
„Aus heutiger Sicht eine große Fehlinvestition.“Nach der Insolvenz zog es ihn ohne konkretes Ziel ins Ausland. Er verbrachte längere Zeit in Costa Rica, Portugal, Israel, Kuba, Thailand, Indien, Kanada und etlichen weiteren Ländern. Insgesamt bereiste er über zwölf Jahre den Globus. Existenzängste kannte er trotz der „speziellen Erfahrung“ mit der freiheit fünfzehn dabei nie. Irgendeine Arbeit ließ sich schließlich immer finden. In Indien absolvierte er sogar eine Yoga-Ausbildung und praktizierte anschließend als Lehrer. „Der Drang zu entdecken ist bei mir stets größer als die Angst vor neuen Dingen“, erklärt er, „außerdem hatte ich während meiner Reise so die Möglichkeit zu erkunden, was ich wirklich will. Welchem Impuls folge ich? Höre ich auf mein Inneres oder auf das, was von außen kommt? So gesehen bin ich heute dankbar für die Insolvenz.“ Trotzdem verlor Heene niemals die Heimat aus den Augen. Jede Kultur hat ihre eigene spannende Identität, stellte er fest, doch letztlich sehnte er sich nach dem Bekannten. Dass er nach seiner Rückkehr wieder in die Gastronomie einsteigen würde, stand außer Frage. „Etwas anderes kann ich doch auch gar nicht“, gibt Heene lachend zu. Zwar absolvierte er seiner Mutter zuliebe in der DDR eine Ausbildung zum Heizungs-Installateur, wusste aber vom ersten Tag an, dass er in diesem Beruf nicht arbeiten möchte. Um ohne Abitur doch noch Maschinenbau studieren zu können, ging er daraufhin anderthalb Jahre zur Armee, bekam aber während dieser Zeit eine Absage von der Hochschule. Kurzerhand begann er mit 21 Jahren beim Gestaltungskollektiv kreativ zu arbeiten. Ab 1987 trat er als Inhaber eines Ateliers mit „The Tailors“ bei Theater-Modeschauen auf, musste aber für die Volkssolidarität Essen ausfahren, um das bezahlen zu können.
„Ich hätte auch weiter auf dem Himalaya meditieren können, aber das füllt mich nicht aus.“Nach der Wende nutzte er die Aufbruchstimmung und war eine Weile mit zwei Videotheken erfolgreich. „Es gab einen Mangel an Unterhaltung – die Leute wollten den Westen inhalieren“, erinnert sich Heene. 1998 folgte dann der Schritt in das Gastgewerbe, er beteiligte sich mit anderen am Bräustübl in Friedrichshagen. Bis hierhin liest sich sein Werdegang wie eine Ost-Variante von Forrest Gump – einer, der sich loslöst von allen Zwängen und glücklich ist mit dem, was ihm Spaß macht. Auch mal zu stolpern, gehört aber zum Leben dazu. „Als das Angebot für das Schlosscafé kam, habe ich mich gefragt: Kollabiere ich jetzt oder begreife ich das als neue Chance? Ich hätte auch weiter auf dem Himalaya meditieren können, aber das füllt mich nicht aus.“
Schloss Café
Schlossinsel, 12557 Berlin, T. 65 01 85 85, info@schlosscafe-koepenick.de