want it“ schafft es sogar bis nach Australien: „Just Jeans“, das dortige H&M, verwendet den Track in einem Werbeclip und verschafft den beiden eine in der Ecke unverhoffte Popularität.
Den wohl krassesten Richtungswechsel legt Geike 2005 hin. In seiner Figur Romano begeistert er die Massen mit feinstem Schlager.
„Worte der Liebe“ und „Blumen für Dich“ tönen bei Auftritten aus den Lautsprechern.
Für Geike aka Romano aka MC Ramon sind die vielen Stile kein Problem. „Musik muss aus dem Herzen kommen, locker und leicht, ohne Druck “ Mittlerweile hat Geike so viele Projekte mitgemacht, dass es ihm selbst schwer fällt, alle aufzuzählen. Neben einem Track mit Oliver Koletzki kennt man MC Ramon unter anderem auch als Cornerboy aus dem Musikvideo „Itchy“ von Geike-Kumpel Siriusmo.
Der musikalische Alleskönner ist eigentlich gelernter Mediengestalter, kann aber von der Musik leben. Und das, obwohl er kaum Wert auf Promotion legt. Wer sämtliche Facetten von Roman Geike kennenlernen möchte, muss im Netz ganz schön suchen. Letztlich passt das aber zu dem Künstler, der sich nicht für Erfolg verbiegen lässt. Wie lange er noch zwischen den Rollen wechseln oder generell Musik machen will, weiß Geike nicht genau.
„Das Leben ist wie ein Ballsaal, in dem getanzt wird. Auch wenn Du dich kurz hinsetzt, gibt es keine wirkliche Pause. Und ich hab eh Lust noch eine Menge zu tanzen.“